Interview mit Max Cavalera von Soulfly

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Kürzer treten ist für diesen Mann keine Option: Mit einem neuen SOULFLY-Album in der Mache, NAILBOMB-Shows im Kalender und CAVALERA (CONSPIRACY), GO AHEAD AND DIE sowie KILLER BE KILLED im Hinterkopf ist Max Cavalera derzeit umtriebiger denn je. Warum er der Zukunft trotzdem entspannt entgegenblickt und von welchen dieser Bands unter welchen Umständen neue Musik zu erwarten ist, berichtet Max im Interview.

Schon im Dezember letzten Jahres hast du angekündigt, dass es 2025 neue Musik von SOULFLY geben wird. Wann ist es so weit?
Es ist im Anmarsch! Es kommt! (lacht) Ich bin wirklich aufgeregt. Ich bin aufgeregt wegen dieser Tour, weil ich das Gefühl habe, dass diese Tour der Anfang der neuen Platte ist, der Promotion und allem. Wir werden sogar versuchen, ein oder zwei Songs von der neuen Platte zu spielen. Wir arbeiten gerade noch an einigen der Songs, aber ich fühle mich sehr gut. Ich denke, diese Platte fängt die Essenz von SOULFLY ein, nämlich Metal mit positivem Einschlag, verstehst du? Der positive Metal von SOULFLY. Die Grooves sind wirklich heavy, es hat eine Menge Tribal-Beats, gemischt wirklich coolen Hooks und Texten. Es ist wütend, aber eben nicht nur wütend. Es ist wütend, aber es versucht auch zu verstehen: Warum bist du wütend und versucht, eine Lösung zu finden und etwas Positives aus der Situation zu machen. Ich denke, darum ging es bei SOULFLY schon immer, von Anfang an. Wir bringen Metal und Positives in dieser Sache zusammen. Das ist ein neuer Ansatz. SOULFLY war von Anfang an anders als das, was ich vorher gemacht habe, und diese Platte wird den wahren Geist von SOULFLY einfangen.

Das klingt wirklich interessant, vor allem, weil die Grooves und Tribal-Elemente auf den letzten Platten nicht mehr so sehr im Vordergrund standen, da SOULFLY sich mehr zu einer Thrash-Metal-Band entwickelt hatte. Wird es also musikalisch zurück zu den Wurzeln gehen? Mehr Nu- oder Groove-Metal, mehr Weltmusik-Einflüsse?
Ja, ich habe mich auf mein Mindset bei den ersten und zweiten Platte besonnen. Diese Platten sind für mich besonders faszinierend: Sie sind verdammt heavy, aber ihr Groove ist unglaublich. Das sind tief darin verwurzelte schwere Grooves, das liebe ich. Auch wenn ich nicht glaube, dass das neue SOULFLY-Album eine Nu-Metal-Platte ist. Es ist einfach ein SOULFLY-Album! Ja, es hat Elemente aus dieser Zeit, aber auch gemischt mit dem modernen Metal von heute, da steckt auch viel von dem härteren Zeug drin, das mich inspiriert. Ich bringe damit also beide Welten zusammen, die Anfänge von SOULFLY und den aktuellen Metal. Ich finde das sehr aufregend, es passieren viele coole Dinge in der Welt des Metal.

„Scheiß darauf! Lasst uns zum ursprünglichen
Metal-Spirit zurückkehren!“

SOULFLY 2023 im LA Cham
SOULFLY 2023 in Cham; © Afra Gethöffer-Grütz/Metal1.info

SOULFLY spielen diesen Sommer auf unzähligen Festivals in Europa, da teilt man sich die Bühne mit den verschiedensten Bands. Es ist cool, mit Metallica zu spielen, aber wir spielen eben auch mit 200 Stab Wounds, mit Slipknot und mit Kublai Khan. All diese Welten kommen zusammen. Was SOULFLY dabei für mich cool macht, ist die Unvollkommenheit: Viele Jahre lang habe ich versucht, SOULFLY perfekt und professionell zu machen, und eines Tages habe ich einfach gesagt: Scheiß drauf! Nein! Ich werde akzeptieren, dass wir nicht perfekt sind und vielleicht sogar ein bisschen punkig, und ich glaube, dass SOULFLY dadurch menschlicher geworden ist. Weil wir menschliche Elemente wie Patzer zulassen und eben nicht perfekt spielen, sondern sehr inspiriert von der Magie des Augenblicks. Für mich ist es ausdrucksstärker, den Moment zu spüren, als in jedem Detail absolut professionell zu sein. Scheiß darauf! Lasst uns zum ursprünglichen Metal-Spirit zurückkehren!

