Festivalbericht: Sauzipf Rocks 7

10.08.2006 Döbirach, Österreich

Es hätte ein so schönes Wochenende werden können. Halt, nicht falsch verstehen, die 7. Ausgabe des Sauzipf Rocks Festivals im schönen Döbriach am Millstätter See war eine Klasse für sich. Was mir Das Fest versaut hat, war eine Kombination aus Schlechtwetter (permanenter Regen, Temperaturen um die zehn Grad) und Wochenend-Arbeit (ist so, wenn man für eine Tageszeitung schuftet). So oder so war es mir leider nur möglich, an einem der zwei Festival-Tage vor Ort zu sein und an diesem habe ich auch nicht besonders viele Bands sehen können. Wie man hier so schön sagt: „A Schaas!“

Was das Sauzipf besonders macht, ist vor allem die heimelige, familiäre Atmosphäre. Das Fest ist klein, aber fein, wird von lokalen langhaarigen, bärtigen Kerlen (und ein paar Mädels, aber ohne Bart) ausgerichtet und riecht an allen Ecken und Enden nach „Von Fans, für Fans“. Das Areal ist der, im Sommer ungenuzte Platz des örtlichen Eishokey-Vereins. Entlang der Bande sind Buden aufgebaut, mit so sinnigen Namen wie „Bonsaw“ (hier wird unter anderem Geld gegen Bons, das Zahlungsmittel am Fest, eingetauscht) oder „Fries a Wurscht“ (Bratwürste, Steaks). Das Essen ist lecker obwohl nicht ganz billig. Zumindest wird für Fleisch- wie Krautfresser etwas angeboten. Wer billiger speisen will, geht fünf Minuten bis zur nächsten Einkaufsgelegenheit. Dafür geht der Bierpreis mit 2,50 Euro pro 0,5 Liter Becher vollkommen in Ordnung. Der Ticketpreis ist mit 13 Euro für zwei Tage im Vorverkauf mehr als fair. Und Camping ist obendrein auch noch gratis. Das Bandangebot ist eine bunte Mischung aus Local Heros und internationalen Gruppen. Gespielt wurde heuer unter Anderem Rock, Punk, Deathmetal, Powermetal und Mehr. Außerdem konnten die Veranstalter um Charakterkopf Heiner diesmal mit PUNGENT STENCH sogar einen richtig großen Namen verpflichten.

Am Freitag gib es gegen Nachmittag los mit FINAL RELEASE aus Weißenstein (Kärnten). Die Jungs sind noch kaum dem Proberaum entsprungen und somit die traditionelle Newcomerband des Festes. Gespielt wurde stark Maiden-Lastiger Metal mit etwas härteren Riffs. Selbst die Stimme des Sängers pendelte manchmal in Richtung Dickinson. Musikalisch ist bei der Truppe natürlich noch viel Verbesserungsarbeit zu leisten, aber in Grundzügen war auf jedem Fall Talent zu erkennen. Einige Riffs blieben sogar kurzzeitig im Ohr hängen. Leider wollte der Sound so früh am Tag noch nicht ganz mitspielen. Die Gitarren waren zeitweise fies übersteuert. Die Musik ging manchmal im Dröhnen der Boxen unter. Dennoch machte es den Jungs sichtlich Spaß, für das noch spärlich vorhandene Publikum aufzuspielen. Zum Abschluss gab es noch ein Cover von „Seek&Destroy“, leider mehr schlecht als Recht.

Als nächstes am Spielplan: LESSON TO BE LEARNED, eine lokale Punk-Truppe. 30 Minuten flotten Punk-Rocks der Marke NoFx sollten es werden, 15 Minuten sind es dann gewesen. Warum der Auftritt so kurz gehalten wurde, ist mir ein Rätsel, Zeit wäre noch genug gewesen bis zur nächsten Band. Vielleicht wollten sich die Musikanten einfach weiter ihren Bieren widmen, von denen sie wegen ihres Auftritts so plötzlich weggerissen wurden? Schade jedenfalls, denn als die Mucke gerade anfing, mir in die Beine zu fahren, war die Show auch schon wieder um.

Als nächstes betraten MADOG aus Villach (Kärnten) die, aus Holzbalken gezimmerte, Bühne. Bei den Powermetallern ging es schon um einiges professioneller zu. Der Sound stimmte und die, an Helloween erinnernde, Musik konnte das Publikum begeistern. Die Spielzeit von knapp einer Stunde wurde voll ausgenutzt. Neben Bandklassikern, die ordentlich abgefeiert wurden, gab es auch neues Material zu hören. Dieses war tiefer gestimmt und generell etwas düsterer, kam aber gut an. Nach ein paar Mitsing-Spielchen, die dankbar aufgenommen wurden, näherte sich der Gig mit „We’re Not Gonna Take It“ auch schon dem Ende zu. Alles in allem eine gute Show von einer der wenigen Kärntner Bands, die den Powermetal noch hochhalten.

Die Sauzipf-Hausband, DEAD KLÄSTILS, war als nächstes an der Reihe. Prollig-Besoffener Deutschpunk war angesagt und die nicht wenigen Punker vor der Bühne pogten sich die Seele aus dem Leib. Der Verfasser dieser Zeilen fühlte sich von den rumpelnden Klängen und den ausgesprochen plakativen Texten eher belästigt als Angetan. Der Sänger machte zudem mit seinem ständigen Gequatsche zwischen den Songs dem Manowar-Joey Konkurrenz. Aber die Klästils gehören nun mal zum Sauzipf und den anwesenden Punks hat es Spaß gemacht.

BREWTALITY aus Wien waren für mich dann auch schon die letzte Band. Aber zum Abschluss war der spacige, von Motörhead leicht inspirierte Hardrock gerade richtig. Von gutem Sound unterstützt traf die Band genau den Nerv des Publikums und wurde amtlich abgefeiert. Da wurden selbst die Ausfälle der Gitarre, verursacht durch Kälte und hohe Luftfeuchtigkeit, schnell verziehen.

Am Freitag spielten dann noch MASTIC SCUM, DEALER und PATER GELION, wo Festival-Chef Heiner selbst die Kessel rührte.

Den Samstag konnte ich mir, wie gesagt, leider nicht mehr zu Gemüte führen. Schade, denn das Lineup liest sich mit TAIL LIGHT SWITCH, HOPE U ROT, CYRUSS, HOG MEETS FROG, COLLAPSE 7, PHINIUS GAGE, CHERRY OVERDRIVE, PUNGENT STENCH, COLOUR HAZE und OUR SURVIVAL DEPENDS ON US recht amtlich.

Bei rund 1000 Besuchern war das Sauzipf Rocks 7 ein voller Erfolg. Bleibt nur noch zu hoffen, dass dieser Trend sich auch 2007 fortsetzt und wieder zwei oder drei namhafte Bands engagiert werden können, um den bunten Zirkus hoffnungsvoller Underground- und Newcomerbands abzurunden. Und selbst wenn nicht, für ein bierseeliges Wochenende in schöner Landschaft und mit netten Leuten zahlt sich die Reise nach Kärnten allemal aus.

Geschrieben am 10. August 2006 von Metal1.info

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