Review Agro – Ritual 6

AGRO – wir denken an einen verlassenen Hinterhof irgendwo in der tiefsten Großstadt. Ein 3er BMW fährt vorbei und aus dem Boxen dröhnt „Meine Firma heißt jetzt Aggro – Und die Groupies wollen ficken weil ich Geld mache“. „Ritual 6“ – natürlich! Die Bitchez haben auch gefehlt! Das Cover will da auch irgendwie keine rechte Beruhigung sein, was erst der Blick auf das Bandfoto schafft. So sehen keine Gangstas aus, auch nicht in Südafrika. Denn von ganz unten auf dem schwarzen Kontinent stammen die fünf Musiker, und mit „Ritual 6“ liefern sie ihr mittlerweile sechstes Album ab. In der Heimat konnte man schon richtige Erfolge feiern. Von TV- und Radiopräsenz, wie sie AGRO in Südafrika haben, können die meistens Bands in unseren nordlicheren Gefilden höchstens träumen. Zeit also, auch in Europa richtig Fuß zu fassen, auch wenn man bereits 2000 sogar einmal in Wacken spielen durfte.

Nach dem Intro „Thukutela“ ist man erst einmal richtig geplättet. Verdammt nochmal, seit wann ist Schweden so weit nach Süden gewandert? Zweistimmige Gitarrenleads, viele Thrash-Einflüsse, nette Breaks und ein Gespür für eingängige Melodien sind es, was die Südafrikaner ausmacht. Das zeigen bereits die ersten beiden Songs „Carpe Diem“ und „10x Over“, dessen Refrain richtig gut ins Ohr geht. Hier erinnert man auf Grund des flächigen Keyboardeinsatzes an Bands wie Kalmah, jedoch mit Leads der Marke In Flames. Trotzdem sind AGRO eine Spur weniger aggressiv als ihre nordischen Kollegen, da die Vocals sich mehr im Bereich des Thrash Metals als in dem des Death Metals bewegen und gut zum Gesamtsound der Truppe passt.
Man scheut sich nicht davor, auch kleine akustische Auflockerungen wie im Falle des getragenen, hymnenhaften „Time Heals Old Wounds“, was sich vor dem vielleicht besten und abwechslungsreichsten Stück des Albums mit dem Namen „B.D.F.P.“ nicht verstecken muss. Dort arbeitet man sich kurzweilig durch über sieben Minuten Melodic Power Death Trash Metal – so nenn ich es einfach mal.

Tempomäßig bewegt man sich fast ausschließlich im Midtempo, was einen der großen Kritikpunkte darstellt. So schön die Gitarrenleads auch durchdacht sind und so gut die Songs auch funktionieren, so gerne würde man sich doch einmal ein paar Ausbrüche ins Uptempo wünschen. Auch sind die Songs allesamt ähnlich gestrickt, so dass sie zwar jeder für sich betrachtet wunderbar sind, das Album am Stück gehört aber in etwa zur Hälfte schon an Qualität einbüßt und etwas eintönig wird. Da kommt ein Experiment wie bei „TR333“, welches von typisch afrikanischen Trommeln begleitet wird, nur recht. Viel mehr Abwechslung gibt es dann leider nicht mehr, auch wenn der Rausschmeißer „A Place Of Healing“ endlich mit ein paar schneller gespielten Passagen aufwarten kann.

„Ritual 6“ sollte einige Metalheads mit der Erkenntnis, dass es dort nicht nur Rastalocken gibt, sondern auch extrem ambitionierte Bands, die die Matte kreisen lassen, interessiert nach Südafrika blicken lassen. Wie schon angesprochen haben alle Songs eine gewisse Klasse, die auf jeden Fall zu loben ist, jedoch ist das Album als Ganzes gesehen stellenweise auf Grund mangelnder Experimentierfreudigkeit ein klein wenig eintönig. Eine Chance geben sollte man dem Quintett auf jeden Fall.

Wertung: 7 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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