Mir gefällt dieser Ansatz, und ich schätze es sehr, dass du dich sehr für die nächste Generation von Metalbands zu interessieren scheinst. Viele Musiker, die schon lange in der Szene aktiv sind, hören sich keine Neuerscheinungen mehr an oder sehen sich keine jungen Bands mehr an, weil sie den Bezug zu allem, was nach ihnen kam, komplett verloren haben. Das scheint bei dir ganz anders zu sein. Welche Bands sind denn für dich im Moment am interessantesten?
Im Moment höre ich ganz viele verschiedene Bands. Auf der härteren Seite mag ich Sachen wie Mongrel und Orthodox oder auf der etwas melodischeren Seite Unto Others – eine Band, die mich wirklich neugierig gemacht hat. Oder auch Zeal & Ardor … und ich liebe immer noch das ganze harte Zeug: Wir touren mit Necrot und Dead Heat, wir spielen immer wieder Shows mit 200 Stab Wounds und Body Box … diese ganzen Bands der neuen Death-Metal-Generation. Ich mag viele von ihnen – ich bin so etwas wie der verrückte Onkel oder Großvater dieser Jungs. (lacht) Das ist lustig und cool, weil sie wiederum die Werke aus der Vergangenheit lieben … sie verehren all dieses Zeug, einschließlich der frühen SOULFLY-Sachen! Viele von ihnen lieben die erste Platte und auch „Primitive“ sehr. Und mir macht es Spaß, mich mit neuer Musik zu beschäftigen, die gerade gemacht wird. Ich liebe natürlich immer noch die Klassiker, aber ich möchte nicht in der Vergangenheit stecken bleiben, sondern auch meine Begeisterung für die neuen Sachen teilen.

Das ist wirklich cool! Typisch für SOULFLY waren in der Vergangenheit auch all die Kollaborationen mit anderen Musikern, die als Gäste Gesang oder Gitarrenspuren beigesteuert haben. Wird es das auch auf dem neuen Album geben?
Ich hoffe es, ich drücke jetzt schon die Daumen! Wir versuchen gerade, das in die Wege zu leiten und zu schauen, wer bei der neuen Platte mitmachen kann. Aber ja, ich denke, das ist so etwas wie ein Markenzeichen von SOULFLY: Jede Platte hatte irgendeine Art von Gast, von Corey Taylor über Sean Lennon bis hin zu Todd Jones von Nails … es gehört einfach alles zusammen! Ich urteile nicht darüber, wer cooler ist oder wer besser ist. Das ist alles Zeug, das ich liebe! Und ich liebe es, meine Musik mit anderen Musikern zu teilen. Also ja, wir wissen noch nicht, wer, aber wir werden einige Gäste auf dem neuen SOULFLY haben.

„Bei dieser Platte geht es ein wenig chaotisch zu …“

Wie sieht euer Zeitplan für diese Veröffentlichung im Allgemeinen aus?
Wir haben noch keinen Namen, aber wir versuchen, es im Oktober zu veröffentlichen. Wir nutzen die Europa-Tour, um einige der Songs schon mal live auszuprobieren. Einiges von dem Material ist auch schon aufgenommen. Bei dieser Platte geht es ein wenig chaotisch zu, weil ich ständig auf Tour bin: Ich nehme ein bisschen auf – ich gehe auf Tournee – ich komme zurück und nehme ein bisschen mehr auf – ich gehe auf Tournee … es ist also ein langer Prozess. Das geht schon seit letztem Jahr so. Aber ich denke, das ist es, was das Album für mich so besonders macht, dass nicht alles an einem Ort zur gleichen Zeit gemacht wurde. Es entsteht in vielen verschiedenen Sessions, deswegen glaube ich, dass es viele unterschiedliche Facetten haben wird.

Wird Igor-Amadeus den Bass auf dem Album spielen, da Mike jetzt nicht mehr in der Band ist?
Ja, er wird einen großen Teil der Bass-Tracks einspielen. Für mich als Vater ist das wirklich cool, beide meiner Kinder dabei zu haben. Das ist eine unglaubliche Erfahrung. Wir tauschen uns auch immer noch mit Arthur Rizk aus, unserem Produzenten. Arthur macht großartige Sachen, er hat mit Blood Incantation das „Album des Jahres“ gewonnen, das war unglaublich. Ich liebe alle seine Arbeiten. Er weiß so viel über den Underground, es ist unglaublich, mit jemandem zu arbeiten, der sich so gut auskennt. Und er holt das Beste aus mir heraus, weißt du. Er stellt mich wirklich auf die Probe. Er will die beste Version von Max – er gibt sich nicht mit „Mittelmaß-Max“ zufrieden. (lacht)

Arthur übernimmt also wieder den Job des Produzenten für das Album?
Ja, zusammen mit Zyon. Er organisiert einen Großteil der Produktionsideen, zusammen mit Arthur. Das ist eine coole Kombination. Es gibt ein paar wirklich coole neue Sachen auf dieser Platte. Ich bin aufgeregt, Mann! Ich denke, es ist cool! Und ich finde es toll, dass wir diese Tournee haben, auf der wir etwas von dem Zeug spielen können, bevor das Album herauskommt. Ich erinnere mich noch an die Tour zu unserem ersten Album, bei der ich den Song „Primitive“ spielen konnte – der Song sollte nämlich ursprünglich für das erste SOULFLY-Album aufgenommen werden … aber mir ging einfach die Zeit aus, es gab zu viele Songs, und ich dachte: „Ich brauche keinen weiteren Song, es sind schon zu viele!“ Aber der Song war schon fertig, und als ich auf Tour war, habe ich „Primitive“ etwa ein Jahr lang gespielt, bevor dann die Platte gemacht wurde, das war cool. Ich hoffe also, dass es nun ähnliche Situation sein wird, wenn wir jetzt im Juni, Juli und August ein paar neue Sachen spielen – und dann kommt die Platte im Oktober raus.

„Als wir die Platte gemacht haben, waren wir wütend.
Aber jetzt sind wir noch zehnmal wütender.“

Ein straffer Zeitplan – vor allem, wenn man bedenkt, dass du neben SOULFLY noch viele weitere Eisen im Feuer hast: Völlig unerwartet spielen NAILBOMB wieder Shows. Was hat dich dazu bewogen, diese Band zu reaktivieren?
Sie ist zu gut, um sie einschlafen zu lassen! (lacht) Es ist so ein cooles Album. Für viele Fans ist es eine Kultplatte. Sogar Leute aus anderen Bands erzählen mir, wie sehr sie dieses Album lieben. Wir nutzen die Idee der „Live-Besetzung“ von unserem Live-Album „Proud To Commit Commercial Suicide“, bei dem wir einen Haufen verschiedener Musiker eingesetzt haben. Das werden wir im August in Europa wieder tun, wir spielen in Wacken und auf vielen sehr coolen Festivals. Ich finde es super, weil es genau die richtige Menge an Musik für etwa eine Stunde ist. Es passt perfekt für ein Festival-Set. Und es passt sehr, sehr gut zur heutigen Zeit und zu der Welt, in der wir leben. Die Songs passen perfekt. Als wir die Platte gemacht haben, waren wir wütend. Aber jetzt sind wir noch zehnmal wütender. Und die Songs sprechen die Welt jetzt noch besser an als 1995 …

Was traurig ist, aber leider auch wahr …
Es ist zum Kotzen! Aber das ist die Realität. Aber die Songs selbst werden großartig sein, es wird heavy. Und ich freue mich wirklich darauf, dieses Album von den Toten auferstehen zu lassen, und zwar für eine ganz neue Generation. Es gibt eine ganz Generation von Fans, die NAILBOMB noch nie live gesehen haben, und sie können das jetzt erleben. Das ist also ziemlich cool!

Damals hast du das Projekt mit Alex Newport gestartet. War das eine Option für euch oder hast du ihn sogar gefragt, ob er auch bei der neuen Besetzung mitmachen will?
Wir haben ihn gefragt, aber er war zu gut gelaunt, um sich wieder in das Chaos von NAILBOMB zu stürzen. (lacht)

„Man muss stinksauer sein,
um so etwas zu singen.“

Nailbomb - Point Blank Album ArtworkAlso wollte er bei der Neuauflage nicht mitmachen?
Weißt du, „Point Blank“ ist eine verdammt wütende Platte. Die Musik ist wütend und man muss stinksauer sein, um so etwas zu singen. Aber das Coole ist, dass er uns seinen Segen gegeben hat, er hat gesagt: „Ich will das nicht machen, aber mach ruhig, Mann, mach es. Habt Spaß dabei. Ich freue mich, dass du die Platte spielst, weil sie so cool ist. Also viel Spaß mit diesem Album!“ Außerdem spielen wir auch ein paar Coversongs, die einige Leute überraschen dürften. Ich werde jetzt aber nicht verraten, welche das sind. Das wird eine Überraschung! Ihr müsst euch bis zu den Festivals.

Aber es ist nur ein Tribut-Live-Ding, ihr plant also nicht, neue Musik als NAILBOMB zu machen?
Wenn ich Alex überzeugen könnte, eine neue Platte zu machen: absolut. Mit ihm würde ich ein neues Album machen. Ohne ihn würde es sich nicht ganz richtig anfühlen. Ich denke, live zu spielen ist etwas anderes: Die Songs sind alle fertig und wir können sie einfach spielen. Neue Musik zu machen … eigentlich habe ich im Moment auch zu viel um die Ohren, mit SOULFLY, GO AHEAD AND DIE, KILLER BE KILLED … wenn ich da noch NAILBOMB dazunehme, explodiert mein Kopf. Aber wir müssen auch nicht unbedingt nochmal neue Musik machen, das ist schon okay.

Ich wette, eure Fans sind da anderer Meinung: Die würden sicher gerne eine weitere Platte von NAILBOMB hören …
Ich würde auch gerne eine hören! Aber ich kann Alex nicht dazu zwingen, eine zu machen. Wir müssen beide sagen: OK, cool, lass es uns machen – oder eben nicht. Also warten wir einfach mal ab. Wir lassen das Leben einfach geschehen.

Also sind die Chancen zumindest nicht gleich null …
Nein, nein, das auf keinen Fall! (lacht)

„Nächstes Jahr wäre ein gutes Jahr,
um etwas Lärm mit KILLER BE KILLED zu machen.“

Du hast gerade KILLER BE KILLED erwähnt, also lass uns da gleich anknüpfen: Ist neue Musik in der Mache oder werdet ihr vielleicht auch mal in Europa spielen?
Die Jungs sind im Moment sehr aktiv, Greg [Puciato] macht Better Lovers, und Troy [Sanders] ist natürlich immer mit Mastodon beschäftigt. Aber früher oder später werden wir das tun. Nächstes Jahr wäre ein gutes Jahr, um etwas Lärm mit KILLER BE KILLED zu machen: Das neue SOULFLY-Album ist dann schon draußen, ich werde mit den NAILBOMB-Liveshows durch sein. Also könnten wir dann vielleicht an unserer dritten Platte arbeiten, nachdem die zweite, „Reluctant Hero“, schon etliche Jahre her ist. Ich glaube, wir können ein besonderes drittes Album machen, ein sehr, sehr cooles drittes Album, und mit all den verschiedenen Einflüssen, die wir einbringen können, etwas Neues schaffen. Wir stehen immer in Kontakt, besonders mit Greg, er ist ein guter Freund. Wir haben das Projekt ja damals gemeinsam gestartet! Zuerst waren es nur er und ich, die Demos und so gemacht haben. Es ist also cool, dass wir beide in super engem Kontakt bleiben und uns immer austauschen. Insofern: Ja, ich denke, nächstes Jahr dürfte eine gute Zeit für KILLER BE KILLED sein, um hoffentlich ein paar Dinge auf die Beine zu stellen.

Ihr habt mit KILLER BE KILLED auch noch nie in Europa gespielt … vielleicht wäre das ein guter Startpunkt …?
Wir haben nicht einmal hier [in den USA] gespielt … wir sind nur in Australien aufgetreten! Australien ist der einzige Ort, an dem man KILLER BE KILLED bisher live sehen konnte. Wir sind sonst noch nirgends gewesen. (lacht)

„Der ganze angepisste Teenager Max, der nie erwachsen wurde,
steckt in GO AHEAD AND DIE.“

Was ist mit GO AHEAD AND DIE? Mit dieser Band wart ihr bisher auch noch nicht in Europa … ein weiterer Punkt auf deiner To-do-Liste!
Wir hatten ein Event in Arizona, die „Max Cavalera Dynasty Show“. Da sind NAILBOMB, SOULFLY und GO AHEAD AND DIE aufgetreten. Ich habe also drei Shows an einem Abend gespielt! Aber es war cool – und es war voll! Ich würde so etwas gerne in irgendeiner Form nach Europa bringen. Vielleicht ein paar Shows in Deutschland, ein paar in England, ein paar in Frankreich. In diesem Format, mit ein paar anderen Bands, die wir mögen oder die Teil des Cavalera-Stammbaums sind. Das wäre schon cool. Ich liebe GO AHEAD AND DIE. Ich denke, es ist eines meiner krassesten Projekte. Es ist jedenfalls definitiv das Einzige, bei dem es mir völlig egal ist, ob es jemanden gefällt oder nicht. Der ganze angepisste Teenager Max, der nie erwachsen wurde, steckt in GO AHEAD AND DIE. Er hat sich geweigert, erwachsen zu werden! Hoffentlich bringen wir das irgendwann einmal nach Europa.

