Review Darkestrah – Turan

  • Label: Osmose
  • Veröffentlicht: 2016
  • Spielart: Black Metal

Einfache Musik für den schnellen Genuss zwischendurch komponieren – das war wohl niemals erklärtes Ziel der Black-Metaller DARKESTRAH. Betrachtet man die bisherige Diskographie der aus Kirgisistan stammenden Formation, fällt ins Auge, dass die meisten Alben mit einer geringen Stückzahl an Songs ausgestattet sind, die jedoch über eine ordentliche Länge verfügen. An diesem Konzept hält man auch mit dem sechsten Studioalbum „Turan“ fest: Sechs Nummern mit einer Mindestlaufzeit von je sieben Minuten werden hier dargeboten.

Der erste Song „One With The Grey Spirit“ beginnt gemächlich. Naturgeräusche wie Rabenschreie legen eine dichte Atmosphäre zugrunde, die der beim Betrachten des Covers erwarteten Ausrichtung entspricht. Eine sanfte Stimme ertönt, welche schamanisch anmutenden Sprechgesang in einer fremden, nordisch klingenden Sprache vorträgt. Schon sehr früh verspürt man den Drang, die Augen zu schließen, die Außenwelt zu vergessen und nur noch den Klängen des Albums zu lauschen, obwohl im Grunde noch nicht viel passiert ist. Fast vier Minuten dauert es, bis der über zehn Minuten lange Opener explodiert und in metallische Gefilde übergeht, begleitet von großartigen Riffs und vortrefflichem Krächzgesang. So macht schon der Anfang des Albums deutlich, dass DARKESTRAH es meisterlich verstehen, die Länge der Songs abwechslungsreich zu füllen und sie interessant zu halten, anstatt sich in unnötig ausufernden Nummern zu verzetteln, die man mit halber Spielzeit besser hätte präsentieren können. Hier – und das gilt für alle Nummern – sitzt jedes Element an der richtigen Stelle, die Lieder wirken nicht eine Sekunde zu lang.
Die Stimmung, die das Album dominiert, entspricht dem Betrachten der Natur an einem eisigen Wintertag. Um eine derartige Atmosphäre bemüht man sich im Black Metal nicht selten, und doch wird sie nicht immer erreicht und trefflich widergegeben. Mit „Turan“ ist DARKESTRAH dieses Kunststück gelungen. Was hier an Liedgut geboten wird, besitzt trotz der gefühlten Kälte, die in erster Linie durch den Gesang und die Gitarrenarbeit getragen wird, auch einiges an Anmut. Wüsste man es nicht besser, könnte man DARKESTRAH für eine Black-Metal-Band aus dem für dieses Genre bekannteren hohen Norden halten, was durchaus positiv gemeint ist. Erweitert wird das Soundgewand durch bereits erwähnte Naturgeräusche, aber auch durch orchestral anmutende Passagen, wodurch das Klangspektrum vielschichtig, aber zu keiner Zeit überladen wirkt. Negativ beim Sound ist allerdings das Schlagzeug anzumerken, welches stellenweise einen unangenehmen Buschtrommel-Sound besitzt und damit aus dem stimmigen Gesamtbild des Albums herausfällt.

Mit „Turan“ legen DARKESTRAH ein atmosphärisches Stück schwarzmetallischer Musik vor, welches die volle Aufmerksamkeit des Hörers verdient, aber auch einfordert. Es ist keine einfache Platte, man muss sich wirklich Zeit nehmen, um in die Musik einzutauchen und diese dann am besten als Gesamtwerk hören, da es schwer ist, unter den allesamt sehr guten Songs einen Favoriten auszumachen. Nebenbei hören ist nicht zu empfehlen, zum einen, weil sich dadurch das stimmige Gesamtbild des Sounds nicht gänzlich erschließt, und zum anderen, weil es der dargebotenen Musik auch keinesfalls gerecht würde.

Wertung: 8.5 / 10

Publiziert am von Pascal Weber

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