Festivalbericht: Mittelalterlich Phantasie Spectaculum 2006

09.09.2006 Neuburg an der Kammel

Viele Klagen konnte man im Laufe des letzten Jahres auf der Homepage des Mittelalterlich Spectaculum im Gästebuch lesen. Meistens drehte es sich dabei um zu hohe Preise, zu starke Kommerzialisierung usw. usf. Wie immer beschloss ich, mir erst selbst ein Bild davon zu machen, bevor ich darüber urteile. So begab ich mich am 9.9. um 12 Uhr mittags nach Neuburg an der Kammel, um so viele Eindrücke wie möglich über den ganzen Tag verteilt zu sammeln.

Anfangs war es am Gelände noch sehr leer, so dass Wolgemut, die neben Saltatio Mortis leider die einzige Band waren, ihr erstes Konzert vor sage und schreibe drei Zuhörern spielten. Dennoch gelang es ihnen mich zu unterhalten. Das Gelände, auf dem das Spectaculum in Neuburg veranstaltet wird, ist einerseits riesig im Vergleich zu den Märkten, die ich davor besucht habe, und andererseits für Landschaftsliebhaber teilweise eine Augenweide. Rund um Schloss Neuburg wurde ein Eldorado für Fans von mittelalterlicher Kleidung, mittelalterlichem Essen usw. geschaffen, wo die Zeit einfach nur verfliegt und man durchweg nette Menschen kennenlernen kann. Die oft diskutierten Preise fand ich im Gegensatz zu anderen Veranstaltungen mit Ritterturnier im Münchner Raum absolut in Ordnung. Wie es in den letzten Jahren war, kann und will ich nicht beurteilen.

Für das Eintrittsgeld wird den ganzen Tag über von 12.30 Uhr bis 2 Uhr in der Nacht etwas geboten. Die verschiedenen Künstler treten teilweise 4-5 Mal auf, so dass wirklich jeder die Chance hat alles zu sehen, wenn er die nötige Zeit mitbringt. Für alle, die es gerne kompakt haben, gab es um 20 Uhr das 90-minütige Traumspektakel, wo sich alle Künstler ein Stelldichein gaben und besonders die Feuershow von dem Fakirduo Rafftan als krönender Abschluss einen sehr bleibenden Eindruck hinterließ. Für Nachtschwärmer spielten Saltatio Mortis, die den ganzen Tag über schon rege im Einsatz waren, noch ein Nachtkonzert, das man mit Worten kaum beschreiben kann. Die Atmosphäre vor der Bühne bei Nacht in einer stetig wachsenden Menschenmenge, getragen von den Sackpfeifen, muss man erleben, wenn man von Dudelsäcken nicht total abgeschreckt ist. Es übertraf vom Feeling her jedenfalls vieles, was ich in Konzerthallen gesehen habe. Ein ganz großes Lob an dieser Stelle noch einmal für die unglaublich netten, sympathischen und vor allem charismatischen Jungs von Saltatio, die nimmermüde aufspielten, obwohl sie nur 2 Stunden geschlafen hatten, und die Zuschauer nebenbei mit allerlei Ansagen und Schweinskram unterhalten konnten. Das Ritterturnier, welches am Nachmittag mit einer Stunde Verspätung begann, gefiel mir besonders dadurch, dass es nicht versuchte die Kaltenberger Ritterspiele zu imitieren. Natürlich gibt es Gemeinsamkeiten, doch die Geschichte und das Konzept waren verschieden und gefielen mir dank dem sehr charismatischen Ansager einen Tick besser. Jedenfalls war für eine Menge Spaß am frühen Abend gesorgt.

Obwohl das Mittelalterlich Spectaculum und sein Veranstalter Gisbert Hiller an sich mehr im Norden Deutschlands aktiv sind, kann sich inzwischen auch der Süden glücklich schätzen, eine solche Veranstaltung zu haben, auch wenn sie vielleicht noch nicht ganz den Umfang wie in Hamburg, Telgte, etc. mit teils 3 etablierten Bands hat. Danke auch an Herrn Ball für die unkomplizierte Zusammenarbeit. So macht Mittelalter Spaß – so komme ich gerne jedes Jahr wieder und verbringe mehr als 12 Stunden fernab vom Alltag.

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