Review Elend – A World In Their Screams

  • Label: Prophecy
  • Veröffentlicht: 2007
  • Spielart: Ambient

ELEND ist ein Name, der sicher den Meisten in der düsteren Szene bekannt sein sollte. Das französisch-österreichische Duo Iskandar Hasnawi und Renaud Tschirner sorgt mit diversesten Mit- und Gastmusikern seit 1993 immer wieder für Aufsehen im neo-klassich gotischen Bereich. Soweit das beiliegende Info zur Geschichte der Band, ich selber vermag mir für diese Zeit kein Urteil zu bilden, da mir ELEND eben tatsächlich nur vom Namen her bekannt war.

Gut, dass man es mit rein orchestraler Musik zu tun bekommt, war auch klar, aber an Hintergrundinformation war es das dann auch, so dass ich schon recht gespannt war, als ich „A World In Their Screams“ zum ersten Mal in den Player schob. Was dann passiert, ist zunächst nicht ganz einfach zu beschreiben. Es ertönt die liebliche Stimme einer Sopranistin, gefolgt von einigen verwirrenden Klangelementen, in die urplötzlich ein orchestraler Ausbruch stößt, der ein teils harmonisches, teils dissonantes Violinenspiel eröffnet. Im Folgenden wird eine recht dramatische Atmosphäre aufgebaut, bevor gegen Ende von „Ophis Puthôn“ sakrale männliche Gesänge einsetzen. Der Titeltrack schlägt dabei in die gleiche Kerbe, es wechseln sich ruhige mit aufwühlenden Parts ab, zwischendurch gibt es (Sprech-) Gesänge und immer wieder immense Kraftausbrüche. Leider offenbart sich bereits zu frühem Zeitpunkt die Schwäche von „A World In Their Screams“, denn durch die vielen Geschwindigkeits- und Intensitätswechsel fällt es ungemein schwer, eine klare Linie in den Stücken zu erkennen, meistens merkt man gar nicht so genau, wann ein Lied zu Ende ist und wann das nächste beginnt. Wiedererkennungswert bieten zumindest „Le Dévoreur“, „Le Fleuve Infini Des Morts“ und „Je Rassemblais Tes Membres“ , hier wird das Konzept innerhalb der einzelnen Lieder schon eher deutlich, allerdings werde ich auch nach mehrmaligem Hören das Gefühl nicht los, dass die Herren beim Komponieren zumindest mal an Modest Mussorgskys „Bilder einer Ausstellung“ gedacht haben (wobei man mildernd hinzufügen kann, dass schon Samael ein kurzes Sample des Russen in einen Song eingebaut haben).

Die Stärken von „A World In Their Screams“ wären hiermit leider schon genannt, immer wenn das Orchester Gas gibt, ist es interessant und ansprechend, leider sind die gewissermaßen als Kontrapunkt gedachten ruhigen Parts, die speziell am Ende des Albums häufiger werden, doch arg langweilig. Dazu kommen die vokalischen Einlagen, wobei besonders das pseudo-beschwörerische Flüstern des männlichen Teils nervt. Hiermit erschreckt man weder kleine Kinder, noch lockt man den Hund respektive den Metal1-Redakteur hinter dem Ofen hervor. Was man der Band sicher zu Gute halten muss, ist, dass sie einzigartig ist, was auch auf die Texte zutrifft, die schon in lateinisch, englisch, hebräisch, griechisch und französisch dargeboten wurden. Es wird sicher genug Fans der Band geben, sonst wäre sie nicht über all die Jahre so erfolgreich. Ich persönlich zähle aber sicher nicht dazu, so dass die CD vermutlich auf Nimmerwiedersehen im Schrank verschwinden wird. Experimentierfreude ist eben ein zweischneidiges Schwert.

Wertung: 3.5 / 10

Publiziert am von Jan Müller

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