Review Alithia – The Moon Has Fallen

(Progressive Rock / Alternative Rock / Post-Rock) Seit ihrer Gründung 2004 haben ALITHIA vor allem im Prog-Sektor einiges erreicht. Neben einem viel gelobten Debütalbum „To the Edge Of Time“ (2014) durften sie zuletzt als Vorband von Leprous und Agent Fresco auftreten. Aktuell steht eine Tour mit den norwegischen Shining an. Auch mit The Ocean, Animals As Leaders, Alcest oder Ne Obliviscaris teilten sich die Australier schon die Bühne. Nun haben die sechs Musiker ihr zweites Album „The Moon Has Fallen“ veröffentlicht.

Die Platte gleich mit dem längsten Track, dem fast elfminütigen „The Sun“ zu beginnen, war sicherlich nicht die beste Idee. Im Grunde wäre es jedoch mehr oder weniger egal gewesen, welchen Song die Band dafür wählt, denn so richtig spannend oder herausragend ist kaum ein Stück auf „The Moon Has Fallen“. ALITHIAS Progressive Rock schwimmt sehr offensichtlich im Fahrwasser von Bands wie Anathema, erreicht aber zu keiner Zeit dessen Eingängigkeit, Emotionalität oder spielerische Klasse.

In den meisten Abschnitten des Albums legen ALITHIA Synthesizerteppiche vor, die sie mit generell für Progressive Rock arg banalen Grooves und Beats versehen. Erinnerungswürdige Riffs oder Synthesizerlicks sucht man dagegen vergeblich. Zwar ist die Musik, wie eben bei Anathema auch, stark auf die Gesangsperformance fokussiert und ausgerichtet. Leider aber irrt Sänger John Rousvanis eher ziellos in der Musik umher, meist ohne die Fähigkeit, eine packende Melodie zu finden. Obwohl er durchaus bemüht ist, seinen angenehmen Gesang zwischen verhaucht-sanften Chören und aggressiv angezerrten Rock-Vocals zu variieren, fehlt es ihm vor allem an echten Emotionen.

ALITHIA beherrschen ihre Instrumente zweifellos und die Arrangements sind durchaus liebevoll und sorgfältig ausgearbeitet, die Songs als Ganzes kann man allerdings auch nach mehreren Durchläufen nur schwer voneinander unterscheiden. Wann immer die Band den Eindruck erweckt, sie sei einem tieferen Gefühl auf der Spur, verharrt die Band an der glatten Oberfläche, statt wirklich mal ins Rohe, Ungeschliffene einzutauchen.

Das ist sehr schade, denn grundsätzlich haben ALITHIA einen durchaus interessanten, eigenen Sound entwickelt, der das Potential hätte, viel vermitteln zu können. Einige der Percussionelemente sind stimmig eingesetzt und auch die verträumte Stimmung der Musik hat in vielen Momenten eine fast schon hypnotische Wirkung. Letztlich lässt das Album aber – bis auf in einigen sehr gelungenen Passagen in „Empress“, „Diamonds“ oder „Faces In The Leaves“ – sein Potential an zu vielen Punkten ungenutzt, als dass man es uneingeschränkt empfehlen könnte.

Sowohl was den Anteil an Post-, Alternative als auch Progressive Rock in ihrer Musik angeht, haben ALITHIA stets einen Plan davon, wie man diese Klangwelten professionell erzeugt. Was allerdings zu häufig fehlt, sind greifbare Momente. Zu ausschweifend, zu wenig zielgerichtet und stellenweise auch zu süßlich ist das alles, um einen wirklich packen zu können. Irgendwo tief in der Musik steckt viel, das es zu Erkunden wert wäre, aber ALITHIA trauen sich nicht so ganz, es freizulegen und begnügen sich lieber mit der reibungsfreien, risikoarmen Hülle.

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Wertung: 5 / 10

Publiziert am von Simon Bodesheim

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