Interview mit Mats Johansson von Axewitch

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Es gibt Bands, die lassen es gerne langsamer angehen und es gibt AXEWITCH: Die 1981 gegründete schwedische Heavy-Metal-Band veröffentlichte ihr letztes Album mitte der 80er und hat sich damit stolze 35 Jahre Zeit gelassen, einen Nachfolger zu produzieren. Kehrt eine Band nach so langer Zeit zurück, sind oftmals nicht sehr viele und manchmal sogar überhaupt keine Gründungsmitglieder mehr übrig – nicht so bei der Truppe aus Linköping, die mit der Ausnahme von Bassist Tommy Brage auch dreineinhalb Jahrzehnte nach ihrem letzten Output noch aus allen Ur-Mitgliedern besteht. Wir sprachen mit Drummer Mats Johansson über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft einer der ältesten Metal-Bands Schwedens.

Hallo Mats und vielen Dank, dass du dir Zeit für ein Interview nimmst! Wie geht es dir?
Ich habe zu danken. Ja, es wird schon … Wir alle hoffen, dass die Pandemie bald vorüber ist und den Leuten unser neues Album gefallen wird.

AXEWITCH waren einst unter Schwedens Heavy-Metal-Bands der ersten Stunde, allerdings befandet ihr euch nun lange im Schlummerzustand. Warum ist gerade jetzt der Moment für ein Comeback gekommen?
Eigentlich war der Plan, 2008 direkt nach unserem Auftritt auf dem „Sweden Rock“ mit den Aufnahmen zu beginnen, aber sowohl das Songwriting als auch das eigentliche Aufnehmen haben dann viel länger gedauert, als wir dachten. Unser Bassit Lasse verließ die Band und es hat ziemlich lange gedauert, einen passenden Nachfolger zu finden – wir konnten also erst ernsthaft mit den Aufnahmen beginnen, als Björn (Hernborg, Anm. d Red.) zu uns gestoßen ist. Allerdings wollten wir auch nichts überstürzen, also haben wir beschlossen, uns beim Songwriting Zeit zu lassen. Es hat wenig Sinn, sich ausgerechnet da Stress zu machen. Wir haben die Songs parallel zu den Aufnahmen geschrieben, was sehr zeitraubend war. Wir haben also nie wirklich ein Comeback genau für dieses Jahr geplant, sondern die Dinge einfach genommen, wie sie waren und es auf uns zukommen lassen.

Das Cover von "Out Of The Ashes Into The Fire" von AxewitchOut Of The Ashes Into The Fire“ ist euer erstes Album in 35 Jahren. Würdest Du sagen, dass sich eure Musik noch genauso anfühlt wie in den Anfangstagen der Band?
Wir hatten für dieses Album nie irgendein höhergestelltes Ziel. Wir haben einfach versucht, die besten Songs zu schreiben und die besten Aufnahmen zu machen, zu denen wir in der Lage sind. Wir haben nun schon etliche Kommentare von Leuten gelesen, die finden, dass unser neues Material überhaupt nicht wie der klassische AXEWITCH-Sound klingt, aber wie genau klingt der denn eigentlich? So wie auf „Pray For Metal“ oder ist damit doch eine der anderen Platten gemeint? „Hooked On High Heels“ von 1985 unterscheidet sich auch sehr stark von den vorigen Alben, die wir zwischen 1982 und 1984 aufgenommen haben. Ein guter Song ist ein guter Song – egal, ob er sich jetzt anfühlt wie in den 80ern oder wie aus der Gegenwart. Wir sind alle älter geworden und es ist eine Menge Wasser unter den Brücken durchgeflossen. Da wäre es schon seltsam, wenn wir uns in 35 Jahren überhaupt nicht entwickelt hätten. Wir sind aber schon der Meinung, dass diese Songs unverwechselbar nach AXEWITCH klingen.

Wie würdest du die Platte beschreiben?
Wie bereits gesagt, gab es im Hinblick auf den Sound des Albums kein höheres Ziel. Ich denke schon, dass die alten AXEWITCH in der Musik zu finden sind, aber man kann auch hören, dass seit unserem letzten Album eine lange Zeit vergangen ist. Es ist ein sehr ehrliches Album, das sicher nicht als innovativ für das Genre angesehen werden kann, aber es macht deutlich, wie AXEWITCH 2021 klingen. Wir finden aber auch, dass es auf jeden Fall Old School Metal ist.

Die meisten AXEWITCH-Mitglieder, die auf „Out Of The Ashes Into The Fire“ zu hören sind, waren von Anfang an dabei. Bestanden je Zweifel, dass die Band wieder zusammenkommen würde?
Nein. Wir waren schon immer gut miteinander befreundet und haben über die Jahre stets Kontakt gehalten, weshalb es überhaupt kein Problem war, die Band wieder zusammenzubringen.