Es gibt noch ein anderes Projekt von dir, über das wir noch nicht gesprochen haben, CAVALERA … oder CAVALERA CONSPIRACY? Ich bin mir nicht einmal sicher, ob es dieselbe Band ist oder zwei verschiedene Projekte? Vielleicht kannst du dieses Rätsel ja gleich mal auflösen?
Es ist auch für mich ein Rätsel. (lacht) Also, ich würde sagen, dass CAVALERA jetzt mehr die alten Sachen spielt. Wir haben gerade das Sonic Temple Festival mit Metallica gespielt, wir haben eine ganze Amerika-Tour gemacht, „Third World Trilogy“. Jetzt treten wir in die „Chaos A.D.“-Phase ein, die sehr aufregend ist: Ich denke, „Chaos A.D.“ ist aus vielen Gründen ein besonderes Album. Es hatte einen enormen Einfluss auf viele, viele Musiker, etwa die Jungs von Slipknot, Gojira, Deftones, Korn … sie alle lieben „Chaos A.D.“. Es ist wirklich eine magische Platte. Das ganze Album zu spielen, wird fantastisch werden! Wir spielen eine Show mit Slayer, und eine Show mit Lamb of God im September. Und dann hoffentlich Europa. Es ist zu schade, dass wir das nicht alles zusammen nach Europa bringen können.

Was genau bedeutet „Chaos A.D.“-Phase? Habt ihr vor, auch von diesem Album ein Remake zu machen, wie ihr es mit den Vorgängern gemacht habt?
Im Moment nicht, nein. Im Moment spielen wir es nur live, was großartig ist. Viele dieser Songs haben wir noch nie live gespielt. Sachen wie „Manifest“, „Clenched Fist“, „Amen“ sind wirklich obskur. „We Who Are Not As Others“ … das ist so eine seltsame Platte! „Chaos A.D.“ ist wirklich ungewöhnlich. Aber dann sind da eben auch die ganzen Hits: „Territoriy“, ‚Slave New World‘, ‚Refuse/Resist‘. Ich glaube, das wird cool werden! Hoffentlich kommen wir dazu, etwas live aufzunehmen, das wäre noch besser als eine Neuaufnahme des Albums. Wenn wir eine besondere Show spielen, vielleicht auf dem Red Rocks oder so, könnte man das aufnehmen und eine DVD mit einem speziellen Live-Mitschnitt daraus machen.

„Es war, als würde man ein altes Auto nehmen
und einen brandneuen Motor einbauen.“

Das ist eine gute Idee! Und danach geht es dann weiter mit „Roots“? Wird es 2027 dann die „Roots“-Tribute-Tour geben?
Das können wir jederzeit! Wir haben ja schon einige gespielt. Aber ich werde das einfach auf mich zukommen lassen. Es hat wirklich Spaß gemacht, die ersten drei Alben neu aufzunehmen. Ich liebe sie. Und ich glaube, die meisten Leute mögen die Neuaufnahmen sehr. Es war, als würde man ein altes Auto nehmen und einen brandneuen Motor einbauen. Und schon hat man eine alte Kiste mit einem superstarken Motor. Viele Leute finden das Konzept von Neuaufnahmen nicht gut, aber sind trotzdem begeistert davon, was wir mit diesen drei Platten gemacht haben. Es hat viel Spaß gemacht, das zu machen und zu touren. Wir lassen das jetzt einfach ganz entspannt weiterlaufen. Es passiert gerade so viel. Jetzt bin ich gerade voll und ganz im SOULFLY-Modus. In meinem Kopf dreht sich im Moment alles darum, die SOULFLY-Platte fertigzustellen und die SOULFLY-Tour zu spielen … mal schauen, was danach passiert.

