Es hätte eine Dokumentation über die glorreiche Vereinigung der deutschen Thrash-Szene zu einer Welttournee der „Big Teutonic 4“ werden sollen. Am Ende wurde „THE ART OF DESTRUCTION“ eher ein Roadmovie zum Schleuderkurs durch die wohl bewegtesten fünf von nunmehr 40 Jahre DESTRUCTION, geprägt von der Corona-Pandemie und dem Ausstieg von Gründungsmitglied Mike. Mit dem Filmteam, Denise Dörner und Ilija Jelusic, sprachen wir über die Widrigkeiten auf dem Weg zur Weltpremiere, die Vorzüge und Nachteile eines Filmprojekts als kleinstes Team der Welt und unvergessliche Erlebnisse mit Jugendhelden.
Hallo ihr beiden – stellt euch doch bitte beide ganz kurz vor – wer seid ihr, wie seid ihr mit Metal in Kontakt gekommen und was habt ihr mit Filmen zu tun?
Denise: Ich komme aus Düsseldorf, bin 43 Jahre alt und bin mit Metal ganz klassisch in der Schule in Berührung gekommen. Da war ich so 13, 14. Da gab es die älteren Jungs, die waren cool, mit denen habe ich dann abgehangen und die haben mich an die Thematik herangeführt. Das war dann direkt Morbid Angel, Slayer, Bathory, all der Kram. Ich musste dann nochmal einen Schritt zurück machen und einen Zwischenstep über WASP, Deep Purple, Manowar nehmen, um das dann wirklich geil zu finden. Ich habe mir damals zwar eine Bathory- und eine Slayer-Platte gekauft, aber eigentlich nur um dazuzugehören. Bis ich das wirklich genießen konnte, hat es noch gedauert.
Ili: Ich bin richtig true! Ich war glaube ich acht, da kam mein großer Bruder mit einer Manowar-Kassette – das war die „Fighting The World“. Wir haben im Kinderzimmer andächtig gelauscht und konnten gar nicht glauben, dass es solche Musik gibt. Irgendwann kam mein Bruder dann mit dieser VHS von denen und da war der ganze Traum geplatzt, weil das auf einmal so Typen mit Fellhosen oder Lederhosen und so waren. Ich bin in Wülfrath aufgewachsen, das ist im Bergischen Land bei Wuppertal – und da hast du entweder Manowar und Halloween oder Slayer und Maiden gehört. Das war wirklich so getrennt. Ich gehörte eher zur Manowar- und Halloween-Fraktion. Mit Thrash hatte ich anfangs gar nichts am Hut. Aber als Metaller wird man ja mit der Zeit härter. Ich habe immer in Bands gespielt und irgendwann kamen die Jungs von Contradiction auf mich zu – da war ich bestimmt schon Ende 20 – und haben gefragt, ob ich einsteigen will. Contradiction ist 1989 gegründet, eine Oldschool-Thrash-Metal-Band. Dann habe ich da elf Jahre gespielt und übers Thrash-Metal-Machen habe ich Thrash Metal dann auch irgendwo lieben gelernt. Vorher war das gar nicht so mein Ding. Aber klar, wir waren damals auch ständig in Metal-Clubs, und da lief natürlich auch DESTRUCTION. In unserem Film sagt Damir ja, dass diese Bandlogos von damals wie klassische Kunstwerke sind. Aber jede alte Band hat auch so ein Lied, das auch wie Beethovens Neunte oder so ist: Das kennt man einfach. „Curse The Gods“ zum Beispiel: Da kommst du als Metalhead nicht drum rum, wie bei einem klassischen Werk. Und deswegen war DESTRUCTION in dieser Metal-Welt natürlich immer schon da.
Und wie seid ihr beide zum Filmen gekommen? Der Anlass unseres Gesprächs ist ja, dass ihr zusammen mit „The Art Of Destruction“ einen Film über die Band DESTRUCTION gemacht habt…
Ili: Die Filmseite kommt eher von mir, Denise ist dann dazugekommen. Ich wollte immer Musikjournalist werden, habe Musik und Germanistik studiert, es hat trotzdem nicht geklappt. Aber im Studium habe ich jemanden kennengelernt, der mir einen Job bei der „WDR Lokalzeit“, also beim Fernsehen, verschafft hat. Erstmal so als Hiwi, aber dann kam ich darüber mit den Journalisten in Kontakt und hatte Bock, das zu machen. Dann bin ich langsam in diese Redaktion reingewachsen, habe meine ersten Beiträge gemacht und habe das dann mit einem Volontariat bei einer Produktionsfirma in Köln vertieft. So nahm das seinen Lauf. Parallel dazu habe ich 2007 eine Metal-Videosendung gestartet und das auch ziemlich lange gamacht, Heavy Metal Home TV – HMH TV. Das war noch vor YouTube, die ersten Videos waren auf Myspace und auf einer Homepage. Denise und ich kennen uns noch von ganz früher, aber irgendwann haben wir uns auf dem Rock Hard Festival wiedergetroffen. Das kannst du ja erzählen, wie es dann weitergegangen ist …
Denise: Ich habe mit Filmen gar nichts zu tun gehabt. Ich habe ganz brav bei der Sparkasse gearbeitet, bin ganz brav Metal-Fan gewesen, der sich CDs und Konzerttickets kauft. Ich hatte eine langjährige Beziehung, und unsere Tradition war es, aufs Rock Hard Festival zu fahren. Als wir dann Schluss gemacht haben, ist dieses Abwechseln mit Fahren und jeder darf mal Bier trinken weggefallen. Und dann habe ich mich erinnert, dass der Ili da immer die Festival-Filme macht, also habe ich ihn gefragt, ob er mich mitnehmen kann. Auf dem Parkplatz hat er dann zu mir gesagt: Weißt du was, wenn du schon hier bist, kannst du auch arbeiten, und hat mir eine Kamera in die Hand gedrückt. Ich habe mein Ticket auf dem Parkplatz verkauft, hatte somit 60 € Biergeld … und dann ging es los.