Wie liefen das Songwriting und die Aufnahmen zu „Out Of The Ashes Into The Fire“ ab?
AXEWITCH waren schon immer eine Riff- und Gitarren-basierte Band, bei der alle Songs um ein Riff von Magnus (Jarl, Gitarre, Anm. d. Red.) oder Anders (Wallentoft, Gesang, Anm. d Red.) herumgebaut werden. Die Gesangsmelodien und Texte werden in der Regel von Anders oder Björn geschrieben und dann in die Musik eingewoben. Normalerweise planen wir nicht, einem Song einen bestimmten Vibe zu verpassen – das findet sich im Laufe des Schreibens von selbst. Ursprünglich haben wir auf dem Land im Studio eines Freundes (Ronny Max) mit den Arbeiten am Album begonnen. Weil die Entfernungen auf Dauer aber zu groß waren und es dadurch ziemlich anstrengend wurde, haben wir das gesamte Projekt in unsere Heimatstadt Linköping verlegt und dort weitergemacht. Etwas später erhielten wir dann das Angebot, zusammen mit zwei Freunden ein eigenes Studio aufzubauen. Daraus wurden die „Metal Studios“, in denen das Album letztendlich aufgenommen wurde. Wir haben das komplette Album selbst aufgenommen und produziert, was eine sehr lehrreiche Erfahrung war.

Das Cover von "Pray For Metal" von AxewitchIhr habt eure Songs „Axewitch“ und „Nightmare“, die es bisher nur auf eurem ersten Demotape gab, für die Platte neu eingespielt. Warum habt ihr genau diese Songs gewählt?
Ich glaube, wir wollten wissen, wie sich der klassische AXEWITCH-Sound durch die modernen, digitalen Aufnahmetechniken verändern würde. Diese beiden Songs sind nie über die Demophase hinausgekommen und nur auf Compilations veröffentlicht worden. Deshalb haben wir sie als unsere „Testobjekte“ verwendet.

Out Of The Ashes Into The Fire“ wird über Pure Steel Records veröffentlicht. Wie kam es dazu?
Unsere guten Freunde Mindless Sinner haben einen Vertrag mit Pure Steel abgeschlossen. Von ihnen hat das Label erfahren, dass wir an einem neuen Album arbeiten und nachgefragt, ob wir Interesse an einer Zusammenarbeit hätten. Hatten wir.

Wie sieht es mit Euren Tourplänen nach der Pandemie aus? Werden AXEWITCH nach Deutschland kommen?
Natürlich würden wir liebend gerne in Deutschland und vielen anderen Ländern spielen. Aufgrund der anhaltenden Pandemie haben wir aber noch keinerlei Pläne gemacht.

COVID-19 wirkt sich auf alle Bereiche des Lebens aus, aber tourende Bands und Live-Clubs scheinen besonders hart getroffen. Wie geht es euch damit?
Es ist, was es ist … Wir hoffen immer noch, dass wir zumindest in unserer Heimatstadt Linköping eine Releaseparty feiern können. Abhängig von der Situation planen wir zusammen mit dem „Hell Yeah Rock Club“, so etwas irgendwann im Sommer zu veranstalten. Man muss sich der Pandemie leider anpassen. Natürlich hoffen wir, dass wir in Europa und dem Rest der Welt spielen können, sobald das alles vorbei ist. Allerdings besteht das Risiko, dass das Interesse der Fans wieder abflachen könnte, wenn wir zu lange keine Möglichkeit haben, das Album zu promoten. Wir können nur das Beste hoffen. Wir werden versuchen, das Interesse an AXEWITCH aufrecht zu erhalten, während wir auf bessere Zeiten warten. Wir haben noch ein paar Asse im Ärmel …

Lass uns abschließend noch ein wenig Brainstorming betreiben. Was fällt dir spontan zu den folgenden Themen ein?
Pray For Metal: Hier hat alles angefangen. Es war eine selbst produzierte Mini-LP, die erschien, bevor sich irgendwer ernsthaft für uns interessierte.
Pandemie: Beklemmung. Viel Sorge um die Gesundheit von Freunden und Familie. Wirkt sich auch auf die Zukunftsplanung aus.
Festivalsommer: Leider fürchte ich, dass es dank der Pandemie in diesem Sommer keine Festivals geben wird. Da werden wir wohl auf den nächsten Sommer warten müssen.
Nostalgie: Es ist faszinierend, dass alte Bands und Alben aus den 70er und 80ern noch heute gespielt und geliebt werden. Vinyl ist in den letzten Jahren wieder richtig groß geworden.
New Wave Of Traditional Heavy Metal: Es gibt da draußen viele Bands, die das Banner des Heavy Metal hochhalten – sowohl wieder vereinte ältere Bands als auch Newcomer. Der Old School Metal ist im Underground stärker als je zuvor!
AXEWITCH in zehn Jahren: Wir werden noch immer die übellaunigen alten Säcke sein, die wir jetzt schon sind, aber hoffentlich mit etwas mehr Lebenserfahrung. Wir spielen dann immer noch Old School Metal und saufen Bier.

Noch einmal vielen Dank für deine Zeit! Möchtest du noch ein paar abschließende Worte an unsere Leser richten?
Ich danke all den Metalfans da draußen unendlich! Ich hoffe wirklich, dass euch das neue Album gefällt und dass wir uns bald auf irgendeinem Konzert sehen! Ihr rockt!

Redaktion Metal1.info

Publiziert am von

Dieses Interview wurde per E-Mail geführt.
Zur besseren Lesbarkeit wurden Smilies ersetzt.

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