Vollkommen verständlich, aber ja, das kann ich bestätigen:  Ich bin normalerweise auch kein großer Fan von Neuaufnahmen, aber in diesem Fall ist es perfekt gelungen: Ich hätte das auch nicht für nötig gehalten, aber als ich die Alben dann gehört habe, war ich hellauf begeistert …
Ich würde mir wirklich wünschen, dass mehr Bands ihre erste Platte neu aufnehmen würden! Slayer, „Show No Mercy“, Kreator, „Endless Pain“. Vielleicht sogar Destruction, „Sentence Of Death“. Vielleicht auch Metallica, „Kill ‚Em All“. Ich fände das cool, das zu hören. Wenn sie es damals schon richtig hätten machen können, das wäre fantastisch gewesen.

„Etwas, das ich noch nie gemacht habe, ist eine EP –
in meiner ganzen Karriere!“

Das wäre interessant, ja! Neben der Neuaufnahme habt ihr auf jeder der Wiederveröffentlichungen auch einen neuen Song veröffentlicht. Aber wenn ich dich richtig verstehe, können wir in nächster Zeit keine neue Musik von CAVALERA oder CAVALERA CONSPIRACY, also von dir mit deinem Bruder Iggor am Schlagzeug erwarten?
Das ist nicht ganz richtig. Wir haben schon Lust darauf, neue Musik zu machen. Wir müssen nur auf den richtigen Zeitpunkt warten. Etwas, das ich noch nie gemacht habe, ist eine EP – in meiner ganzen Karriere. Ich glaube nicht, dass wir jemals eine richtige EP gemacht haben, wie Slayers „Haunting The Chapel“ oder „Garage Days“ von Metallica. Wir könnten eine CAVALERA-EP mit neuen Songs machen. Man könnte vier Songs aufnehmen, die alle von ihrem Vibe her verschiedene Epochen repräsentieren: Einen Black-Metal-Song, einen Thrash-Song, einen Groove-Metal-Song und einen Tribal-Song! Wir werden daran arbeiten!

Aber CAVALERA CONSPIRACY als Band, mit ihrem Konzept des groovigen Thrash Metal, steht im Moment nicht auf deiner Agenda?
Nein … also ich liebe die Platten. Besonders die erste, „Inflikted“, und „Psychosis“. Ich fand „Inflikted“ cool, weil wir Joe [Duplantier] von Gojira dabei hatten. Und ich halte „Psychosis“ für ziemlich unterbewertet. Es war eine brutale Scheibe, vom Anfang bis zum Ende. Das war eine meiner Platten, an deren Entstehung ich am liebsten gearbeitet habe. Aber wir sind mit „Psychosis“ dann ja auch nie auf Tour gegangen. Wir werden einfach sehen, was passiert, aber die Idee mit der EP gefällt mir sehr gut. Wenn ich etwas Neues mit CAVALERA CONSPIRACY mache, wäre die EP wahrscheinlich das Erste, was ich in Angriff nehmen würde. Und dann kann man später immer noch irgendwann wieder eine ganze Platte machen.

Wir sind mehr oder weniger durch. Ich habe noch ein kurzes Brainstorming für dich. Ich nenne dir fünf Begriffe und du sagst, was dir als Erstes in den Sinn kommt:
Bier: Ich bevorzuge Wodka. (lacht)
Donald Trump: Äh … komödiantische Abwechslung.
Europa: Oh Mann, Europa … alt und majestätisch.
Das Slayer-Comeback: Sie hätten nie aufhören sollen!
Ozzy Osbournes Abschiedsshow: Genau das Gleiche … Ich glaube nicht, dass er aufhören kann, ehrlich gesagt. Das ist doch Schwachsinn. Es ist nicht seine letzte Show! Das glaube ich nicht. Wer glaubt das schon?
Soulfly in zehn Jahren? Wirst du jemals aufhören oder für immer weitermachen? Mann, ich bin so süchtig nach Musik. Ich glaube, das Wichtigste, was man im Leben braucht, ist ein Sinn. Wenn Menschen ihren Sinn verlieren, dann gibt es kein Leben mehr. Und mein Lebenssinn ist die Musik. Alles, was ich tue, ist Kreativität und Kreieren. SOULFLY ist eines der Vehikel, die ich für die Kreativität benutze. Und daher … ich schaue mir ältere Leute an, die ihr Ding machen, die Rolling Stones, oder auch Metallica. Sie sind immer noch aktiv, immer noch gut. Das ist cool, das ist inspirierend. Insofern sehe ich nicht ein, dass man aufhören muss. Man muss es nicht. Solange es in deinem Herzen ist und du dich gut dabei fühlst, und solange du körperlich in der Lage bist, weiterzumachen, solltest du es auch tun. Definitiv!

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Dieses Interview wurde per Telefon/Videocall geführt.

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