Ili: Mit HMH TV haben wir damals für Festivals auch Aftermovies gemacht. Darüber waren wir auch von Anfang an auf dem Dong Open Air. 2018 haben DESTRUCTION da gespielt, und da hatte Denise die Idee, einen Joke zu machen …
Denise: Das war total dämlich! Das waren lustige Flachwitze. Ich habe Schmier vor der Herrentoilette aufgelauert und ihn gefragt, ob er nicht einen Eröffnungsgag mit uns machen kann: Er sollte mir am Bierwagen ein Bier geben, und ich sag dann „Hallo, hier ist Denise. Wir sind auf dem Dong Open Air – erstmal ein Bier …“ Und dann habe ich gesagt: „Oh, ich glaube, ich habe ein verschmiertes Glas bekommen!“ So, und den doofen Gag hat Schmier tatsächlich mitgemacht. Er hat uns nicht verjagt, sondern fand uns sogar nett und hat dann gefragt, ob wir nicht Backstage mit ihnen feiern wollen.
Ili: Damals war es gerade dieses Ding, dass Schmier unbedingt mit der „Big Teutonic 4“ auf Tour gehen wollte, aber da gab es dann diese Schwierigkeiten, dass Tom [Angelripper] nicht mit Mille [Petrozza] konnte und so … Wir haben dann so rumgesonnen, lass uns doch einen Film machen. Ich hatte in dem Jahr einen Dokumentarfilm über Pinballs gemacht und war quasi noch im Dokumentarfilm-Modus. Und dann war die Idee eben, dass Schmier die zusammenbringt – eigentlich voll geil: Schmier als Protagonist bringt diese Leute zusammen. Das war die Grundidee. Du hast im Film ja gesehen, was daraus geworden ist …

Warum glaubt ihr, war Schmier dieses Big-Teutonic-4-Ding so wichtig?
Ili: Als wir angefangen haben zu drehen, war er auch schon Mitte 50. Es geht ja dann auch aufs Ende der Karriere zu. Und diese Kombination, die Big 4, ist weltweit gefragt. Das Package würde noch mal eine große Welttournee bedeuten. Also jeder von denen kann eine Welttournee machen. Aber das Package wäre dann halt direkt in 10.000er- oder 20.000er Hallen, und nicht mehr nur 1.000. Das ist meine Theorie.
Denise: Wenn man das „Klash Of The Ruhrpott“ gesehen hat … das war ja Wahnsinn, wie viele Leute vier deutsche Thrash-Metal-Bands zusammen haben kommen lassen. Das war verrückt! Ich kenne keine Zahlen, aber das kam mir nach mehr vor als auf jedem Rock Hard Festival. Das ist einfach eine Gelddruckmaschine und es ist ganz klar: Kreator sind die Größten von denen – wenn man sich da dran hängt, bringt das den anderen Bands etwas. Man spielt in Hallen, in denen man alleine nicht spielen würde.
Ili: Aber wie ich Schmier so kennengelernt habe, ist dem diese alte Garde eben auch wichtig. Die Roots, das will der gerne in die Welt tragen. Da ist er glaube ich stolz drauf, auf diese Verbindung, die die untereinander haben. Die kennen sich ja alle, die haben ja eine gewisse Verbindung. Ich glaube, das ist Schmier auch wichtig, dass man das so ein bisschen zelebriert.
Aber würden sie es wirklich wollen, würde es auch gehen – verschiedene Labels und Booking-Agenturen hin oder her. Was ist eure These, warum es zumindest als Welttournee schlussendlich nicht geklappt hat?
Ili: Ich glaube, da gibt es einfach gewisse Animositäten? Irgendwas passt da halt nicht. Aber da haben wir keine Insights, wir kennen die gleichen Statements, die alle gelesen haben.
Denise: Ich würde vermuten, dass sich Kreator eher nach oben orientiert, also, dass die lieber mit noch größeren Bands spielen wollen. Aber die legacy ist real, keine Frage, und es wäre schön, wenn das noch kommt …
Es gab dann ja zumindest mit dem angesprochen „Klash Of The Ruhrpott“ ein Einzel-Event – in „The Art Of Destruction“ kommt das aber nicht mehr vor; der Film endet mit einer gefühlt eher zufälligen Zusammenkunft der vier Bands auf einem Festival in Mexiko. Wie kam es, dass dieses kleine „Happy End“ im Film fehlt, und wie sehr wurmt euch das?
