Festivalbericht: Party.San Open Air 2007

09.08.2007 Bad Berka

Schon im Vornerhein stand das diesjährige PARTY.SAN OPEN AIR unter keinem allzu guten Stern. Musste man mit den Norwegischen Black Metallern TAAKE aufgrund der bekannten Vorfälle schon im Vorfeld ein Zugpferd vom Billing nehmen, cancelten im späteren Verlauf auch noch weitere Bands. Ein wahrer Verlust waren jedoch nur CEPHALIC CARNAGE, glücklicherweise wurden fast alle Bands durch hochkarätige Gruppen ersetzt. Übrigens bezog das PSOA dieses Jahr eindeutig Stellung gegen NSBM: Zum einen mit einem 5€ billigen T-Shirt, auf dem eine zerschmetterte schwarze Sonne zu sehen ist und das gegen Faschismus im Metal aufruft. Naja, das kann man als stumpfes Alibi ansehen oder nicht, was aber viel erfreulicher war, war die Tatsache, dass endlich suspekt erscheinende Kleidungsstücke am Eingang zum Festival kontrolliert wurden.

So beschlich uns schon bei der Anreise die Vorahnung: Regen, Regen und kein Ende in Sicht. Sah das ganze Gelände am Donnerstag Mittag noch ‚relativ‘ harmlos aus, stand das PSOA ein paar Stunden später mehr oder weniger komplett unter Wasser. Ärgerlich, sollte aber den Festivalspaß nicht trüben und es musste erstmal für die alkoholische Versorgung gesorgt werden (vielen Dank hier nochmal an die nette Dame von der Security, die uns grundlos VOR dem Festivalgelände unsere Glasflaschen wegnehmen wollte). So vertrieb man sich den halben Tag mit Bier und Essen und hoffte auf besser Wetter – vergeblich. Aber was tut man nicht alles, um ein paar gute Bands in guter Stimmung live zu sehen.

So eröffneten die Landsleute DISASTER K.F.W. das Party.San 2007 und konnten schonmal gut für Stimmung sorgen. Zwar gefällt mir die Musik der „Spaß“-Death Metaller nicht wirklich, aber zumindest war schonmal klar, dass der Sound dieses Jahr nochmal ein gutes Stück besser ist als im Vorjahr, die Riffs tönten fast so klar wie auf dem Album durch die Boxen. Die Leute – und auch ich – waren also trotz des schlechten Wetters guter Stimmung… Zumindest noch.

Da ich nicht zur hargesottenen Schlammbadfraktion gehöre und auch nicht wirklich für die passende Kleidung vorgesorgt hatte, war ich immer wieder gezwungen, mich etwas vom Festivalgelände zurückzuziehen, was angesichts der immer größer werdenden Schlammmassen vor dem Festivalgelände ein recht zeitaufwendiges Unterfangen und der Grund war, dass ich von PENTACLE kaum etwas mitbekam. DYING FETUS aber konnten die Massen wieder begeistern, sowohl altes als auch neues Material wurde zum Besten gegeben und sorgten für Stimmung, ebenso wie SECRETS OF THE MOON, die die ausgefallenen TAAKE ersetzten. Für manche ein guter Ersatz, für die anderen aber langweiliger Avantgarde-Metal. Dennoch lohnte es sich für erstere, den Osnabrückern zuzusehen (oder wie in meinem Falle zu lauschen). Den Headliner des Abends, MERCILESS, hörte ich auch nur noch, die sich vom Alkoholkonsum von vormittags bis abends abzeichnende Müdigkeit gepaart mit Kopfschmerzen und dem unaufhörlichen Regen raubten mir den letzten Nerv und somit auch die Motivation. Schade eigentlich.

