Review Agonizer – Birth / The End

Glaubt man der fast ein wenig rührenden Bandbio auf dem Promozettel, waren AGONIZER bisher nicht gerade Schoßkinder des Glücks: Erst ließen Century Media nach langen Verhandlungen einen Plattendeal platzen, man schaffte nur einen geteilten 2. Platz bei der finnischen Metal-Expo und kam dann auch beim Wacken Metal-Battle nicht an die Spitze – nie reichte es zum großen Durchbruch. Allen Widerständen zum Trotz begab man sich ins Studio mit dem Vorhaben, das Debütalbum aufzunehmen – es gelang, und die Band wurde von Spinefarm unter Vertrag genommen.

Und das hier ist es nun, das Debütalbum von AGONIZER, mit dem Gegensatzpaar „Birth / The End“ als Titel. Nicht sehr lang ist es mit seinen 38 Minuten, aber es sei gesagt: Diese Zeit wird höchst sinnvoll genutzt. Es ist mir nach mehrmaligem Hören der CD ehrlich gesagt schleierhaft, warum die Band so lange ohne Plattenvertrag gibt, denn es gibt hier richtig geile Musik auf die Ohren. Ich weiß nicht genau, wo ich die fünf Finnen einordnen soll, denn die Musik befindet sich gewissermaßen in einer Grauzone zwischen Evanescence (irgendwie habe ich das Gefühl, dass die Musik auch bei den MTV-Metalern gut ankommen könnte), Sonata Arctica (es werden recht häufig Melodien von Gitarre und Keyboard gleichzeitig gespielt, wie auch das Keyboard die ganze Zeit verhältnismäßig vordergründig zu hören ist) und irgendeiner Band mit frickeligen Gitarrensoli, Children of Bodom vielleicht, wenn auch längst nicht so viel Sologehampel vorhanden ist, wie man es von Alexi Laiho kennt. Recht eigenständig klingen der kraftvolle Gesang von Pasi, und das Keyboard kommt angenehm kitschfrei, wenn auch stellenweise etwas penetrant daher.

Was AGONIZER aber am meisten auszeichnet, ist die ungeheure Energie und Wucht, mit der die acht Lieder aus den Boxen galoppiert kommen. Das Gemisch aus drückenden Gitarrenriffs, entweder deckenden oder punktierten Keyboardsounds und dem teils auch mehrstimmigen Gesang baut – besonders in den knalligen Refrains – eine fette Soundwand auf, die den Hörer mühelos niederwalzt; manchmal ist es dann zu viel des Guten und die Soundwand erdrückt in den Strophen den Gesang, doch das fällt kaum weiter auf. Ab und an sorgen ruhige Einsprengsel für Atempausen, so zum Beispiel bei „Hazardous“ oder „Sleepless“. Insgesamt ist die Musik dann leider doch irgendwie sehr gleichförmig; die knapp 40 Minuten sind zwar sehr kurzweilig und vergehen tatsächlich wie im Flug, dafür kann es einem ohne vorliegende Tracklist recht schwerfallen zu erkennen, welcher Song jetzt gerade läuft. Trotzdem macht das hier wirklich viel Spaß, und AGONIZER können sich rühmen, ein sehr gutes Debütalbum abgeliefert zu haben. Wobei ich fürchte, dass es vielleicht etwas zu leicht konsumierbar sein könnte – wie gesagt, MTV-Metaler. Man wird sehen, wo sich die sechs Finnen in einiger Zeit wiederfinden. Jetzt dürfen sie sich aber erstmal über einen Achter von metal1.info freuen.

Wertung: 8 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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