Review Eisregen – Todestage

Mit ihrem neuen Album „Todestage“ melden sich die thüringischen Meister des Makabren nur zwei Jahre nach dem eher durchwachsenen „Rostrot“ zurück. Doch EISREGEN wären nicht EISREGEN, gäbe es nicht direkt Wirbel um die Veröffentlichung: War es bislang oft nachträgliche Zensur wegen der nicht immer allzu geschmackvollen Texte, mit der sich die Chart-Stürmer herumschlagen mussten, bereitete dieses Mal ein Song namens „Flötenmongo“ und die entsprechende Darstellung eines Flötenspielers mit Downsyndrom auf dem Artwork offenbar schon im Vorhinein solchen Ärger, dass die Nummer in letzter Minute von Platte und Cover verschwinden musste.

Auch wenn die Rückrufaktion und Neupressung der gesamten Auflage Massacre Records den einen oder anderen Cent gekostet haben dürfte, wird sich wohl seitens des Labels niemand beschweren – gibt es bekanntermaßen kaum bessere Promo für eine Skandalband als pünktlich zur Prime-Time der Promotion-Phase mit Gesetzes- und Sittenhütern in Konflikt zu geraten. Da stört auch die eine oder andere versehentlich in den Verkauf gegangene „Original-Version“ nicht…

Musikalisch gibt bereits der Opener, „Waldgott“, klar die Richtung vor: Es geht wieder etwas härter zur Sache. Nach dem bisweilen fast poppigen Vorgänger „Rostrot“ kehren EISREGEN hier deutlich zu ihren Wurzeln zurück: Der Klargesang gehört ebenso der Vergangenheit an wie seichte Melodien – stattdessen bestimmen wieder hartes Riffing und Doublebass-Passagen das Bild. Zu dieser Rückbesinnung passt auch die Rückkehr der Geige ins Klangbild. So bekommt man mit dem Titeltrack auch gleich den vielleicht besten EISREGEN-Song der letzten Jahre geboten.
Wer jemals an der Selbstironie der Thüringer gezweifelt hat, dürfte mit „Todestage“ auch endlich vom Gegenteil überzeugt werden. Nicht nur Texte wie der zu „DSDSL (Deutschland sucht die Superleiche)“, sondern auch die zwei kurzen, gesprochenen Zwischenspiele, die spontan an die Grindfuckers denken lassen, lassen daran keinen Zweifel.

Zwar zeigen sich EISREGEN in „Oh wie sie schrie“ mit dessen wirklich schöner Keyboard-Melodie zwischendurch auch mal von ihrer „zarten Seite“ – allerdings ist auch diese nur so zart wie gekochtes Menschenfleisch. Alles in allem jedoch halten sich EISREGEN auf „Todestage“ nicht lange mit Musikalität auf – kompositorische Finesse oder musikalische Virtuosität sucht man deshalb auch auf dem zehnten Album der Band vergebens. Das geht jedoch voll in Ordnung – dürften die wenigsten Fans die Band ihrer Progressivität und ihres musikalischen Anspruchs wegen lieben. Fakt ist: In ihrem Ressort bleiben EISREGEN die unangefochtenen Meister. Mit ihrem Jubiläumsalbum „Todestage“ legen die Thüringer dafür nach einigen eher durchwachsenen Werken endlich wieder einen handfesten Beweis vor.

Fazit: „Todestage“ ist das Album, auf das EISREGEN-Jünger seit „Blutbahnen“ oder gar seit „WW“ gewartet haben und somit ein Pflichtkauf für alle Fans. Ob es allerdings die limitierte Digipak-Edition sein muss, ist zumindest aus musikalischer Sicht fraglich, vermag die Elektro-Nummer „Eisenherz“ als Bonustrack doch nicht so recht zu überzeugen.

Wertung: 8 / 10

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Ein Kommentar zu “Eisregen – Todestage

  1. Da kann ich mich ja wirklich glücklich schätzen, dass ich die originale limitierte Digi rechtzeitig gekauft hab… Gutes Review, endlich mal wieder eine klasse Eisregen-Platte.

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