Review Aegonia – The Forgotten Song

„The Forgotten Song“ ist das Debüt der 2011 im bulgarischen Sofia gegründeten Gothic-Metal-Band AEGONIA, die auch Fantasy- und Folklore-Elemente in ihren Sound einfließen lässt. Neben dem Dudelsack kommt auch die Kaval zum Einsatz, eine vorrangig in der Türkei und den Balkan-Ländern beheimatete Flöte. Das Album folgt der Geschichte eines Romans, den Frontmann Nikolay Nikolov unter dem Pseudonym Nea Stand verfasst hat. Noch vor dem Release von „The Forgotten Song“ verließ Schlagzeuger Rosen Paskulov die Band, dem schließlich Ivan Kolev nachfolgte.

Das zu Beginn akustische Intro „In The Lands Of Aegonia“ geleitet einen samt Spoken-Word-Anteilen in eine triste, melancholische und scheinbar menschenleere Welt, ehe in der letzten Minute auch härtere Gitarren und Drums ins Geschehen eingreifen. Die erhabene Seite der Folk- und Gothic-Einflüsse bleibt aber stets erhalten und führen hinüber in das fast neunminütige „Rain Of Tears“, das sich folgerichtig nur schleppend aufbaut und eingangs auf massiven Streichereinsatz setzt. Insgesamt ist der Doom-Metal-Anteil in AEGONIAs Musik präsenter als man es der Beschreibung folgend hätte vermuten sollen.

Nikolovs Growls und Screams sucht man weitgehend vergebens, nur hier und da blitzen sie kurzfristig auf. Es ist eine Mischung aus Elitsa Stoyanovas verhaltenem Frauengesang und den bereits im Intro erwähnten Spoken-Word-Parts, die das Geschehen auf „The Forgotten Song“ dominieren. Auch Chöre finden wiederholt den Weg in die Musik der Bulgaren, dienen aber nur als weiteres theatralisches Element. Von denen findet man dank der Violine und der schwermütigen Grundatmosphäre zuhauf, was die 65 Minuten Spielzeit mitunter anstrengend machen kann.

Tatsächlich ist die Produktion aber das schwierigste Unterfangen des Longplayers, fällt sie doch stellenweise deutlichen qualitativen Schwankungen zum Opfer. Wo die ruhigen, akustischen Parts glasklar und die Vocals im Allgemeinen ebenfalls im grünen Bereich platziert wurden, da fallen die härteren Anteile deutlich ab. Zu sehr bewegen sich die Riffs und Drums im Hintergrund der starken Folk-Anteile. Obwohl das Geigenspiel von Frontfrau Stoyanova durchaus positiv zu bewerten ist, nimmt es den Songs durch diese Übermachtstellung etwas von ihrem möglichen Drive.

AEGONIA sind auf ihrem Debüt „The Forgotten Song“ leider weniger Metal, als er angepriesen wird. Die Anteile sind zwar vorhanden, dienen aber eher der minimalen Abwechslung und drängen sich nie in den Vordergrund. So sind die Bulgaren eher eine melodische Folk-(Rock-)Band mit metallischen Anteilen. Neben der qualitativ nicht immer ausgeglichenen Produktion sind es die auf Dauer immer ähnlicher wirkenden Songaufbauten und die wenigen Earcatcher-Momente, die dieses Erstwerk zwar atmosphärisch schlüssig gestalten, aber für den großen Wurf bei weitem nicht ausreichen. Fast schon amüsant, dass der Titel mehr Programm ist, als es den Musikern lieb sein dürfte.

Wertung: 4.5 / 10

Publiziert am von Christian Denner

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