Review Daemonheim – Tidian

  • Label: Naturmacht
  • Veröffentlicht: 2014
  • Spielart: Black Metal

Einst lehrte es uns schon Otto Waalkes: English For Runaways bedeutet Englisch für Fortgeschrittene. Und so lerne ich hier doch nach 15 Jahren des Englischsprechens noch dazu, dass man den Dämonen in dieser Sprache auch mit einem A versehen kann. Dazu kommt mir noch eine neue Black-Metal-Kapelle unter, die auf den Namen DAEMONHEIM getauft wurde und mit englischer Sprache doch herzlich wenig verbindet. 1999 wurde die Band im Mittelgebirge Harz gegründet. Die Texte behandeln, komplett in deutscher Sprache verfasst, Themen wie Natur, alte Sagen und lokale Geschichte. Musikalisch bietet man Black Metal mit Elementen aus Death Metal, Pagan und diversen nicht-metallischen Genres an. Nach zwei Demos und zwei Longplayern wird mit „Tidian“ nach ganzen sieben (!) Jahren ein neues Studioalbum auf den hiesigen Markt geschmissen. Hat sich dieses lange Warten also gelohnt?

DAEMONHEIM erinnern in den ersten Takten vor allem an die zufälligerweise auch aus einem Mittelgebirge stammenden Imperium Dekadenz. Das passiert aber ohne die massive, depressive Schlagseite. Man bewegt sich im Midtempo, liefert ein paar schnelle Wutausbrüche und in den ruhig-atmosphärischen Parts lässt man der Leadgitarre einigen Auslauf an der viel zitierten „langen Leine“. Anschließend beschäftigt sich das Duo mit  Fabelwesen oder Teilen der germanischen Unterwelt. Musikalisch huldigt man in einem zu großen Teilen akustisch gehaltenen Song der Heimat. Da kann man gerne auch Dornenreich als Referenz heranziehen. Zum Song „Zwölf Ritter“ vermute ich eine Anlehnung an die Tafelrunde des König Artus, die in neuzeitlichen Interpretationen oft mit zwölf Plätzen dargestellt wird. Erstaunlich ist die Herangehensweise dieser Zwei-Mann-Formation. Nach einigen Durchläufen wird einem die Liebe zum Detail bewusst, die vielleicht auch ein kleiner Perfektionswahn sein mag. Überladen wirkt hier wenig bis gar nichts und der Gesang keift mit einem Wohlwollen aus den Boxen. Dennoch kann man der Lyrik gut folgen ohne ein Textblatt zur Hand nehmen zu müssen.

Wenige Kompromisse eingehen und doch ein solides Album mit diversen, auch genrefremden, Einflüssen darbieten – dies ist DAEMONHEIM mit diesem dritten Longplayer gut gelungen. Gerade die ungeschliffenen Ecken und Kanten mit einigen unvorhersehbaren Momenten sind es doch, die sich im Ohr verhaken und vom Hörer gerne erschlossen werden wollen. Doch es stellt sich Ernüchterung ein, da sich widerkehrende Aufbauten durch die Songs wie ein roter Faden ziehen. Daher bekommt dieses Release gegen Ende doch ziemliche Schlagseite. Wenn man möchte, kann man auch noch die fremdkörperartigen Schriftzüge auf dem Albumcover bemängeln. DAEMONHEIM beweisen, dass sie ihr Können weitgehend beherrschen und auch gerne umsetzen. Dennoch ist das Album nicht frei von gefühlter Belanglosigkeit, da sich bekannte Muster (Midtempo – Knüppeln – Solo – Akustikpart) doch sehr ähnlich wiederholen. Somit bleibt unter dem Strich ein solider Output mit einigen Ausreißern nach oben, die sich vor allem in der ersten Hälfte finden lassen.

Wertung: 6.5 / 10

Publiziert am von Christian Denner

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