Review Draugnim – Northwind´s Ire

Gar nicht mehr so lange und dann heißt es schon „Zehn Jahre DRAUGNIM“. Ja, bereits 1999 rauften sich Bandkopf Morior und Thyestean-Feast-Sänger Chimedra zusammen, um schwarzmetallisch angehauchten Pagan Metal auf CD zu bannen. Drei Demos nahmen sie mit Unterstützung von verschiedenen anderen Leuten auf, dann wurde die Band arg vom Schicksal gebeutelt: Zu Line-Up-Instabilitäten gesellte sich noch ein Wasserschaden, der ihren Proberaum inklusive Equipment betraf. Bis 2007 war es still um die Band, dann entschlossen sie sich, es noch mal zu probieren, eine Demo namens „Sworn to Waves“ aufzunehmen und die an Plattenfirmen zu schicken. Und frei nach dem Motto „Victory or Death“ sollte das das letzte Lebenszeichen von DRAUGNIM sein, falls der Plan nicht aufginge…

Er ging auf, mehrere Labels zeigten sich interessiert, bei Spinefarm/Spikefarm unterschrieb der finnische Dreier schließlich, mauerte sich kurz darauf im Studio ein, kloppte neue Musik aus seinen Instrumenten und nahm sie für sein Debut „Northwind’s Ire“ auf. Wobei „neu“ nicht ganz stimmt, denn vier von den sieben Songs, die sich auf der Langrille finden, sind neuaufnahmen der kompletten vorigen Demo. Nur die Songs „Craionhorn“, „Towards the Dusk“ und „Will Dawn rise again“ sind neues Material auf der von Henri Sorvali produzierten Scheibe.

Da ich die Demo allerdings nicht zu Ohren bekommen habe (ich hab’s im Zuge der Recherche für’s Review versucht, aber es klappte nicht) stört mich das herzlich wenig, so ist halt das komplette Material neu für mich. Und mein erster Höreindruck davon war auch schon mehr als gut. Der Opener „Moonpath“ präsentiert schon geballt alle Stärken der Band: Epische Arrangements treffen auf breite Gitarrenwände, gefällige Melodien sind mit drin und Chimedra, der mir auch schon bei Thyestean Feast sehr gut gefiel, macht einen sehr sauberen Job am Mikro. Alles in allem klingt das dann wie eine Mischung aus Summoning und Moonsorrow, wobei die Band eindeutig eher zu zweiteren tendieren. Die Atmosphäre der Musik stimmt auch, so weit so schön. Das Schlagzeug ist zwar äußerst langweilig geraten (ich hab auch keinen Schimmer, wer daran saß… für die Demo hatten die Jungs sich Repe Misanthrope von Impaled Nazarene ausgeborgt, aber ob der auch hier wieder in die Felle schlug, darüber schweigt sich der Promo-Schrieb fein aus…), da es nur selten mal aus seinem festgefahrenen Rhythmus raus kommt, aber gut, an solchen Kleinigkeiten wollen wir uns nicht aufhängen.

Hängen wir uns lieber daran auf, dass die CD unheimlich schnell ihren Reiz verliert. Nämlich irgendwo zwischen „Feast of the Fallen“ und „Towards the Dusk“. Bei „Craionhorn“ verzeiht man den Jungs nämlich noch gerade so, dass der Song eigentlich noch mal dasselbe in grün ist, aber wenn beim dritten, resp. vierten Track immer noch fast identische Riffs, Arrangements und Drumfiguren verbraten werden, dann läuft da irgend was falsch. Das ist ein Adjektiv, dass ich in Verbindung mit diesem Genre nur sehr ungern benutze, aber DRAUGNIMs Musik ist einfach völlig eindimensional. Hier wird 45 Minuten lang mit minimalen Variationen immer wieder dasselbe gespielt, das Songwriting ist absolut ideenlos und nicht mal sonderlich fesselnd. Die Songs plätschern einfach vor sich hin und wenn man nicht einen Blick auf das Display der Stereoanlage wirft, dann hat man keine Ahnung, ob man jetzt gerade bei Track 2 oder bei Track 6 ist. Erschwerend hinzu kommt noch die Tatsache, dass vieles bei DRAUGNIM wie schon mal gehört klingt. Sei es Moonsorrow oder Summoning, manchmal eine Prise Falkenbach, hin und wieder ein bißchen Windir, nur bloß keine Portion Eigenständigkeit.

Versteht mich jetzt nicht falsch, „Northwind’s Ire“ ist eine wirklich nette CD zum anhören. Die Fähigkeiten der Musiker sind in Ordnung, Atmosphäre wird auch geboten, die Produktion aus dem Hause Sorvali ist sehr druckvoll, vielleicht ein wenig breiig geraten, aber allgemein doch okay. Wie gesagt, solange der erste Langspieler von DRAUGNIM dauert ist er ganz gut, aber darüber hinaus setzt sich einfach nichts fest. Ich weiß nicht, ob das jetzt verständlich klingt, aber sagen wir’s mal so: „Northwind’s Ire“ ist keine CD, die aus irgend einem speziellen Grund dazu animiert, gehört zu werden, aber wenn sie erst mal im Player ist, dann kann sie auch drin bleiben. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.

Wertung: 6 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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