Bei der Menge an Death Metal, die in fortwährender Regelmäßigkeit aus Schweden kommt, könnte man gerade meinen, die Produktion von Todesblei würde dort staatlich subventioniert. Dass bei der Flut an Bands schon seit geraumer Zeit selten etwas wirklich Neues dabei herumkommt, ist allgemein bekannt. Auch BORN OF SIN scheinen sich dieser Tatsache bewusst zu sein, denn die Herrschaften versuchen gar nicht erst, auf ihrem Debüt „Imperfect Breed of Humanity“ in irgendeiner Weise innovativ zu klingen, sondern donnern mir in gut 36 Minuten in bester Tradition die Trommelfelle blutig. Die Gruppe selbst gibt’s schon seit 2001, nach der Aufnahme zweier Demos hat sie dann einen Vertrag beim schwedischen Label Unexploded Records klargemacht und eine EP sowie das bereits voriges Jahr veröffentlichte, hier vorliegende Langeisen herausgebracht.
Und das blastet mir mit dem Opener „Angels Deathrow“ erst mal eine dicke Delle in die Fontanelle – nicht überraschend, aber überaus unterhaltsam. Dementsprechend kommt die Platte im einschlägigen Soundgewand mit fetten Gitarren und druckvoller Rhythmusabteilung daher. Für die Produktion war im Übrigen Valle Adzic im Studio Deadline zuständig, der sich auch schon um die Langrillen von Szene-Kollegen wie Impious oder One Man Army and the Undead Quartet gekümmert hat (und außerdem in diesen beiden Bands auch zockt bzw. gezockt hat). Besonders positiv fällt mir dabei die vordergründige Abmischung des Basses ab, der so gut wie konstant in jedem Song zu hören ist. (Interessante Nebenbemerkung: Der Bassist verlor letztes Jahr infolge eines Motorradunfalls die Fingerspitze seines rechten Mittelfingers. Zum seinem Glück braucht man in der Regel nur zwei Finger, um mit Plektrum zu spielen. Ob er sich diese Technik erst seitdem angeeignet hat, ist mir allerdings nicht bekannt. Trockener Kommentar der Band: „Well, an electric bass-guitar only has four strings, how hard can it be?“) Der Gesang von Jerker Backelin lässt sich am ehesten mit dem von God Dethroned-Frontkeifer Henri Sattler vergleichen, erinnert stellenweise jedoch auch an Necrophobic und Amon Amarth. Parallelen zu letzteren können auch auf instrumentaler Ebene festgestellt werden, gerade die hymnisch-melodischen Refrains („Deceiver“, „Walk With The God“, Titeltrack) klingen stark nach den Trademarks der Wikinger. Mit „Our Infamous God“ hat es schon fast so etwas wie ein Ohrwurm aufs Album geschafft, der knackige Riffs bietet und zudem vor Augen führt, dass sich BORN OF SIN durchaus auch an der Grenze zum Black Metal musizieren. Auch das ist nicht weiter erstaunlich, denn mit Hjalmar Nielsen hat man ein Ex-Mitglied der Schwarzwurzel-Kombo Lord Belial an der Klampfe, der sich auch songwritingtechnisch einzubringen weiß. Ob dabei in erster Linie er auf die verdammt originelle und überhaupt nicht klischeebehaftete Idee gekommen ist, hauptsächlich auf dem zweitausend Jahre alten Sack namens Christentum herumzuhacken, sei dahingestellt.
Nun, ich würde noch mehr zu den einzelnen Nummern schreiben, wenn es denn noch mehr zu schreiben gäbe. Bei „In Sickness“ rennt man nicht gleich mit dem Kopf durch die Wand, sondern lässt anfangs ein paar unverzerrte Gitarrenklänge zu, doch ansonsten wird geschrotet, bis der Arzt kommt. Sowohl in Bezug auf Album- als auch auf Songlänge scheint das Motto der Band „in der Kürze liegt die Würze“ zu sein. Nur drei der zehn Tracks gehen über die Vier-Minuten-Marke und lassen Langeweile dadurch gar nicht erst entstehen. Probleme gibt es meiner Ansicht nach – wenn überhaupt – erst, wenn man die Scheibe am Stück hört, denn auf Albumlänge konnten mich BORN OF SIN nicht überzeugen. Bei jedem Durchlauf wird’s spätestens nach zwei Dritteln der Spielzeit eintönig, was wohl weniger daran liegt, dass die Songs mit steigender Tracknummer qualitativ abnehmen, als vielmehr daran, dass es einfach zu viel vom selben ist. Wer seinen Death Metal am liebsten roh und schnörkellos hört und kein progressives Meisterwerk erwartet oder Wert auf eine komplette Sammlung Schwedentod legt, sollte zugreifen. Für alle mit einem Grundbedürfnis nach Innovation dürfte „Imperfect Breed of Humanity“ jedoch nur bedingt interessant sein. Nichtsdestoweniger hat das Quintett ein energetisches, spielerisch überzeugendes und unterm Strich hörenswertes Album abgeliefert, daher:
Wertung: 7 / 10