Review Billion Dollar Babies – Die For Diamonds

  • Label: Esmeralda
  • Veröffentlicht: 2010
  • Spielart: Hard Rock

Das Phänomen des Klauens ist ja in sämtlichen kulturellen Belangen ziemlich aktuell. Egal, ob nun in der Politik, wie die Doktorarbeit eines bekannten Mannes gezeigt hat, oder in der Belletristik, wo ganze Romanpassagen wohl schon Wort für Wort aus Fachbüchern abgeschrieben wurden. Auch in der Musik erfreut sich Sampling einer großen Beliebtheit und Coverversionen sowieso. Dementsprechend ist es gar kein Wunder, dass sich Bands auf der Suche nach einem geeigneten Bandnamen schon mal bei ihren Vorbildern bedienen. So benannten sich die Billion Dollar Babies eindeutig nach dem gleichnamigen Album des Schockrockers Alice Cooper.

Damit wird auch schon die grobe Marschrichtung für das erfrischend kurze, knapp 40 Minuten lange Album vorgegeben. Die ganzen großen 80er-Namen kommen einem beim Hören in den Sinn. Kiss, Mötley Crüe, gar eine Prise Scorpions und eben immer wieder der poppige Alice Cooper. Diese Mixtur bekommt allerdings von den Schweden einen ganz eigenen Charme verpasst. Beispielsweise durch die auf ein paar wenigen Songs Akzente setzende Bläsersektion, den nette Gesang von Sänger Frankie Rich und zum Teil bemerkenswertem Griffbrettgewichse der beiden Gitarristen. Leider etwas zu dezent eingesetzte, elektronische Verfremdungen, wie zu Beginn von Highest Mountain, runden die Sache ab.
Die Kombo klingt allerdings gerade dann am stärksten, wenn sie den von ihnen gepflegten Stil mit anderen Einflüssen kombinieren. So macht Right On Time beispielsweise, mit Lynyrd Skynyrd-Piano und herrlichem Text, richtig Spaß. In den Strophen von Second Time Around, in denen Schlagzeuger und Bassist den Gesang von Frankie Rich alleine begleiten, groovt gar wie eine tolle Funknummer. Bedauerlicherweise bleiben diese Tracks aber Ausnahmen, sodass die Zeitreise um circa dreißig Jahre zurück auf Dauer doch etwas ermüdend wird.
So knallt Key To My Heart, der mit Abstand poppigste Track der Scheibe, dem Zuhörer die immer mal auftretenden Schwächen gebündelt in kompakten 4 Minuten um die Ohren. Einen grässlichen Chorgesang gibt es dort zu hören, der sich aus Ermangelung eines richtigen Textes mit einfallslosem ‚Ohoho’ begnügen muss. Ganz zu schweigen von grausamen Synth-Streichern, die gar an Modern Talking erinnern, Gott sei Dank aber weit nach hinten gemischt wurden.

Insofern kann die Platte im normalen Hausgebrauch leider nicht überzeugen. Auf Partys und in geselliger Runde, in der Musik lediglich zum gelegentlichen Mitgröhlen benötigt wird, funktionieren die Songs dank schöner Produktion und sich sofort im Gehörgang festklammernden Melodien, die gar nicht so leicht wieder hinaus zu bekommen sind, aber sicherlich. Und noch eine persönliche Bemerkung am Rande: ich war bei Betrachtung des Bandphotos im Booklet mehrmals sehr, sehr kurz vorm Fremdschämen.

Wertung: 5 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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