Review Deathlike Silence – Saturday Night Evil

Erstaunlich, eine suomische Medaille, die zwei Seiten hat. Werfe Finnland, eine Metalband mit Frauengesang und den Bandnamen in einen Zufallsgenerator und er wird zu 95 % Gothic-Metal ausspucken. DEATHLIKE SILENCE wurden mit von der Chefredakton als solches angekündigt, einen Vorwurf mache ich nicht daraus, denn selbst das Infoschreiben kann sich einen Hinweis auf diese Spielart nicht verkneifen. Tatsächlich entpuppt sich „Saturday Night Evil“ (hier kommt auch schon der erste Punktabzug für den dämlichen Namen daher) als sehr melodisches Kraftmetallalbum, welches selten die Low-Tempo-Area verlässt, aber auch ebenso vereinzelt die Tasten in den Vordergrund stellt. Das Keyboard ist zwar irgendwie allgegenwärtig, aber durch den ordentlichen Misch fällt es kaum auf.

Damit sind wir auch schon mitten drin in einer CD, die auf den ersten Durchgang erst mal etwas verschlossen wirkt. Im nachhinein finde ich das schon etwas komisch, denn spätestens beim zweiten oder dritten Hören wird der Hörer gewahr, dass es sich um eine sehr ohrwurmige Musik handelt. Das liegt auf der einen Seite daran, dass wenig Ballast mitgeschleppt wird – siehe Keyboard, hier werden größtenteils Flächen oder versprengte Pianoeinsätze wie beispielsweise in „Who`s Gonna Bury Me“ angeboten. Dazu kommt die durchaus schnittige – von ihrer Gesangsleistung, versteht sich – Frontdame Ms Maya, die die Songs je nach Stimmung derselbigen hauptsächlich tief, manchmal aber auch ausbrechend hoch, nie jedoch sopranös, inszeniert. Somit passt sie stimmlich perfekt zu der Band, vom Optischen kann es nicht unbedingt behaupten, gibt sich die Band doch sehr gerne ihrem Grave-Digger-Image hin und posiert mit albernen Zylindern. Ms Maya klammert sich an dieser Stelle glücklicherweise aus.

Ein weiterer Eckpfeiler, der im Zusammenhang mit den Stärken von DEATHLIKE SILENCE nicht unerwähnt bleiben sollte, ist das instrumentale Können der Protagonisten, vor allem die Leadgitarrenfraktion lässt das eine oder andere sehr amtliche Solo vom Stapel. Dies lockert die insgesamt etwas zu gleichförmigen Songs ein ganzes Stück auf, ebenso wie die fast chorartigen Gesänge im Refrain von „The Headsman“, welches einerseits etwas an Rhapsody in ihren langsamen Momenten erinnert und andererseits als echter Anspieltipp durchgeht. Die vocale Experimentierfreude zahlt sich hierbei voll aus, neben „Who`s Gonna Bury Me“ eine wirklich gelungene Nummer. Auch die Umsetzung der Mike Oldfield`schen Coverversion „Moonlight Shadow“ läuft als gelungen durchs Ziel, auch wenn es sicher nicht die innovativste Adresse für Neuinterpretationen ist, aber lassen wir das mal.

Was mir ein wenig fehlt – neben der bemängelten ausbleibenden Abwechselung – ist ein wenig mehr düstere Atmosphäre. Eine Band, die so sehr auf dem Horrorfilmtrip ist, dass sie sogar diverse Zitate aus Dracula und Co verwendet, sollte nicht eine Dreiviertelstunde meist locker und fröhlich klingen. Natürlich ist das hier keine Spaßmusik wie Nightwish, aber grabesschwarze Stimmung wird nun auch nicht verbreitet. Vielmehr kreieren die fünf (oder sechs, wenn man den neu hinzugestoßenen Schlagzeuger einmal mitzählt) Finnen einen neuen Stil, der sich Mitsing-Metal nennen könnte. Wie gesagt, Ohrwürmer sind genug anwesend, und irgendwie wartet man ja auch immer auf den Befreiungsschlag aus der Eintönigkeit. Ich warte allerdings noch immer.

Wertung: 7 / 10

Publiziert am von Jan Müller

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