Denise: Mich wurmt das gar nicht. Das Einzige, was mich ein bisschen wurmt, ist, dass es aufgrund der zeitlichen Gegebenheiten nicht so gut geklappt hat, die Bands in Mexiko besser zu interviewen, also dass wir da nicht so rangekommen sind. Aber ich finde, dass die Geschichte im Film rund ist, für mich hätte es das nicht mehr gebraucht.
Ili: Ich sehe es sehr ähnlich. Wir hatten den Film da schon abgedreht und waren im Schnitt. Klar, man hätte das noch filmen können, aber Mexiko war ja auch „Klash Of The Titans“ … klar, das war keine eine Veranstaltung nur für die, das stimmt schon. Aber es hat sich so einfach richtig angefühlt. Du fragst dich ja immer: Wann machen wir Schluss mit dem Projekt? Und irgendwann waren wir, das muss man ehrlicherweise sagen, auch ziemlich erschöpft. Wir haben für diese ganze Geschichte ein Ende gesucht – und das war ein gutes Ende. Im Film kommt dann ja noch ein Text-Hinweis auf das „Klash Of The Ruhrpott“, das musste schon rein. Aber der Film nimmt ja dann auch eine andere Wendung. Und ich glaube, diesen Moment, den wir da am Ende haben, den kannst du nicht mehr toppen.
Denise: Der letzte Satz aus Mexiko ist einfach Wahnsinn, der kann so stehen. Ich bin als Gast von DESTRUCTION beim „Klash Of The Ruhrpott“ gewesen, und es war ein toller Abend, aber realistischerweise hätten wir da wahrscheinlich gar keine Drehgenehmigung bekommen, denn Mille hat für seinen Film gedreht und ich weiß nicht, ob wir daneben hätten existieren dürfen – ich denke nicht.
Ili: Das ist ein sehr guter Punkt: So nahbar diese Musiker auch immer sind, es ist dann doch was anderes, wenn man für einen Film dreht. Das heißt, man muss dann schon im Vorfeld klären, mit wem können wir drehen, ist das Management einverstanden, muss das nochmal eine Abnahmeschleife machen und so … man kann nicht einfach hingehen und sagen: „Hey Mille, was ist mit Big 4“?
Denise: Wir haben ja erste Kritiken bekommen und da stehen dann so Sachen wie: Warum haben sie es nicht noch tiefer gezeigt, warum haben sie den nicht noch gezeigt und so … das stellt man sich immer so einfach vor. Ich kann diese Kritik auch verstehen, aber du kannst halt nicht hingehen und einfach jedem die Kamera in die Fresse halten. Das geht einfach nicht.
Ein guter Punkt: Tom Angelripper habt ihr interviewt, von den anderen Bands kommt niemand vor. Wollten die alle nicht mitmachen, oder wolltet ihr den Fokus gezielt bei DESTRUCTION lassen?
Ili: Mille hatten wir beide ein paar Mails geschrieben. Bei der Weltpremiere in Berlin haben wir ihn dann getroffen … dass er das Event besucht hat, fand ich ziemlich cool. Er sagte zu mir dann im Scherz „Ey, wieso war ich nicht im Film“, meinte dann aber auch, dass er 2020 ganz andere Gedanken hatte, es ihm auch nicht gut ging und er weg war von der Musik und so. Wir haben ihn also einfach in einer blöden Zeit erwischt, und man muss fairerweise sagen, dass wir es danach auch nicht mehr weiter versucht haben, weil wir da mit dem Film schon einen anderen Weg eingeschlagen hatten. Aber vielleicht wäre er noch an Bord gekommen.
Denise: Hätten wir zum Beispiel Gerre gefragt, der hätte das sicher gemacht. Aber da waren wir eben schon woanders.
Nachdem das Big-Teutonic-4-Ding nichts wurde, habt ihr den Film in eine andere Richtung gedreht, quasi als Road-Movie über diese Jahre mit der Corona-Pandemie und wie es danach weiter ging. In die Zeit fiel ja auch der Ausstieg von Mike. Glaubt ihr, da gab es einen Zusammenhang?
Ili: Leider haben wir dazu kein Statement von Mike bekommen. Wir haben ihn gefragt, aber er wollte zu dem ganzen Thema nichts mehr sagen. Ich glaube, er hat mit gar niemandem von der Presse gesprochen. Wie ich ihn kennengelernt habe, könnte ich mir vorstellen, dass er sich, nachdem er zwei Jahre zu Hause sitzen musste, gedacht hat: Ich komme auch so klar. Wir waren zweimal bei ihm auf der Couch gesessen … er ist ein sehr gemütlicher, sehr zurückgezogener Mensch, der mit sich selbst sehr zufrieden und im Reinen ist. Und so Tourlife ist echt reudig. Das sieht man ja auch im Film. Da kann ich mir vorstellen, dass er sich gedacht hat: komm, Arschlecken. Schmier ist eher so drauf, dass er es der Welt zeigen will, nach dem Motto: Ich gebe nicht auf, ich zeige es der Welt! Mike ist da anders. Ich glaube, Mike würde es der Welt auch zeigen, aber der ist da eher gechillt.
Denise: Corona hat uns alle verändert, uns alle fertig gemacht. Ich könnte mir schon vorstellen, dass das eine große Rolle gespielt hat. Und man wird halt auch älter. Man kennt das von sich selbst, dass man sich bei gewissen Dingen denkt: Das tue ich mir nicht mehr an, das gebe ich mir nicht mehr. In Verbindung mit dieser krassen Ausnahmesituation und der Pandemie, wird das – auch nur eine Vermutung von mir, das hat keiner so gesagt – sicherlich einen Ausschlag geben haben.

Für DESTRUCTION hat das aber natürlich einen dramatischen Bruch bedeutet. Wie ist die Band dann damit umgegangen, dass ihr ausgerechnet da dabei wart? Wie habt ihr diese Phase miterlebt?
Ili: Das war schon ein Gesprächsthema. Als es ganz frisch war, war Schmier sehr entrüstet und keiner wusste, wie es weitergeht. Mike kommt Film ständig vor. Können wir den Film dann überhaupt machen? Und dann war die Frage: Wird in dem Film deutlich, dass es bei DESTRUCTION weitergeht? Das waren schon so Themen … aber das haben wir mit Schmier besprochen und er hat auch eingesehen, dass das nun mal die Zeit war, die wir gefilmt haben. Das kann man nicht rausschneiden, das wäre ja Quatsch. Er war jetzt bei ein paar der Kino-Vorführungen dabei und hat bei den Jokes von Mike auch immer mitgelacht. Aber damals hat ihn das natürlich super krass beschäftigt, das war schwer für ihn. Als wir das erste Interview danach gemacht haben, habe ich mich kaum getraut, ihn danach zu fragen – du konntest die Luft in den Raum schneiden. Man hat gemerkt, der ist gerade mega emotional.
Denise: Wir waren da ja nicht live dabei. Ich habe auf Facebook gesehen, dass Mike draußen ist …. da bin ich fast vom Sofa gefallen. Meine Welt ist untergegangen. Ich dachte, das war es jetzt mit unserem Filmprojekt. Der Mike wird in dem Film nicht mehr auftauchen können, dementsprechend können wir alles löschen und wir haben keinen DESTRUCTION-Film mehr.
Ili: Da stand ja schon wegen Corona alles still, und dann das nochmal obendrauf … das war, wie für Schmier im Film, auch für uns beim Filmemachen so ein Moment, wo wir dachten: Kacke, wie sollen wir das jetzt noch kitten.
Wann habt ihr realisiert, dass es für den Film dramaturgisch vielleicht gar nicht so schlecht ist, dass ihr diese außergewöhnliche Bandphase begleitet habt?
Denise: Ili ist ja der erfahrene Filmemacher, und er hat mir schon immer gesagt: Denise, für einen Dokumentarfilm ist es Gold! Aber wir waren ja so nah an den Leuten dran und haben die gerne … wir haben das beide mit blutenden Herzen erst sehr spät wahrgenommen, dass wir daraus noch was machen können. Du kannst das rational sehen, aber das hat lange gedauert, bis uns das klar wurde.
Ili: Das waren nächtelange WhatsApp-Chats! Wir hatten ja immer eine gewisse Vorstellung im Kopf, die wir umsetzen wollten und die klappte einfach nicht. Sich davon komplett zu lösen und einfach das zu zeigen, was passiert ist, war ein Riesenschritt. Wir hatten auch schon super viel geschnitten gehabt und man scheut sich dann, alles über den Haufen zu werfen und wieder von vorne anzufangen. Ich konnte das Material irgendwann nicht mehr sehen. Bei den Screenings habe ich den Film jetzt vier oder fünf Mal angeschaut und ich kann den wirklich eins zu eins mitsprechen. Schmier saß in Düsseldorf neben mir und hat sich halb totgelacht, weil ich alles mitgesprochen habe. Jeden O-Ton. Wenn man so drin ist, ist es schwierig, einen Schritt zurück zu treten und mit kühlem Kopf draufzuschauen. Wir haben ja auch keinen Produzenten gehabt. Wir waren nur zu zweit und mit viel Emotion in dem ganzen Ding drin. Das heißt, wir hatten gar keinen Abstand zu den Protagonisten, wir waren mit denen auf dieser Reise. Es gab nicht diese Institution, die gesagt hat: Kinder, das wirkt schon.
Wie wörtlich ist dieses „mit auf der Reise“ eigentlich zu verstehen – wart ihr die ganze Zeit mit der Kamera dabei, und habt am Ende das beste Material ausgesucht, oder hat man in etwa im Kopf, welche Szenen man braucht, und dreht die gezielt ab? Wie viel Planung steckt in dem, was so spontan wirkt?
Ili: Das ist eine Mischung. Bei jedem Dreh haben wir ein paar Fragen im Hinterkopf gehabt. Bei einem guten Dokumentarfilm lernst du die Person über ihre Statements kennen: Ich muss nicht sagen, der ist so und so, sondern er zeigt mir, dass er so und so ist. Deswegen waren immer ein paar persönliche Fragen dabei, um den Leuten nahe zu kommen, um zu checken, wie die ticken, was deren Mission im Leben ist. Diese Grundfragen hatten wir immer mit auf der Pfanne. Ansonsten waren wir ziemlich offen, was passiert, sehr reportagig. Wir haben versucht, in deren Welt einzutauchen. Das heißt auch: mitlaufen, bewegte Kamera und miterleben.
Denise: Je später es wurde und je mehr das Konzept stand, desto mehr Gedanken haben wir uns gemacht, wie wir die verschiedenen Inseln verbinden können, und welche Fragen wir noch stellen müssen. Aber es kam auch vor, dass ich mit Schmier und einer Freundin im Restaurant saß, Ily war schon auf dem Weg nach Hause, und dann ruft er nochmal an, ob ich mit Schmier rausgehen und noch einen Satz von ihm mit dem Handy filmen könnte. Oder dann bekommt Schmier im Auto einen Wutanfall, und ich denke mir: Dann packe ich mal die Kamera aus. Es gibt eine Szene in dem Film, da spricht Schmier über seine Jugend und darüber, wie seine Freunde an Drogen gestorben sind. Da waren wir eigentlich für den Tag schon durch und Ili hat sich mit Schmier unterhalten. Ich habe mir gedacht: Mensch, das ist gut, und habe die Kamera spontan wieder ausgepackt – darum hat das eine ganz stark verwackelte Kameraführung von mir. Deswegen ist unsere Dokumentation in Ton und Bild auch ein bisschen raw, weil es sich teilweise wirklich spontan ergeben hat.
Ili: Aber ich glaube, das sind tatsächlich die stärksten Momente – diese echten Momente. Das ist eben auch schön, dass Schmier das zugelassen hat. Der hat jetzt nicht Aufmerksamkeit gesucht, aber er hat das immer zugelassen, wenn wir die Kamera rausgeholt haben. Der hat auch einfach weitergelabert, das heißt, er hat nicht von vorne angefangen, sondern er hat einfach weitergesprochen.
War das ein Entwicklungsprozess? Also seid ihr euch über die Zeit nähergekommen oder war das vom ersten Moment an so?
Denise: Das ist natürlich intensiver geworden, aber das ging wirklich sehr schnell. Aber wir hatten schon auf dem Dong Open Air gemerkt, dass da ein Wille da ist, eine Bereitschaft. Du kannst das vergessen, wenn eine Band zu dir kommt und sagt: Bau uns ein schönes Denkmal, mach auftragsmäßig eine schöne Dokumentation, und alle nur darüber nachdenken, wie sie am besten rüberkommen. Du musst das richtig wollen, du musst dich nackig machen wollen, um etwas zu erschaffen, was die Leute wirklich bewegt. Da hatten wir mit DESTRUCTION unheimliches Glück.
Ili: Ursprünglich haben wir diesen Film ja auch nicht nur für Metalheads gemacht, sondern für alle. Deswegen muss man auch ein bisschen erklären, wer DESTRUCTION sind. Aber DESTRUCTION war super wichtig, dass wir im Hier und Jetzt dabei sind. Deswegen haben die uns auch filmen lassen, wenn sie sich umziehen.
Was war für euch in diesem ganzen Prozess der emotionalste oder spannendste Moment, den ihr mit der Band erlebt habt?
Denise: Also für mich war das unser Interview mit Schmier, das auch im Zentrum des Films steht, wo er wirklich ehrlich darüber spricht, wie ihm sozusagen das Herz gebrochen wurde. Das konnte ich zu der Zeit sehr gut mitfühlen. Das war für mich am intensivsten, und da saß ich auch und wusste schon während ich das Interview geführt habe: Jetzt haben wir richtig was, was nicht jeder bekommt.
Ili: Wenn ich den Film jetzt sehe, denke ich immer an das Drumherum der jeweiligen Szenen. Wie wir Schmier daheim abgeholt haben, wie wir das Fahrrad in den Kofferraum geschmissen haben, wie wir essen gegangen sind und so. Wenn ich gewisse Bilder sehe, kommen direkt tausend andere Bilder rein. Das war schon sehr besonders. Wir haben bis heute einen sehr guten Kontakt, Schmier schreibt mir auch öfter, über ganz normale Sorgen im Leben und so. Das Film-Ding hat uns zusammengeschweißt. Aber für den kleinen Metalhead, der ich bin, war es mega geil, da in Mexiko auf dieser Bühne zu stehen. Ich habe zwar nicht gespielt, aber ich habe was von dieser Lautstärke abbekommen von diesen Mexikanern … du stehst da oben und guckst, und es hört nicht auf, Köpfe überall, diese Menschenmenge … das war schon krass.
Denise: Abseits von DESTRUCTION war das für mich auch mit Illy sehr intensiv. Wir waren ja vorher schon Freunde, aber dann bist du quasi in einer Zwei-Mann-Bubble. Keiner sonst versteht, was du machst. Keiner kann das so richtig nachvollziehen. Du riskierst Geld, Kopf und Kragen, privates Glück, alles. Auch das, was mit DESTRUCTION passiert, kannst du nur mit dieser einen Person besprechen. Deswegen war mein Verhältnis zu Ili, auch wenn wir uns zwischendurch gestritten haben … das ist wie so ein Tattoo. Das ist halt jetzt für immer.

Wie viel Zeit habt ihr denn schlussendlich mit der Band verbracht? Waren das eher kurze Episoden oder längere Zeiträume?
Ili: Eher kurze Episoden. Wir haben ungefähr über vier Jahre gedreht und dann fast ein Jahr für die ganze Post-Production gebraucht. Also insgesamt ging es über einen Zeitraum von fünf Jahren. Natürlich waren wir nicht jeden Tag da, aber eben regelmäßig: Entweder haben wir uns auf Konzerten getroffen oder in Weil am Rhein und Lörrach. Man hat sich auch abseits vom Filmprojekt immer mal wieder ausgetauscht. Auch mit den anderen … DESTRUCTION sind ja nicht nur Schmier und Mike, sondern auch Damir, Randy und später Martin. Das sind supergeile Menschen, mit denen wir auch superviele „Deep Talks“ hatten.
Denise: Nachdem der Film fertig war, sind wir zum Beispiel allein zweimal an einem Tag – sechs Stunden hin, sechs Stunden zurück – zu Mike nach Weil am Rhein geballert. Nur für ein Gespräch, um das Filmprojekt zu erhalten. Das sind so Sachen, die sind nirgendwo zu sehen – davon ist ja nichts gefilmt worden. Oder die Tour vor Corona: Da waren wir drei Tage und drei Nächte dabei. Davon sind vielleicht 15 Minuten im Film. Aber de facto haben wir 80 Stunden auf der Festplatte.
Ili: Das ist die Kunst bei so einem Film. Du kannst ja nicht einfach alles zeigen, das ist ja langweilig.
Entzaubert das auch ein bisschen, wenn man so nah dran ist und wirklich alles mitbekommt? Es gibt ja auch nicht grundlos den Spruch „never meet your heroes“ …
Denise: Ich habe das tatsächlich schon erlebt, sowohl mit Heavy Metal Home TV als auch privat oder in anderen Bereichen der Musikbranche, dass ich Bands kennengelernt habe, die ich voll gut fand, und dann habe ich die Personen kennengelernt und konnte die Musik nicht mehr hören. Die waren für mich abgeschrieben, weil die so schreckliche Charaktere waren. Bei DESTRUCTION war es eher umgekehrt: Das sind echt gute Typen, alle.
Ili: Das geht mir genauso: Bei DESTRUCTION fand ich die Musik tatsächlich durch die Menschen cooler als vorher. Und tatsächlich mag ich auch vor allem die neuren Alben, weil wir da auch dabei waren. Wir waren bei „Born To Perish“ dabei und bei „Diabolical“. Da hat man dann eine Beziehung dazu. Aber noch eine witzige Anekdote zum Thema „Heroes“: In Mexiko haben gefühlt alle Bands gespielt, die es gibt. Und von Monterrey in Mexiko nach Texas mussten wir mit so einer kleinen Maschine fliegen, die hatte keine erste Klasse. Vor mir saßen WASP. Dann steigen alle aus und laufen durch den Flughafen, und vor mir läuft Blacky Lawless, der Riese – komischerweise hat der da auch privat Spandex getragen. Also hab ich die ganze Zeit von mir seinen Arsch wackeln sehen. Und dann lässt der mega laut einen fahren, und diese ganzen alten Männer, alle so „har har har“ … das ist keinem unangenehm! Alle, die ganze Gruppe, auch die Roadies haben gelacht, „Blacky, that was a good one! Ha ha“ Und ich so, ey scheiße man, das war mein Held. Der große Hero. Und dann steht der vor mir, sein Arsch ist auf meiner Gesichtshöhe, der ist ja gefühlt drei Meter hoch, und lässt im Flughafen mega laut einen fahren.
Denise: Also ehrlich gesagt, mich begeistert das jetzt. In der Spandex – das ist doch geil! (lacht)
Du hast schon angesprochen, dass ihr zu zweit durch dick und dünn gehen musstet. Wie habt ihr dieses Projekt gestemmt, auch finanziell? Wie startet man in so ein Projekt?
Denise: Gott sei Dank total naiv, sonst hätten wir es nicht getan. Wir haben beide unsere Hauptjobs und haben darüber unsere Reisekosten beglichen. Wir haben unbezahlt gearbeitet, und hoffen, dass wir das jetzt mal irgendwann irgendwo in Rechnung stellen können, um vielleicht bei Plus-Minus-Null rauszukommen.
Ili: Mexiko wollen wir unbedingt machen, aber ein Flug dahin ist echt sau teuer. Da kam Schmier mit der Idee, ob wir einen Job für Napalm Records draus machen könnten, und so hat das funktioniert: Die Reise habe ich finanziert, indem ich dem Label Konzertmitschnitte verkauft habe … aber da reden wir von 300 € bis 500 € pro Clip.
Habt ihr für das Projekt keine Fördergelder bekommen?
