CJ RAMONE, von 1989 bis zur Auflösung 1996 Bassist der legendären Ramones, hat sich an sein drittes Soloalbum herangewagt und unter dem Titel „American Beauty“ knapp 33 Minuten neue Musik vereint, die sich am Spirit um das Jahr 1977 bedient und diese Zeit auch mit Sinn für Humor behandelt. Insgesamt entsteht so ein Longplayer, der sich vor seinen ehemaligen Kollegen verneigt und gleichzeitig aufzeigt, dass die amerikanische Schönheit eben doch etwas anderen Idealen zu folgen scheint.
Mit „Let’s Go“ hat man einen eingängigen Opener gefunden, der zwar wenig innovativ ist, aber auf die weiteren Titel passend einstimmt. Neben den prägnanten Punk-Wurzeln, die auf „American Beauty“ nicht verschleiert werden, tragen einige Songs auch Merkmale des Surf Rock in sich („Yeah Yeah Yeah“, „You’ll Never Make Me Believe“). Den flotten Stücken werden aber auch Kompositionen gegenübergestellt, die sich in Sachen Tempo etwas zurücknehmen. Ein Beispiel dafür ist „Before The Lights Go Out“, das durch den Fokus auf die Melodieführung und dezenteren Gesang etwas zu poppig geraten ist, aber dennoch seine Stärken hat.
Mit „Tommy’s Gone“ huldigt CJ RAMONE dem 2014 verstorbenen Tommy Ramone in 100 Sekunden, die im akustischen Gewand präsentiert werden und die mitschwingende persönliche Note herausstellen. Gerade diese kurzweilige Abwechslung zwischen den einzelnen Songs hilft dem Album gekonnt den typischen Punk-Rock-Einheitsbrei zu umgehen. „Without You“ ist weniger schwülstig, als der Titel vermuten lässt, hat dafür aber weiblichen Gesang zu bieten, der von Kait Eldridge (Big Eyes) beigesteuert wird und gegen Ende mit einem würdigen Gitarrensolo aufwartet. „Be A Good Girl“ und „Moral To The Story“ liefern ein nötiges Augenzwinkern, bevor das Album mit „Pony“ seinen Abschluss findet, der vor allem durch Trompeten heraussticht, die von Brad Magers (The Bronx) und Keith Douglas eingespielt wurden. Damit bekommt das Tom-Waits-Cover einen Mariachi-Touch, der sich ohne Probleme einbindet und mit der Textzeile „I Hope My Pony“ das Zeug zum Ohrwurm hat. In Sachen Produktion haben die zuständigen Paul Miner und CJ RAMONE eine gute Mischung aus rumpeliger Atmosphäre und melodie-orientierten Momenten erschaffen, die nahezu jeden Song in ein passendes Licht rücken kann.
In gewisser Weise trägt CJ RAMONE das Erbe seiner Vorgängerband weiter, schafft es aber auch, seine Songs nach 21. Jahrhundert klingen zu lassen. „American Beauty“ mag keine Offenbarung im Bereich des Punk Rock sein, ist aber ein äußerst kurzweiliges Album, das einige Energie und Spaß mitbringt, aber auch persönliche Töne anstimmt. Mit Musikern der Street Dogs und der Adolescents bietet die Platte außerdem eine qualitativ hochwertige Band, die gut miteinander agiert und weiß, wie man Punk mit Old-School-Einschlag im Jahr 2017 zu spielen hat. Wer die Ramones liebt oder gut gemachte Rockmusik hören will, dem kann das Antesten empfohlen werden.
Wertung: 7 / 10