Konzertbericht: Eluveitie w/ Skálmöld, Ithilien

11.12.2015 Rostock, Alte Zuckerfabrik

Gute anderthalb Jahre befanden sich ELUVEITIE auf der „Origins“-Welttournee und begeisterten das Publikum auf dem gesamten Globus. Am heutigen Abend steht nun das, tatsächlich eher kleine, Finale an. Gemeinsam mit SKÁLMÖLD und ITHILIEN machen die Schweizer einen letzten Stopp in der Alten Zuckerfabrik in Rostock.

IthilienDen Anfang des Abends machen ITHILIEN, welche für den letzten Teil der Tour als Support an Bord waren. Aufgrund einer Vorverlegung des Einlasses und somit auch der Bühnenzeit der Belgier, erreichen wir die Alte Zuckerfabrik leider erst pünktlich zum Ende ihres Sets. Jedoch scheint es so, als wäre der Club bereits zu diesem Zeitpunkt gut gefüllt gewesen. Das Schicksal, die erste Band verpasst zu haben, teilen weitere Gäste ebenso.

Skalmöld-1-M1Relativ zügig nach der Ankunft geht es dann mit den Isländern von SKÁLMÖLD weiter, welche auf dieser Tour mit weiblicher Unterstützung unterwegs sind, da der eigentliche Keyboarder Gunnar Ben passen muss. Als Ersatz steht mit Helga Ragnarsdóttir im Übrigen familiäre Verstärkung für die Brüder Baldur und Snæbjörn Ragnarsson parat.
Das SKÁLMÖLD an diesem Abend mehr als nur ein netter Support sind, wird ziemlich schnell deutlich, da die Alte Zuckerfabrik auch hier von der ersten Sekunde an sehr gut gefüllt ist und ein Durchkommen in die ersten Reihen kaum möglich ist. Das Sextett selbst ist sichtlich erfreut über den prall gefüllten Saal und gibt entsprechend Vollgas. Speziell Gitarrist Baldur Ragnarsson hat seinen Spaß und lässt gekonnt die Rampensau raus. Selbst wenn er vor statt hinter dem Mikro steht sind seine Schreie verdammt gut zu hören und das Publikum lässt sich nur zu gern von dieser guten Laune anstecken. Die Fäuste werden sowohl von Seiten der Band als auch von den Gästen zahlreich in die Luft gereckt und immer wieder gibt es den verdienten Applaus von den Zuschauern.

Skalmöld-1-M3Keyboarderin Helga wirkt anders als ihre Bandkollegen recht stoisch, jedoch huscht ihr gelegentlich doch ein verschmitztes Lächeln über das Gesicht. Aber vielleicht liegt dies auch nur am heimischen Vodka mit „Opal“-Geschmack, welcher gut platziert auf dem Keyboard steht. Musikalisch geben sich SKÁLMÖLD am Ende der langen Tour absolut keine Blöße und überzeugen mit sattem Sound und einer Setlist, die quer durch alle drei Alben führt. Stücke wie „Gleipnir“, „Kvaðning“, „Að Hausti“ fehlen genauso wenig wie „Narfi“, bei welchem sich Eluveities Anna Murphy nicht lumpen lässt und die Insulaner unterstützt. Nach gut 45 Minuten ist das Set leider vorüber und alles was bleibt ist eine mächtig schmorende Monitorbox, welche während der letzten zwei bis drei Songs kurz davor steht komplett abzubrennen. In gewisser Weise ist die durchgebrannte Box ein Sinnbild für die Energie, die SKÁLMÖLD mit ihrem Sound rüberbringen können.

Das Publikum ist also sehr gut angeheizt und nur noch wenige Gäste verirren sich vor die Türen des Saals, um schnell ein Bier zu holen. Wer sich jedoch raus wagt, der muss nun damit leben, sich im besten Falle in der Mitte des Saales wiederzufinden. Zu den Tönen von „Origins“ betreten ELUVEITIE die Bühne und ohne Umschweife sind alle Anwesenden voll bei der Sache.
Eluveitie-2-M1Die Band gibt diese Energie sofort zurück und liefert genau das, was sich jeder in der Alten Zuckerfabrik erhofft. Tatsächlich merkt man den Damen und Herren rund um Fronter Chrigel Glanzmann nicht an, dass sie bereits anderthalb Jahre auf Tour sind. Während viele Bands zu solch einem Zeitpunkt auf Tour einfach nur noch das Ende herbeisehnen, scheinen ELUVEITIE nicht genug zu bekommen. Einzig die Bühne ist ein wenig zu klein für die Vielzahl der Musiker und so geht die Bewegung hauptsächlich von Chrigel Glanzmann, Anna Murphy und der „neuen“ Frau an der Violine, Shir-Ran Yinon, aus. Der Sound der Schweizer ist von der ersten Sekunde an sehr ausgewogen und druckvoll, sodass es wirklich gar nichts auszusetzen gibt. Die Setlist ist gespickt mit Stücken fast aller Alben und die intelligente Mischung der Songs bietet genügend Gelegenheiten, um wirklich ausgelassen zu feiern oder eben auch mal Luft zu holen. Überraschenderweise gibt es mit „King“, „From Darkness“, „De Ruef Von De Bärge“ und „Carry The Torch“ lediglich im ersten Drittel der Show vier Stücke vom aktuellen Longplayer zu hören. Die Ansprache von Anna Murphy zu „De Ruef Von De Bärge“ sorgt auch auf ihrem Gesicht für ein breites Grinsen, da sie sich anfänglich in der Sprache verzettelt und nicht sofort registriert, dass sie wieder deutsch sprechen kann. Aber auch unabhängig von dieser Ansprache ist klar, dass Anna mit ihrer fröhlichen und natürlichen Art zum Aushängeschild für ELUVEITIE geworden ist. Ihre stimmlichen Fähigkeiten stehen natürlich auch an diesem Abend nicht zur Debatte. Jeder Ton sitzt klar und deutlich. Selbst Chrigel kann da mit seiner starken Stimme nicht mithalten.
Eluveitie-1-M1Die Mitte des Sets, bestehend aus sechs Akkustik-Stücken, dient dann dem Luftholen für Musiker und Publikum. Leider wissen einige Gäste die Darbietung nicht richtig zu schätzen und versuchen sich lieber in der Massenproduktion von Selfies und stören dabei die Leute, die lieber der Musik folgen wollen.
Erst als mit „Helvetios“ das letzte Drittel des Sets eingeläutet wird, konzentrieren sich die meisten Leute wieder auf das Geschehen auf der Bühne. Kurz vor Ende der Show fordert Chrigel noch ein Circle-Pit und prompt wird geliefert. Allzu viele Leute haben jedoch keine Lust auf diesen und begnügen sich mit dem Hüpfen zur Musik.
Nach insgesamt 24 Stücken ist dann fast das Ende des Konzerts erreicht und nur noch eine Nummer fehlt. „Inis Mona“ gibt es als Zugabe zu hören und nach gut zweieinhalb Stunden ist die „Origins“-Welttournee endgültig beendet.

Eluveitie-11-M1Was möchte man nach solch einem Abend noch sagen? ELUVEITIE haben wirklich für einen würdigen Abschluss der Tour gesorgt und sich in die Herzen der Rostocker gespielt und auch SKÁLMÖLD dürften eine Menge neuer Fans gewonnen haben. Es bleibt nur zu hoffen, dass die nächste gemeinsame Tour dieser beiden Bands nicht lange auf sich warten lässt. Immerhin wären die beiden Truppen dann zum vierten Male gemeinsam unterwegs.

Publiziert am von Christoph Ilius

Fotos von: Christoph Ilius

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