Auch am darauffolgenden Tag hatte sich das Wetter nicht gebessert. Wo man hinsah: Schlamm. Die Veranstalter versuchten, den Schaden mit dem Auslegen von Stroh wenigstens ein bisschen zu lindern, was sich aber als nicht sehr ergiebig erwies. Das Stroh erstickte nach kürzester Zeit selbst schon wieder im Matsch. So waren wir erst wieder bei den holländischen Goregrindern anwesend. Kennt man die Musik nicht, ist sie etwas schwer zu identifizieren, doch allein die lustigen Ansagen (wie beispielsweise bei „Camel Fuckers“) sorgten für ein Schmunzeln und vor allem gebesserte Laune. Letztere versuchte man auch weiterhin mit endlosem Bierkonsum zu erreichen, der mit Pfanddosen gefüllte Plastiksack wurde immer praller.

Als nächstes waren RED HARVEST an der Reihe, die ich persönlich als höchst eigenartig empfand, was mir aber schon nach dem Lesen der allgemein komischen Bandbeschreibungen im offiziellen Programmheft klar war. Seltsames Keyboardgedüdel, das irgendwie völlig fehl am Platze wirkte, aber den ein oder anderen sicher begeistern konnte, denn über den Sound konnte man sich nicht beklagen und teilweise gefielen sogar die Riffs. So richtig interessant wurde es für die meisten erst wieder mit den deutschen Aufsteigern EQUILIBRIUM und das Festivalgelände füllte sich mehr und mehr. Die Münchner lieferten aber eine Show wie immer ab, relativ unspektakulär, aber auch nicht unterirdisch. Fans hatten ihre Freude an den Songs des Demos und des Erstlings „Turis Fratyr“, mich konnte das alles aber nicht sonderlich überzeugen. Viel interessanter waren da nämlich BELPHEGOR, die man einfach mal gesehen haben sollte. Sowohl die herrlich kitschige, aber irgendwie lustige Bühnenshow, als auch Songs von „Lucifer Incestus“, „Goatreich – Fleshcult“ und natürlich dem aktuellen Output „Pestapokalypse VI“ wussten zu gefallen. VADER war einer der von mir heiß ersehnten Acts und ich denke, ich spreche für alle Fans der Polen, wenn ich sage, dass der Auftritt keinen Wunsch offen ließ. Perfekter Sound und eine gute Songauswahl, die einen Großteil der Diskographie umfasste, machten VADER zu einem der Highlights des Festivals.

Jetzt war erstmal wieder Bier angesagt, mit zunehmendem Alkoholpegel fing der Matsch langsam an, Spaß zu machen. Während die einen nur in Ganzkörpermüllsackponchos herumplanschten, suhlten sich die anderen vollständig im Schlamm, vermutlich zu besoffen um sich dafür zu interessieren, dass das Zeug auch irgendwann wieder aus den Haaren rausmuss. Mittlerweile war es der Weg zum Festivalgelände ein regelrechter Abenteuerparcour, weswegen es sich selten lohnte, einen kleinen Blick auf die Bands zu werfen. DIE APOKALYPTISCHEN REITER wollte ich mir dennoch einmal ansehen, auch wenn ich mir keine allzu große Vorstellung von der Show machen konnte. Doch ich wurde positiv überrascht, auch wenn mir nicht sämtliches Material zusagt, war die Bühnenperformance und der Sound atemberaubend, was nicht zuletzt daran lag, dass die Show für eine DVD aufgezeichnet wurde. Showtechnisch die eindeutig stärkste Band. Zu IMMOLATION braucht man eigentlich nicht viel sagen, die Songs wurden ordentlich runtergebrettert, nicht mehr, nicht weniger. Für KREATOR allerdings ließ man die tobende Meute eine ganze Weile sprichwörtlich im Regen stehen, es war natürlich unbedingt notwendig, dass die schon vorhandene Bühnenbeleuchtung gegen noch aufwendigere getauscht wird, was ein Vielfaches (!) der geplanten Zeit in Anspruch nahm. Umso größer aber meine Enttäuschung, als Sänger „Mille“ eine ernüchternd schwache Performance darbrachte und mit seinen „Gegen-Rechts“-Kommentaren irgenwdie unseriös wirkte. Der Großteil war begeistert, aber ich fand’s ehrlich gesagt unspektakulär.