Ili: Filmförderung ist ein Riesenthema. Wenn man mal guckt, was an Metalfilmen draußen ist … kaum ein Film bekommt Filmförderung. Aber ich würde gar nicht sagen, dass die von der Filmförderung die Bösen sind. Das sind ja mehrere Institutionen, wie Behörden, auch wenn es eigentlich Stiftungen sind. Die haben ihre genauen Vorgaben. Wenn du da einen Pott holen willst, musst du dich sehr gut mit deren Anträgen und Richtlinien auskennen. Wenn du nicht vorher schon einen Achtungserfolg hattest, ist es auch schwierig. Dann gibt es aber auch noch Förderungen extra für so kleine Dokumentarfilme – da darfst du aber nicht schon angefangen haben. Das waren so unglückliche Zufälle, die uns das erschwert haben, und darum haben wir keine Förderung bekommen. Aber Filmförderung ist auch Fernsehen – und das hat mich mehr enttäuscht, dass das Fernsehen kein Interesse hatte. Ich habe es wirklich überall versucht, aber überall kam: Es ist zu nischig. Und wenn man dann sagt, aber Wacken läuft doch auch, und Hellfest läuft auf Arte und so, sagen die: Ja, das ist aber halt Wacken und das Hellfest, das ist halt nicht DESTRUCTION. Das ist echt schade. Am Ende des Tages entscheiden das ja auch Einzelpersonen: Das ist ja nicht so, dass der ganze WDR sich in einem Gremium zusammenschließt. Sondern da sitzt ein Mensch, und der sagt dann: Ich glaube, unsere Zuschauer, die 60 sind, interessiert das nicht. Ciao! (lacht) Das ist ganz ähnlich wie bei der Musik. Wie viele geile Underground-Bands gibt es, die die Hütte abreißen? Die musikalisch besser sind als super viele andere … oder Künstler, Maler. In jedem Kunstbereich hast du das. Du musst einfach Vitamin B und die Kontakte haben, anders geht es nicht.
Denise: Der Markt scheint so voll zu sein, dass die auch einen Ton anschlagen können … wenn man zum Beispiel versucht, Kontakt zu Netflix zu kriegen: Da stand – zumindest damals – quasi wortwörtlich: Eure selbst gemalten Bilder von Einhörnern interessieren uns nicht. Wenn ihr es nicht gebacken kriegt, einen Filmagenten oder einen Filmverleih an Land zu ziehen, dann interessiert uns auch nicht, was ihr gemacht habt. So reden die mit ihren Interessenten!
Könnt ihr grob umreißen, wie viel Geld es in dem Film steckt – und wie viel Zeit?
Ili: Das kann man schwer beziffern. Natürlich haben wir mal intern ein paar Reisekosten zusammengetragen, aber auch andere Ausgaben … das waren schon mehrere tausend Euro. Und die Arbeitszeit … boah, das kannst du gar nicht nachrechnen. Und das Equipment ist natürlich auch sau teuer.
Denise: Wenn man das Equipment und einen Stundenlohn für die Arbeitszeit berechnen würde, wären das mehrere zehntausend Euro. Und du kannst das von der Lebenszeit wirklich in großen Schritten, in Jobs, Beziehungen, Platten rechnen. So sind da die Zeiträume. Da sind Beziehungen ins Land gegangen, Platten aufgenommen worden, Jobs gewechselt worden. Ds ist wirklich extrem. Auch wenn wir nicht jeden Tag da dran waren, hat das einen wahnsinnig großen Anteil in meinem Leben gehabt.
Ili: Andere Leute spielen Tennis oder reisen. Das hätte ich in der Zeit nicht gekonnt, weil ich alles da reingesteckt habe. Hobbys kosten Geld … also „Hobby“ ist da vielleicht das falsche Wort, aber das war dann eben neben Arbeit und Familie mein Lebensschwerpunkt.
Dazu bedarf es ja schon einer sehr großen Hingabe. Gab es auch mal einen Punkt, wo ihr euch gefragt habt, ob es das alles überhaupt wert ist?
Ili: Wir haben viel gezweifelt …
Denise: Ja. Ich habe in der Zeit versucht, mich selbstständig zu machen, bin dann arbeitslos gewesen, bin Kellnern gegangen und habe ums Überleben gekämpft. Da fragst du dich natürlich schon: Muss das jetzt noch sein? Da waren sehr bittere Momente dabei, wo ich auch nicht mehr wusste, wie es weitergeht. Aber dann hast du darüber geredet und dann geht es schon allein darum, nicht die Laberbacke zu sein, die erzählt hat, dass sie jetzt die große Filmemacherin ist. Dann willst du auch auf biegen und brechen am Ende etwas vorweisen können. Und wenn du es nur auf YouTube hochlädst. Irgendwann hätten wir natürlich auch Schmier gegenüber Rechenscharft ablegen müssen … der hätte ja auch gesagt, so was ist jetzt?
Ili: Ich habe durch die Sachen, die ich schon gemacht hatte, ein Bewusstsein dafür, dass man schon etwas geschaffen hat, das bleibt, wenn so ein Film erst einmal in der Welt ist. Das hat mich motiviert. Ich habe es dann irgendwann als Aufgabe angesehen: Man hat das angezettelt, dann muss man es auch zu Ende bringen. Aus der Nummer kommt man nicht mehr raus. Wie bei Rocky: Du kannst nicht einfach aufgeben. Es geht nicht darum, wie viel du austeilen kannst, sondern wie viel du einstecken kannst!
Aber würdet ihr das Projekt wieder in Angriff nehmen, wenn ihr mit dem Wissen, wie alles gelaufen ist, nochmal vor der Entscheidung stündet?
