Konzertbericht: Marsimoto w/ Kid Simius

07.12.2015 München, TonHalle

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Erde. Europa. Deutschland. München. TonHalle. Ein eiskalter Dezemberabend. MARSIMOTO ist zurück vom Mars und macht sich seit einigen Tagen mit seinem neuen Album „Ring der Nebelungen“ im Gepäck daran, Konzerthallen mit grünem Rauch zu füllen und diverse Loblieder auf Kräuterzigaretten, Döner und kleine Bühnen zu singen. Bereits in den vergangenen Jahren räumte Marteria seinem grünen Alter Ego bei seinen Shows die Zeit für kleine „Gastauftritte“ ein. Eine eigene Tour durfte MARSIMOTO jedoch seit 2012 nicht mehr spielen – obwohl er mit seiner charakteristisch hochgepitchten Stimme und trippigen Hip-Hop-Momenten im Publikum stets für rote Augen und nickende Köpfe sorgte.

Die TonHalle ist zum pünktlichen Beginn um 20 Uhr bereits sehr ansehnlich gefüllt, das Etikett „Ausverkauft“ klebt demnach nicht umsonst seit einigen Wochen auf den Plakaten dieser Show. Zunächst macht sich DEAD RABBIT mit einem kleinen DJ-Set daran, die Münchner mit Trap-Sound und einigen Marsimoto-Exclusives auf Betriebstemperatur zu bringen – dies gelingt ihm in seinen 20 Minuten Stagetime allerdings nur rudimentär. Der Großteil der Anwesenden nimmt den Sound – nicht zuletzt der geringen Lautstärke wegen – bestenfalls als Hintergrundmusik wahr.

Als kurz darauf zum ersten Mal das Licht gedimmt wird und KID SIMIUS gemeinsam mit seinem Bruder die Bühne entert, ist der Jubel schon deutlich größer. Und dies liegt nicht nur daran, dass der gebürtige Spanier diesen Sommer seinen Bekanntheitsgrad noch einmal steigern konnte und wohl vielen schon von seinen Shows als Supportact von Marteria bekannt ist, sondern ist vornehmlich durch seine enorme Qualitätssteigerung im Vergleich zu seinen früheren Auftritten begründet. Fast durchgängig im Midtempo liefert KID SIMIUS eine astreine Bassmusik-Show ab, die von einer anständigen Lichtshow unterstützt das Publikum ordentlich durchmassiert und für erste Tanzbewegungen sorgt. Gerade der Verzicht auf Uptempo und dem Fokus auf Beats und wummernde Rhythmen tut der halbstündigen Show extrem gut – der sympathische, absolut überdrehte KID SIMIUS selbst setzt mit seiner Performance einer würdigen Supportshow die Krone auf.

Marsi-Klein-02Um 21.20 ist es schließlich soweit und der Jubel in der nun bis zum Bersten gefüllten TonHalle kennt keine Grenzen mehr. Nach einem atmosphärischen Drone-Intro ertönen mit kristallklarem Sound erste Synthesizer: Nebelschwaden ziehen über die Bühne, Marihuana-Schwaden durchs Publikum und MARSIMOTO arbeitet sich zu den ersten, entspannten Tönen vom „Ring der Nebelungen“-Opener „La Saga“ langsam durch den Rauch nach vorne. Dass nach diesem relaxten Beginn mit „Illegalize It“ direkt ein ordentlicher Nackenbrecher serviert wird, der live mit beeindruckend eingespielter und knackiger Backingband noch einmal mehr nach vorne geht, zeigt bereits, wie der heutige Abend verlaufen wird: stimmig und abwechslungsreich. Ohne große Ansagen – von der gelegentlichen Aufforderung, die Arme in die Luft zu nehmen abgesehen – werden direkt sechs neue Nummern am Stück gespielt, bevor der Jubel bei den ersten Tönen des Klassikers „Grüner Samt“ noch einmal ganz andere Ausmaße annimmt.

Marsi-Klein-01Der Fokus liegt klar auf der Musik. Die „Show“ beschränkt sich darauf, dass MARSIMOTO mehrfach sein Bühnenoutfit geringfügig modifiziert – mal mit Indianerschmuck, mal mit einer blinkenden Maske, mal mit einem Anzug in den Farben der Jamaika-Flagge. Zweiflern, die im Vorfeld äußerten, dass MARSIMOTOs Musik auf die Dauer eines gesamten Konzerts aufgrund seiner Heliumstimme und thematischen Limitierung ein wenig zu langatmig geraten könnte, zeigt der Rapper vom Mars, dass dies absolut nicht der Fall ist und schraubt die Intensität über den Verlauf des Abends immer weiter hoch, was schließlich in der Kombo aus „Wellness“ und „Grünes Haus“ gipfelt, die so ziemlich jeden in der TonHalle zum Mitsingen und tanzen animieren. Dass jetzt noch nicht Schluss ist und erst einmal gemeinsam mit Dead Rabbit zehn Jahre „Halloziehnation“ zelebriert wird: Ehrensache. Mit „Eine kleine Bühne“ und der Kombo aus „Der Nazi und das Gras“ und „Der Döner in mir“ folgen spät im Set noch einmal Highlights – und selbst hier zeigt sich das Publikum textsicher. Nach knapp 100 Minuten findet das großartige Set schließlich mit „Ring der Nebelungen“ sein Ende: MARSIMOTO verschwindet genauso im Nebel, wie er zu Beginn aufgetaucht ist, und entlässt die in der Zwischenzeit rotäugigen Münchner aus der grünen TonHalle in die kalte schwarze Nacht.Marsi-Klein-05

FAZIT: MARSIMOTO live steht seinem Alter Ego in nichts nach – ganz im Gegenteil: Während Marteria gerne die Beats zugunsten von poppigen Elementen zurückdreht, ist der Sound zwischen Beats, Synthies und Reggae von MARSIMOTO (plus Band) ein Beweis dafür, wie gut Hip Hop live funktioniert. Dass MARSIMOTO noch viel vor hat auf unserem blauen Planeten, beweist schon das Bühnenbild: Die überdimensionale Maske im Hintergrund, von der heute nur Stirn und Augen zu sehen sind, ist für größere Bühnen als die der TonHalle gemacht.
Man darf gespannt sein – Green Metal1.info wird berichten!

Folgende Termine der aktuellen MARSIMOTO-Tour stehen noch an:

12.12. Saarbrücken
13.12. Bielefeld
15.05. Köln
16.12. Dortmund
17.12. Bremen
19.12. Berlin (ausverkauft)Marsi-Klein-07

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