Review Amphitryon – Sumphokeras

  • Label: Manitou
  • Veröffentlicht: 2007
  • Spielart: Doom Metal

AMPHITRYON also, mal wieder eine Band, von der ich noch nie etwas gehört habe und die trotzdem als der ganz heiße Act in der Düsterszene angekündigt wird. Für diese problematischen Fälle gibt es zum Glück immer das Netz der unbegrenzten Möglichkeiten und tatsächlich kann man auf der Homepage der Band eine Biographie einsehen, um sich mal kennen zu lernen. Seit elf Jahren agiert die französische Truppe also, der erste Meilenstein in der Karriere ist meines Erachtens der Support für u.a. Paradise Lost auf einem Festival. Das steckt den musikalischen Rahmen schon mal einigermaßen ab, mit Veröffentlichungen ging man bislang allerdings spärlich um, ein Samplerbeitrag und eine Drei-Track-MCD sind soweit alles, was die Band bisher vorzuweisen hat. Zum Glück, will man bereits nach kurzer Zeit laut schreien.

Was das Infoblatt angeht, hört es sich ja noch toll an: eine Mischung aus My Dying Bride, Septic Flesh und Therion. Müsste eigentlich eine ansprechende Mischung ergeben. Gut, bzw. schade – jedenfalls für AMPHITRYON – dass es immer auch noch einen Konjunktiv gibt, denn dass die Rechnung nicht aufgeht, zeigt sich bei „Sumphokeras“ in beinahe erschreckender Weise. Schon die Stilbeschreibung lässt ja nicht viel Gutes erahnen („die Band spielt etwas, was man `Symphonic Avantgarde Doom/Death` nennen könnte“), was dann aus den Boxen dringt, ist aber wirklich…gar nicht viel. Unorganisiert ist das Erste, was mir dabei einfällt, auch nach diversen Hördurchgängen reicht eine Lupe nicht aus, um Songstrukturen auszumachen. Das muss zwar nicht zwangsläufig schlecht sein, aber in diesem Falle kommt es so vor, als wenn die Band vor dem Einspielen der Songs überhaupt nicht wusste, wer was spielen soll. Mal denkt sich der Gitarrist, er könnte ja jetzt ein Riff spielen, das Gesangsduo trällert grunzend nach Belieben drauf los, manchmal ackert das Schlagzeug durch die Gegend, aber so konzeptlos, dass man sich fragt, was die Horde eigentlich in den letzten zehn Jahren im Proberaum so getrieben hat.

Um dennoch mal ganz pädagogisch von den Stärken auszugehen, seien sie der Kürze halber hier erwähnt: der akustische Anfang von Track Nummer drei („Omen“) ist recht stimmig, die hier und da eingesetzten sakralen Gesänge klingen in seltenen Momenten auch ganz vernünftig und am Ende folgen einige längere Lieder, die so etwas wie Atmosphäre zu versprühen versuchen. Leider sind wir an dieser Stelle schon durch, alles Negative aufzuzählen, würde leider die Kapazitäten von Metal1 erschöpfen. Neben den langweiligen Liedern fällt die mickrige Produktion zusätzlich ins Gewicht, ich erzeuge mehr Power als das Schlagzeug, wenn ich nur mit einem Zahnstocher auf meine Brotbox einprügele, die Gitarren klingen so dermaßen dünn, dass man glaubt, der zuständige Musiker habe im Nachbargarten gestanden und dabei auch noch vergessen, den Verstärker aufzudrehen. Wie AMPHITRYON es geschafft haben, für 47 Minuten schlapp produzierter Musik eineinhalb Jahre im Studio zu verbringen, ist ein weiteres Rätsel, vielleicht ist die ganze CD ein solches, welches ich getreu dem Motto „sind sie zu stark, bist Du zu schwach“ nicht lösen konnte. Viel eher passt mir da ein Zitat eines gewissen Blödelbarden aus der Nähe der Nordsee: „willst Du Dir den Tag versau`n, musst Du Dalli-Dalli schau`n“. Oder eben AMPHITRYON hören. Anspieltipps folglicherweise keine.

Wertung: 2 / 10

Publiziert am von Jan Müller

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