Interview mit Johnny Flesh von Johnny Flesh & The Redneck Zombies

Dass der Rock ’n‘ Roll der 50er Jahre noch lange nicht tot ist, wollen JOHNNY FLESH & THE REDNECK ZOMBIES mit ihrer Debüt-EP „Frankensteins Hot Rod“ zeigen. Eine eigenständige Mischung aus Rockabilly, Metal und Country präsentieren die deutschen Südstaatler. Frontmann Johnny Flesh unterhielt sich mit uns über Whisky, Frankenstein und seine Redneck Zombies.

Hy Johann Fleisch! Wie geht es dir?
Hab einen Kater von gestern, aber sonst ist alles klar!

Johann Fleisch, was ist das überhaupt für ein Name? Stammst du aus einer Metzger- oder Jägerfamilie? Was haben sich deine Eltern dabei nur gedacht?
Dafür darfst du Mark Zuckerberg danken, der scheinbar der Meinung war, dass Johnny Flesh kein wirklicher Name ist. Oftmals habe ich es versucht, mir diesen Namen zu cashen… vergebens!!! Man muss durch 100 Formulare klicken und wird letztendlich abgelehnt. Dann dachte ich mir spaßhalber, den Namen mal auf Deutsch einzugeben. Wurde sofort angenommen, keine weiteren Fragen etc.
Im Endeffekt ist der Name ja nur eine Persiflage, allerdings nicht böse gemeint. Ich bin seit ewiger Zeit großer Fan von Johnny Cash. Um die Horrorfilm- und B-Movie Texte mit in das Thema zu bringen, kam ich dann auf Johnny Flesh.

Erzähle gerne von der Entstehung der Band.
Entstanden ist das Ganze als Studioprojekt. Ich probiere gerne sehr viel für mich selbst beim Recording aus. Die Resonanz darauf war überragend positiv. Es spielt sich ja auch locker von der Hand und macht gute Laune. Also habe ich fähige Musiker aus meinen Bekanntenkreis gefragt, ob sie mitmachen wollen.

Wie kam der Bandname zustande? Soweit ich weiß gibt es in der Band weder Rednecks noch Zombies!
Naja, Rednecks bzw. Südstaatler haben wir da schon in der Band. Wir sind ja aus Bayern global auf Deutschland betrachtet alle Südstaatler. (lacht) Der Zombieaspekt kommt nach einer durchzechten Nacht zustande.Ne, mal im Ernst. Ich bin großer Splatter-, Horror- und B-Movie-Fan. Da sind mir dann schon so einige Streifen untergekommen. Und da man Country und guten rotzigen Rock ’n‘ Roll doch gerne mit den Südstaaten und Rednecks in Verbindung bringt war das dann e schon klar. Nachdem ich dann auch noch 2001 Maniacs gesehen hatte war ich in meinem Vorhaben bestärkt.

Für die Leser, die euch nicht kennen: Beschreibe bitte eure Musik und was du damit ausdrücken willst.
Unsere Musik bringt gute Laune und lässt das Tanzbein schwingen. Da ihr ein Metal Online Magazin seid bin ich mir sicher, dass auch die bösen Pandabären sich dabei ertappen werden, dass sie mit dem Fuß wippen, obwohl sie sonst mit verschränkten Armen ganze Konzerte lang vereist dastehen.
Ich denke, was wir mit unserer Musik machen, ist ein simples Rezept. Du hast den guten alten Rock ’n‘ Roll, der seit den 50ern begeistert und einfach nie ausstirbt. Dann gibst du ne gute Country Attitüde dazu und packst das Ganze in ein modernes Soundgewand, welches durchaus viele Metal-Einflüsse hat. Und schon zieht’s dir die Falten aus dem Sack, aber im positiven Sinne, welches dir noch ein Grinsen auf die Lippen zaubert.Ich bin mir sicher, dass ich auch bei dir im Review wieder einen Volbeat-Vergleich lesen kann. Anfang ging es mir tierisch auf die Nüsse, aber ich habe gelernt, damit zu leben. (lacht)

Ja, da sei dir mal sicher, dass Volbeat im Text vorkommen wird! Aber für Leser und Hörer aus dem Metal sind Volbeat und vielleicht die Misfits wohl am ehesten noch Bands, mit denen man musikalische Vergleiche anstellen kann. Welche Vergleiche, die gemacht wurden, taugen dir denn eher? Auch wenn’s dir sicher am liebsten ist, es braucht keine Vergleiche.
Da hast du schon recht, dass man Bezüge herstellen muss. Vergleiche würde ich selbst sicher keine machen, weil es einfach sehr eigenständig ist. Aber ich denke, es gibt sicherlich schlimmeres, als mit Volbeat oder den Misfits verglichen zu werden.