Für den nächsten Nachmittag war wieder Death Metal und Grind angesagt und mit LENG T’CHE, THE BLACK DAHLIA MURDER und HAEMMORHAGE hatte man schonmal mit hochkarätigen Acts vorgesorgt. Zu der Zeit, als INTERMENT spielten, hielten wir uns – mal wieder – in der Stadt auf, weswegen hierüber leider kein Statement erfolgen kann. LENG TCH’E allerdings waren sehr unterhaltsam, zwar nicht so wirklich, was ich erwartet hätte, aber auch nicht enttäuschend und THE BLACK DAHLIA MURDER wohl für viele eines der absoluten Highlights. Nunja, der Sänger der Truppe verlangte zunächst einmal vom Publikum, ihre Joints auf die Bühne zu werfen und meinte dann, wie egal ihm doch der Regen ist – leicht gesagt für einen der auf der trockenen Bühne steht. Nichtsdestotrotz machten die Amerikaner gut Stimmung und überzeugten durch einen ausgezeichneten Sound, auch mit den Spaniern HAEMMORHAGE änderte sich das nicht.

Mit Melechesh stand einer meiner Top-Favoriten auf dem Programm. Spätestens mit dem letzten Output „Emissiaries“ konnte man sich einen recht großen Bekanntheitsgrad erspielen und nun war es an der Zeit, die Knaller vom neuen Album live zu genießen. Gespielt wurden Stücke aus der gesamten Diskographie, wobei man sich auf „Emissiaries“ beschränkte. Der Sound war leider nicht immer ganz so gut, dennoch knallten die Stücke, besonders „Rebirth Of The Nemesis“ schön rein – „Ladders To Sumeria“ vermisste ich aber. Einen absoluten Hammerauftritt legten die Iren PRIMORDIAL hin, der Sound war ausgezeichnet, ebenso wie die Performance der gesamten Band. Fans der Truppe klappten die Kinnladen runter, Killersongs wie „Gods To The Godless“ oder „The Coffin Ships“ rundeten den Auftritt zu einem der Highlights ab.

GRAVE sind da so eine Sache. Wer ihre Songs mag, wird auch live wunschlos glücklich, wer die Band gar nicht kennt, für den wirken wie sie wie viele andere Bands. Ein solider Auftritt ohne viel Schnickschnack… Was man von den folgenden KORPIKLAANI nicht behaupten kann. Viel Wind um nichts würde ich es nennen, die Finnen kamen aufwendig kostümiert auf die Bühne und zogen auch eine große Show ab, aber nach ein bis zwei Songs klang einfach alles genau gleich, die Partymenschen hatten aber sichtlich mehr als nur ihren Spaß. ASPHYX hingegen waren wieder ein Segen und erfrischten mit groovigem Old-School Death Metal, bevor der Abend seinen Höhepunkt in GORGOROTH erreichte. Die einen wenden sich ab, die anderen starren gebannt auf die Bühne und warten auf die kontrovers diskutierten Norweger, die durch einige Skandale in den Schlagzeilen gelandet sind. Als es dann endlich losgeht, bricht sprichwörtlich die Hölle über Bad Berka los, natürlich muss „Procreating Satan“ der Auftakt sein. Der Auftritt wird so schlicht wie möglich gehalten, kein Gerede, kaum Ansagen, keine Verabschiedung, nur Black Metal. Die einen hassen’s, die anderen lieben’s. Doch im Falle Gorgoroth muss man einfach klarstellen, dass jede andere Form der Show einfach eigenartig wirken würde. Die Songauswahl, der Klang und auch die Feuershow (diesmal ohne gekreuzigte Damen) unterstützen den gesamten Auftritt und machen ihn trotz der schlichten Show zu einem der besten auf dem gesamten Open Air. MALEVOLENT CREATION geben dann als Headliner nochmal richtig in die Fresse und motivieren ordentlich. Auch hier passt eigentlich alles, ein rundum gelungenes Paket. Leider kenne ich zu wenig von ihnen, um mich über die Songauswahl großartig äußern zu können. F.U.C.K. konnten mein Interesse allerdings kaum wecken, weswegen ich von ihnen nichts mitbekommen habe.