Denise: Das kommt auf den Zeitpunkt an, an dem man dann gerade steht. Wenn wir jetzt zurückgehen würden, dann weiß ich natürlich auch, was das Ergebnis ist: Dass wir irgendwann in einem riesigen Kino in Berlin stehen, ich mit den Tränen kämpfe, wenn ich das Filmplakat sehe, und jede Menge Metal-Promis zu unserer Premiere kommen. Auf jeden Fall würde ich das wieder machen! Hättest du mich vor einem Jahr gefragt: Weiß ich nicht …
Ili: Mir geht es da ganz ähnlich. Was ich krass finde, ist das Feedback: Wir haben ein paar Kino-Vorstellungen gehabt und wenn du mit den Leuten ins Gespräch kommst, was die Leute daraus ziehen – der Hammer! Ich habe neulich von einem Kollegen, der mega wortkarg ist, eine siebenminütige Sprachnachricht bekommen. Der ist auch Musiker, und er fragt sich auch mal: Warum mache ich das? Der meinte, dieser Film hat ihm die Antwortwort gegeben. Sowas haut mich vom Hocker, das hätte ich nie gedacht. Unter dem Aspekt würde ich es immer wieder machen. Aber ich glaube, sowas, also genau das, kann man nicht wiederholen. Diese Fügungen waren so verrückt. Wer weiß, wie der ohne diese Kriesen Film geworden wäre. Vielleicht wäre das dann so ein langweiliger Leute-sitzen-auf-Stühlen-erzählen-von-früher-Film geworden.
Aber ihr wollt nicht direkt weitermachen und scoutet schon nach der nächsten Band, die ihr die nächsten fünf Jahre begleiten könnt?
IlI: Ich persönlich nicht. Ich weiß nicht, wie es mit dir ist, Denise?
Denise: Also ich würde schon gerne weitermachen. Ich habe auch mehrere Projekte im Kopf. Ich hätte da schon Bock drauf. Fakt ist aber: Ich mache das nicht nochmal über so einen Zeitraum ohne Gehalt. Die Band muss also groß genug sein, es dürfte nicht nochmal fünf Jahre dauern und es müsste finanziert werden. Dann hätte ich riesigen Bock, weiterzumachen. Aber ich bin jetzt auch keine Auftrags-Videografin. Wenn irgendjemand kommt und sagt: Ich drücke dir hier ein Haufen Geld in die Hand, damit du das und das machst … das klappt für mich nicht. Ich muss es fühlen. Deswegen: Mal sehen, ob was kommt.

Wie geht es mit „The Art Of Destruction“ weiter? Es gab die Kino-Screenings – wer die verpasst hat, hat wo, wann und wie künftig die Chance, den Film zu sehen?
IlI: Es sind weitere Screenings in Arbeit. Da ist leider noch nichts spruchreif, aber es ist schon witzig: Wenn so ein Ding dann mal draußen ist, steigt auch das Interesse – interessanterweise auch von Kino-Seite. Das finde ich total geil, dass diese kleinen Kultur-Kinos dann sagen: Das wäre bei uns ganz cool. Und dann gibt es natürlich noch Ecken in Deutschland, die wir noch überhaupt nicht beackert haben – wie den Ruhrpott zum Beispiel. Da müssen wir ja hin! Oder den Norden Deutschlands. Also da wird es garantiert noch die Chance geben, den Film im Kino zu sehen. Später im Sommer wird er im Streaming kommen, meinem letzten Stand nach über Amazon Video und Apple TV. Und zeitgleich auch physisch, also als DVD/Blu-ray.
Wie einfach oder schwierig war es, bei Amazon und so weiter reinzukommen? Und kommt damit dann wenigstens etwas Geld rein?
Ili: Wir sind ja nach langer Zeit doch noch bei einem Filmverlag gelandet, der dann auch die Zugänge zu den Streamingdiensten hatte. Das war auch eine sehr große Odyssee, aber deswegen mussten wir dann schlussendlich nicht bei Amazon anklopfen, sondern die haben da die Connections. Was die Kohle angeht … ich habe einen anderen Film bei Amazon, für den kriege ich im Jahr 86 Cent. Gut, das ist wirklich ein Nischenfilm – über Flipper, also Pinball-Maschinen. Das ist nichts, was sich 10.000 Thrasher angucken. Wobei der Film hat auch ein bisschen Metal-Bezug hat: Der Film heißt „Gladbeck flippt aus“, spielt im Ruhrpott, in Gladbeck, und Ralf Richter spielt da mit – der hat damals in diesem legendären Thrash-Film gespielt, „Verlierer“.
Damit sind wir am Ende dieses Gesprächs angekommen. Danke für eure Zeit, die letzten Worte gehören euch!
Denise: Guckt euch den Film an, sagt uns, wie ihr den findet und vielen Dank für das nette Gespräch!
Ili: Ohne Werbung für den Film machen zu wollen, glaube ich wirklich, dass es total wichtig ist, den selber zu gucken und nicht nur auf Reviews zu vertrauen. Es gibt auch sehr gute Reviews, aber man muss den einfach selber sehen, glaube ich. Man muss sich einfach selbst ein Bild machen!
Dieses Interview wurde per Telefon/Videocall geführt.