Im Bereich Rockabilly bin ich nun nicht allzu bewandert. Welche Vorbilder oder Einflüsse gibt es für euch, was begeistert dich an dieser Musik?
Rockabilly ist nicht nur Musik. Das ist eher ne Lebenseinstellung. Das ist ne ganz andere Welt als Metal.
Wenn ich auf Metalkonzerte gehe (was auch nicht zu selten ist), ist das immer alles auf die Musik begrenzt. Bei Rockabilly ist das breiter gefächert. Du hast Leute, die sich für die Musik interessieren, Leute die Hot Rods bewundern, Leute die einfach auf Tattoos stehen, etc. Das ist einfach nicht nur Musik hören. Und außerdem muss man nicht zahlen, um auf Veranstaltungen spielen zu dürfen. (lacht) Konkrete Vorbilder gibt es keine. Sind einfach viel zu viele Einflüsse, die da zusammen kommen.

Der Gesang passt noch nicht recht zum Rest der Musik. Was gibt es deiner Meinung nach daran und allgemein noch zu verbessern?
Ok. Du bist der erste, der das so sieht. Der Rest stellt dann gleich Vergleiche mit Volbeat oder den Misfits auf. Zu verbessern sehe ich daran nichts. Ich denke, dass wir nach und nach das Soundbild sicherlich verändern werden. Momentan überlegen wir, uns einen Kontrabass in die Band zu holen. Macht einfach mehr her und klingt meiner Meinung nach auch ziemlich geil!Und auch wenn es für die ungewohnt klingt, ist das nur ein gutes Zeichen für das, was ich erreichen wollte. Denn ich wollte was Eigenständiges machen und nicht den Einheitsbrei. Schau dir doch nur mal die Hardcore- bzw. Metalcoreszene an. Das klingt doch alles nur noch gleich.Wenn du den Gesang einfach schlecht findest kann ich dich trösten. Ich versuche ihn durch konstantes Gesangstraining durch Eingabe von Whiskey zu verbessern. (lacht)

„Einfach schlecht“ kann ich nicht sagen, überhaupt nicht, nur mag ich das nasale im Gesang nicht besonders, auch bei anderen Sängern, wenn es halt wie durch die Nase gepresst klingt. (lacht) Nimmt für mein Gefühl eben etwas vom Drive raus, den die Musik sonst hat. Eigenständig ist’s aber auf jeden Fall, da darf es dann ruhig auch Ecken und Kanten haben!
So ist es. Ich mach den Gesang ja auch noch nicht so lange. Ich denke, das kommt mit der Zeit noch bis zur Perfektion. (lacht)

Durch welchen Whisky versucht du, deine Stimme zu verbessern? Kommt dir auch was anderes als der olle Pennypacker in den Rachen?
Pennypacker ist natürlich der Wahnsinn! Für den Low-Budget-Fusel-Bereich einfach mal ganz gutes Zeug. Ich glaube, wir haben den Absatz in unserer Region sehr gesteigert, anders kann ich mir nicht erklären warum die Flasche inzwischen zwei Euro mehr kostet (lacht) Naja, ansonsten natürlich den guten alten Jim Beam oder Southern Comfort.Jacky kann ich nicht mehr sehen, da bin ich übersättigt.
Aber das können wir auch gerne bei einem Filmabend mit Spirituosen bequatschen.

Das Cover von „Frankensteins Hot Rod“ ist ja ganz schön hässlich, aber auch irgendwie liebenswert. Hast du das selbst gemalt?
(lacht) Ja das stammt von mir. Ist wahnsinnig witzig zu sehen, wie die Unterschiede sind. In der Psychobilly-, Rockabilly- und Hot Rod-Szene finden alle das Cover sehr gelungen. Hätte ich nen Skull oder Pentagramme gemacht, wäre es anders herum.

Auf Skulls und Pentagramme kann ich persönlich gut verzichten. (lacht) Dem Cover nach zu urteilen müsste die EP eigentlich „Frankensteins Monsters Hot Rod“ heißen. Oder ist das Monster gezähmt und nun Frankensteins Chauffeur?
Da hast du recht. Nehmen wir ihn doch als Chauffeur. Ich denke, dass das Monster einfach in einer besseren Assoziation steht. Hätten wir einen Arzt darauf gemacht, hätte keiner verstanden, was gemeint ist.