So war das eigentliche Festival schon wieder mehr oder weniger vorbei, auch wenn von vielen noch bis in die Morgenstunden Party gemacht wurde. Am nächsten Tag schien zum ersten Mal so richtig die Sonne (aber dann gleich richtig) und es hieß dann nur noch Sachen packen und darauf warten, dass man aus Bad Berka wegkam. Diese Wartezeit gestaltete sich übrigens extrem unterhaltsam, da wir wohl welche der letzten waren, die das Festivalgelände verließen. Das offenbarte auch den Blick auf das Schlachtfeld: Mehr oder weniger alles stand zumindest noch Knöcheltief im Schlamm (zum Großteil war er schon wieder getrocknet), viel extremer war aber die hohe Anzahl an Zelten, Stühlen, Pavillons, Grills, Luftmatratzen und was man so alles einfach stehen lassen kann. Größtenteils war das alles nicht mehr zu gebrauchen und man begann aus Langeweile, die verwahrlosten Zelte etwas zu komprimieren. Es stellte sich heraus, dass manche Zelte gar als Ersatz für die Dixiklos fungierten, was, naja, sagen wir, etwas unappetitlich war.

Insgesamt war der einzig wirklich negative Punkt das grauenvolle Wetter, das einem ordentlich den Spaß verderben konnte, wenn plötzlich ein Platzregenschauer über das Festivalgelände hereinbrach. Mit der entsprechenden Menge Bier aber ließ sich das Ganze doch ertragen. Die Veranstalter haben die Situation aber bis auf einige wenige Ausnahmen recht gut im Griff gehabt und ihr bestmögliches getan, den Fans ein ordentliches Festival zu bieten und bandtechnisch kann man – bei dem stets günstigen Preis – wirklich nicht meckern. Fürs nächste Jahr könnte man ein paar Ballen Stroh mehr vertragen … und auf besseres Wetter hoffen.

Donnerstag, 09.08.07
00:00 – 01:00 – Merciless
23:00 – 23:45 – Secrets Of The Moon
22:00 – 22:45 – Dying Fetus
21:00 – 21:45 – Pentacle
20:00 – 20:45 – Disaster K.F.W.

Freitag, 10.08.07
00:00 – 01:15 – Kreator
23:00 – 23:45 – Immolation
21:45 – 22:45 – Die Apokalyptischen Reiter
20:45 – 21:30 – Bewitched
19:45 – 20:30 – Vader
18:45 – 19:30 – Belphegor
17:45 – 18:30 – Equilibrium
16:45 – 17:30 – Red Harvest
15:45 – 16:30 – Cliteater
14:45 – 15:30 – Korades
13:45 – 14:30 – Lay Down Rotten

Samstag, 11.08.07
01:30 – 03:00 – F.U.C.K.
00:00 – 01:00 – Malevolent Creation
23:00 – 23:45 – Gorgoroth
21:45 – 22:45 – Asphyx
20:45 – 21:30 – Korpiklaani
19:45 – 20:30 – Grave
18:45 – 19:30 – Primordial
17:45 – 18:30 – Melechesh
16:45 – 17:30 – Haemorrhage
15:45 – 16:30 – Black Dahlia Murder
14:45 – 15:30 – Leng Tch’e
13:45 – 14:30 – Interment

Geschrieben am 9. August 2007 von Metal1.info

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