Review All Its Grace – Transience

ALL ITS GRACE haben inzwischen auch schon mehr als eine Dekade auf dem Buckel. In dieser Zeit brachten die Mainzer eine Demo, eine EP und ein komplettes Album heraus. Mit „Transience“ melden sie sich nach einigen Jahren, die wohl auch kleineren Line-Up-Wechseln geschuldet waren, zurück und wollen zeigen, dass sie es nicht verlernt haben.

Gleich der Opener „Driven“ gibt die Marschroute vor: moderner Melodic Death, der in seinen Strukturen auch mal progressiv aufgebaut ist und dem Elemente aus der näheren Genreverwandschaft nicht fremd sind. Scheinbar lässt sich der Sound also schnell auf einen Nenner bringen und das ist tatsächlich auch so, denn im weiteren Verlauf passiert wenig, was den Hörer allzu sehr überraschen würde. Auch die folgenden acht Songs tragen allesamt eine klare Handschrift, was sich ALL ITS GRACE wohl als Pluspunkt auf der Habenseite verbuchen können, einen eigenen Stil scheinen die Jungs gefunden zu haben.
Nun soll aber nicht der Eindruck aufkommen, „Transience“ sei ein Album, welches nach einer einleitenden Blaupause so dahinplätschert. Ein paar Momente hat das Quintett schon zu bieten, die aufhorchen lassen. Meist sind es die Augenblicke, in denen die Truppe richtig Gas gibt. Dies ist phasenweise auch schon beim Opener der Fall, besonders gelungen sind diesbezüglich aber „Vain Gods Never Learn“ und vor allem das kurze, aber sehr knackig auf den Punkt gespielte „Gloom“, bei dem von Anfang an gar nicht erst der Eindruck aufkommt, als wollten ALL ITS GRACE Gefangene nehmen. Hier ist in dreieinhalb Minuten alles gesagt, worüber man sprechen könnte, dazu wird die Nummer von flotten Gitarren und Blast-Beat/Double-Bass-Attacken garniert. Nicht nur live eine Nummer, die zum geschmeidigen Fußwippen einlädt.
Ein wenig gewöhnungsbedürftig ist der moderne Sound, der ein wenig zu glatt gebügelt und steril klingt. Gerade die Gitarren hören sich so sauber an, dass letztlich ein wenig die Aggressivität auf der Strecke bleibt. Das ist sicher Geschmackssache, aber hier wäre eine Stellschraube, wo ALL ITS GRACE noch mal dran drehen können. Ein anderer Kritikpunkt ist die Uniformität der Songs. Sicher, jede Nummer kann für sich stehen, aber im Gesamtgenuss der 48 Minuten bleibt ein bisschen die Abwechslung auf der Strecke. Na gut, es ist ein wenig wie mit Spaghetti, ein gutes Grundrezept lässt sich quasi beliebig verändern, schmeckt oft aber dann doch immer etwas gleich. Gleich gut zwar, aber mit etwas mehr Risiko und Fantasie ließe sich vermutlich eine noch edlere Speise kreieren.

Sei’s drum, „Transience“ ist schon eine ordentliche Platte, die die eine oder andere Schwäche hat, aber vor allem in Sachen Ehrlichkeit und Leidenschaft vorne mitmischt. Freunde der Band werden sicher blind zuschlagen, wer sich mit modernem Melodic Death anzufreunden weiß, riskiert ein Ohr und allen anderen bricht auch kein Zacken aus der Krone, wenn sie ALL ITS GRACE zumindest mal anchecken.

Wertung: 7 / 10

Publiziert am von Jan Müller

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