Wie ist die Aufgabenverteilung in der Band: Machst du alles – Songwriting, Produktion etc. – alleine, oder ist das auf mehrere Schultern verteilt?
Hauptsächlich bin ich schon der Kopf der Band. Aber es ist nicht wie in einer Diktatur. Die anderen können ihre Ideen und Meinungen gerne einbringen. Das ist auch erwünscht, da es mir zeigt, dass sie voll hinter dem Projekt stehen.

Gibt es nach der EP schon Pläne für ein Album?
Ein Album ist bereits im Kasten. Da wir die Band allerdings aktuell umstrukturieren, warten wir noch etwas. Es ist gut möglich, dass diverse Sachen dann nochmal eingespielt werden müssen, um sie an das aktuelle Soundbild anzupassen.
Wir suchen natürlich aktuell auch nach einem Label, aber das ist ne üble Nummer. Den Billy-Labels ist es zu Metal und den Metal-Labels zu Billy…

Aber kann das nicht – da sind wir wieder bei deiner Lieblingsband – wie bei Volbeat auch ein Vorteil sein, wenn man zwischen den Genres zuhause ist und damit potentiell mehrere Hörer anspricht? Man muss natürlich trotzdem erst mal ein Label finden, dass auch das Risiko trägt, das ist klar.
Ist auf jeden Fall ein großer Vorteil, welchen die Labels scheinbar einfach nicht realisieren. Wahrscheinlich, weil sie einfach zu sehr auf ihre Klischees oder ihr Image achten.

Ein paar Konzerte habt ihr schon gespielt, wie kam die Musik beim Publikum an?
Ganz gut eigentlich. Bisher haben wir eigentlich nur auf Billy-Veranstaltungen gespielt und die Leute nehmen das Ganze sehr gut auf. Wie das beim Metalpublikum ankommt, wird sich auf den nächsten Shows und Festivals zeigen.

Welche Konzerte, auch vor Metalpublikum, stehen denn in nächster Zeit an oder sind in Planung?
Naja, Bookinganfragen gibt es schon noch einige. Um schon fixe Sachen zu sagen, wäre das das Riedfest 2012 und Wackel 2012. Am zweiten Weihnachtsfeiertag spielen wir in Hof mit ein paar Metal- bzw. Hardcorebands.

Ich habe gehört, du hast unter einem Pseudonym schon einen beachtlichen Verschleiß an Bands gehabt. Wird das mit den Redneck Zombies auch wieder so sein? Besteht da überhaupt die Chance auf ein richtiges Album?
Naja. Man wird älter und gesetzter. Hört man ja auch an der Musik (lacht) Das Problem an vielen Projekten im jüngeren Alter ist einfach, dass viele Leute einfach weg müssen (Studium, Job und und und). Somit hat sich so einiges wohl immer zerschlagen.Wir werden mal sehen, was die Zukunft bringt. Aber das Album ist ja schon im Kasten, also bitte ich hiermit offiziell alle Labels der Welt, uns mit Angeboten zu überschwemmen!

Welches sind deine Lieblingszombies? Langsame, Schnelle oder gar relativ Intelligente wie in Land Of The Dead?
Das verlangt die Atmosphäre des Films ab. Es muss in die Story passen, aber ich denke das können wir gerne mal bei nem Abend voller herrlicher Filme bequatschen.

Gerne! Jetzt reicht’s aber langsam, das Metal1.Wortspiel noch und dann ist Schluss:
Hillbilly: Stilvoller Hinterwälder (lacht)
Billy Boy: Gibt’s die auch mit Whiskeyaroma?
Billy Bob Thornton: Hat Angelina Jolie verloren. Foooool!
Willy Wonka: Ich mag keine Schokolade.
Fünf gegen Willy: Gut für die Prostata.
Braindead oder Evil Dead: Beides Kult, aber aufgrund des Comedyfaktors Braindead.
Chuck Norris oder Hans Sarpei: Bruce Campbell
Metal1.info: Kenne ich schon Jahre lang. Immer wieder nett reinzusehen!

Herr Fleisch, ich danke sehr herzlich. Wenn du den Metal1-Lesern noch etwas sagen möchtest, dann raus damit.
Ich hoffe ihr hört mal in unsere Musik rein und teilt uns mit, was ihr davon haltet.

Geschrieben am von Metal1.info

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