Review Ea – Ea II

  • Label: Solitude
  • Veröffentlicht: 2009
  • Spielart: Doom Metal

EA. Die Band mit dem „sinnfreien lyrischen Konzept“, wie Kollege Robin es nannte, ist wieder da. Drei Jahre nach ihrem Erstlingswerk „Ea Taesse“ gehen die US-Amerikaner mit ihrem zweiten Album, simpel „Ea II“ betitelt (oder manchmal auch einfach nur „II“, je nachdem wo man seine Informationen bezieht), erneut über Solitude Productions an den Start. Ganz geflissentlich das Motto „Wer seid ihr eigentlich und wenn ja wieviele?“ ignorierend, weiß man über die Männer und/oder Frauen hinter Projekt nach wie vor Zilch, die Texte sind immer noch in unbekannten, von Archäologen rekonstruierten toten Sprachen verfasst und diesmal machte man sich nicht mal die Mühe, den beiden überlangen Tracks, aus denen sich das Album zusammensetzt, Titel zu geben. „Untitled“ und „Untitled“ werden sie bei den Metal Archives genannt. Also recht minimalistischer Arbeitsaufwand, was das Drumherum angeht (das Booklet ist schwarz-blau und enthält außer dem Hinweis, dass EA eben in Zungen sprechen, nicht wirklich viel, genau so wie das Backcover), ist die Musik ähnlich „vernachlässigt“?

Keineswegs. Ich habe zwar den Vorgänger nicht gehört, laß aber hier und da, dass er etwas sehr monoton und Drone-lastig wäre, dass ihm der richtige Spannungsbogen fehlt, so Geschichten eben. Mangels Kenntnissen kann ich jetzt nicht sagen, inwiefern die Amerikaner daran geschraubt haben, auf jeden Fall ist „Ea II“ eine absolute Wucht. Zwei Tracks, 22 und 25 Minuten lang, das ist schonmal eine Menge Holz. wobei die Aufteilung der beiden Songs etwas willkürlich wirkt, könnte genau so gut auch ein einzelnes großes Kontinuum sein, aber das ist ja per se kein Kritikpunkt, es hilft immerhin, damit man auch gleich zum zweiten Track skippen kann. Aber wieso sollte man das eigentlich wollen?
„Ea II“ ist nämlich so ein wuchtiges Gesamtkunstwerk, dass die ganzen 47 Minuten runter gehen, wie das sprichwörtliche Öl. Klar, „Ea II“ ist Funeral Doom und deswegen von Natur aus keine einfache Musik, aber EA packen das Ganze von genau der richtigen Seite an. Zeitlupendrumming trifft auf wabernde Keyboard-Teppiche, trifft auf filigrane Piano-Einlagen, engelsgleiche Chöre, dröhnende Powerchords und immer wieder eine glasklare Lead-Gitarre, die technisch alles andere als anspruchsvolle, aber melodisch wirklich herzergreifende Soli runterspielt. Dann kommen mal Streicher daher, am Ende bringen EA auch noch eine waschechte Kirchenorgel rein, sakral klingt das alles, apokalyptisch aber auch irgendwie hoffnungsvoll, sehr emotional und vor allem sehr geil. Und EA langweilen einfach nicht. Ihr Funeral Doom Metal ist überraschend abwechslungsreich, nur ganz selten driften sie mal in echte Monotonie und selbst wenn, dann auch nur so lange wie nötig ist. Und schon kommt wieder ein melodischer Part um die Ecke, eine kleine Ambient-Spielerei, was auch immer. Dann wird die Faszination für die Musik direkt wieder angeheizt. Schön.

Bleibt halt das „sinnfreie lyrische Konzept“, das allseits angeprangert wird. Ein wenig merkwürdig ist es halt schon, wenn die Band über Dinge singt, die absolut niemand versteht (letzten Endes vielleicht sie selbst auch nicht) und nicht mal versucht irgend etwas zu erläutern. „Aus dem Kontext ziehen“ schön und gut, sakral wird’s halt irgendwie sein, mehr kriegt der geneigte Hörer da auch nicht zusammen. Aber letzten Endes ist es mir doch irgendwie egal, beziehungsweise das Nichtvorhandensein eines lyrischen Sinns fällt nicht schwer ins Gewicht. Klar, EA könnten jetzt (um mal ein Beispiel meines alten Kunstlehrers aufzugreifen) „Wir alle lieben unseren Freund Adolf Hitler“ daher trällern und ich würde es nicht merken, aber einerseits glaube ich nicht, dass sie das tun, andererseits ist der heftig grummelnde Gesang eh so unverständlich, dass es mir nichts nützen würde, wenn er auf Englisch wäre, weil ich ihn wahrscheinlich eh nicht verstehen würde. Und letzten Endes tut das Ganze dem musikalischen Genius keinen Abbruch.

„Ea II“ ist eine extrem faszinierende, sehr süchtig machende Platte und vielleicht der beste Funeral Doom Release, den ich seit langer Zeit gehört habe (da wird die neue Ahab sich warm anziehen müssen…). Definitiv eine CD, die sich noch lange in meiner Anlage drehen wird und eine Band, die ich mal im Auge behalten werde.

Wertung: 9.5 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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