Review Adept – Sleepless

Wie bei so ziemlich allen Dingen im Leben spielt das Timing auch beim Release eines Albums eine entscheidende Rolle. Im Fall von ADEPT hätte es sich wohl kaum schlechter auswirken können: Nachdem die schwedischen Post-Hardcoreler ihr viertes Studioalbum „Sleepless“ bereits komplett produziert hatten, kam es zu Streitigkeiten mit ihrem Label Panic & Action. Das Resultat war, dass die Platte komplett neu aufgenommen werden musste. Doch dann geschah etwas Unvorhersehbares, ADEPT kamen bei Napalm Records unter Vertrag. Somit können die Fans den Longplayer mit einem halben Jahr Verspätung endlich in Händen halten. Hat sich das Warten gelohnt?

Für Anhänger der Band und modernen Post-Hardcores bestimmt, alle anderen sollten vor ihrer Entscheidung erst mal eine Hörprobe auf sich wirken lassen. An den Vocals hat sich nichts geändert, man bekommt weiterhin das genretypische Duo aus hohen, aalglatt produzierten Cleans, die ein wenig an A Skylit Drive erinnern, und aggressiven Shouts geliefert. Während erstere leider oftmals zu weichgespült klingen, schaffen es letztere schon eher, Emotion zu transportieren, unter anderem durch stimmige Variationen in der Tonhöhe. Erwähnenswert sind außerdem die Spoken-Word-Ansagen, mit denen „Black Veins“ die Platte eröffnet und die später zum Beispiel im tröstenden „Dark Clouds“ und im hoffnungsvoll abschließenden Titeltrack wieder auftauchen, da sie den persönlichen Bezug der Texte hervorheben.
ADEPT besingen vor allem Trennungsschmerz und Selbstzweifel, aber auch das nostalgische Zurückblicken auf bessere Tage („Rewind The Tape“) und das Aufbegehren gegen Mobber („Down And Out“). Dabei gelingen ihnen sogar ein paar recht einfallsreiche Formulierungen, hin und wieder passieren ihnen jedoch geradezu peinlich banale und ausgelutschte Ausrutscher („Down And Out“). Den größten Pluspunkt können ADEPT mit den Gitarren verbuchen, denen immer wieder interessante und stimmige Melodien entlockt werden. Vor allem die ruhigeren, Post-rockigen Momente sowie die energetischen Passagen wie zum Beginn von „Wounds“ wissen wirklich zu gefallen.
Das große Aber lässt jedoch nicht lange auf sich warten und äußert sich in Form von nichtssagendem, modernen Geschrammel und hinter jeder Ecke lauernden Breakdowns. Klar, Core und Breakdown sind wie Pech und Schwefel, aber da gibt es dann doch einige Bands, die das besser können als ADEPT. Hier sind sie jedenfalls viel zu stark vertreten und verbannen oftmals die an sich schönen Melodien in den Hintergrund. Dagegen können sich leider auch die gelegentlichen Synthesizer nicht durchsetzen, die der Musik an manchen Stellen etwas Ambient-mäßiges verleihen. Je nach Verteilung der Stilmittel kommen dabei ein paar ziemlich gute („The Choirs Of Absolution“) und ein paar eher negativ auffallende Tracks („Lights“) heraus, insgesamt ist „Sleepless“ aber eine ziemlich runde Sache.

Wer die zu glatte Produktion – vor allem die der Cleans – sowie die eher uninspirierten Rhythmusgitarren verschmerzen kann, sollte dem Album aber zumindest eine Chance geben. In mancherlei Hinsicht halten sich ADEPT zwar noch zu sehr an die gängigen Konventionen moderner Core-Bands, ein paar positive Wiederkennungsmerkmale sind ihnen aber doch zu eigen, sodass sie sich schon etwas über den Durchschnitt hinwegsetzen. Auch auf die im Hardcore obligatorische Uptempo-Raserei wurde trotz der vielen Verschnaufpausen keinesfalls verzichtet, sodass man ADEPT zumindest keine billige Mainstream-Anbiederung vorwerfen kann.

Wertung: 6 / 10

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