Review Christ Vs. Warhol – Dissent

Man sollte an sich meinen, dass die diversen Spielarten des Metals schon genug ausdifferenziert sind. Sind sie aber nicht, wenn man mal bedenkt, was sich alleine alles unter dem Deckmantel des Gothic verbergen kann: Traditioneller Gitarren-Gothic wie „Paradise Lost“, die elektronisch angehauchte Ecke der „Sisters Of Mercy“, beinahe reine Elektrospielereien wie „Silke Bischoff“ und eben auch die Death-Rock-Sparte. Für mich war es bislang so ähnlich wie mein Verhältnis zur rhythmischen Sportgymnastik: Ich wusste, dass es sie gibt, aber sie interessierte mich nicht. Nun liegt die Promo zu „Dissent“ auf dem Tisch, dem Debütalbum des kalifornischen All-Star-Projektes CHRIST VS. WARHOL.

Und da steht man gleich schon vor dem nächsten Problem, mit Ausnahme von „Faith And The Muse“, bei welchen Drummer Geoff in die Felle haut, kenne ich auch diese Bands allesamt nicht. Ok, dann bin ich zumindest nicht voreingenommen. Nach einigen Durchläufen kann ich es auch nicht verleugnen, die Musik versprüht einen gewissen Charme. Musikalisch sicher keine Offenbarung, ist die Stimme von Frontfrau Eve Ghost schon recht interessant, zudem passt sie sich ganz gut an die Gitarrenarbeit an (oder anders herum?!?). Diese ist in der Regel nicht allzu spektakulär, aber progressive Ansätze erwartet ja auch niemand von einer Band aus diesem Genre. Vielmehr scheint man Wert auf den richtigen Sound gelegt zu haben, denn ohne Hintersinn dürfte der erdige Klang, der irgendwo zwischen clean, crunch und verzerrt liegt, kaum sein. Mir ist das ehrlich gesagt etwas zu soft, auf die Dauer kommt eher ein Gewohnheitsgefühl, denn ein freudiges Mitwippen der Extremitäten auf. Dazu kommt das über weite Strecken etwas einfallslose Schlagzeug, welches zwar jederzeit für einen zackigen Beat zu haben ist, unter dem Strich aber doch mit wenig Abwechslung vor sich hin spielt.

Dennoch, coole Ansätze sind da und wenn sie wollen, dann können die vier Kalifornier richtig eingängig daherkommen. Bestes Beispiel ist „The Trigger“, ein Song, der auf der einen oder anderen Tanzfläche für Bewegung sorgen könnte. Überhaupt scheinen mir die besseren Lieder erst in der zweiten Hälfte angeboten zu werden, ob das Zufall oder persönliches Empfinden ist, sei mal dahin gestellt, in meinen Ohren startet „Dissent“ eigentlich erst mit dem angesprochenen „The Trigger“ und somit eigentlich etwas zu spät. Wenn eine Band als Allstar-Supergroup beworben wird, dürfte es etwas schneller auf den Punkt gehen. Vielleicht entzieht sich die gesamte Gothic-Death-Rock-Sparte aber auch nur meiner Gewogenheit, gut möglich immerhin, dass sich Freunde des Genres sehr viel mehr daran erfreuen können. Schöne Ansätze hat das Debüt meiner Meinung nach schon, aber zu mehr hätte es auch etwas mehr gebraucht. Wer mag, testet an und verschafft sich ein eigenes Bild, für mich ist „Dissent“ nur ganz bedingt etwas.

Wertung: 6.5 / 10

Publiziert am von Jan Müller

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert