Review Elves – And Before Elf…There Were Elves

  • Veröffentlicht: 2011
  • Spielart: Rock

Ob dieses Release wohl erschienen wäre, wenn Ronnie James Dio noch leben würde? Nun, ja, dass Dios Schaffen auf alle möglichen Arten noch verwertet werden würde, war zu erwarten. Niji Entertainment darf dies in gewissenem Sinne allerdings auch, ist es doch das Label, dessen Präsidentin Ronnies Ehefrau Wendy ist.
Das Album „And Before Elf…There Were Elves“ führt uns weit zurück in Ronnie James Dios musikalisches Wirken. Ende der 60er entstand aus Ronnie James Dio & The Prophets die Band The Electric Elves. Später strich man das Electric und nannte sich nur THE ELVES oder ELVES, und noch später Elf. Das Songmaterial stammt aus einer Zeit, als Ronnie & Co. noch durch Bars und kleine Clubs tingelten und teilweise mehrere Auftritte pro Abend hatten. Sämtliche Songs sind live im Studio oder auf der Bühne aufgenommen worden. Wyn Davies, Ronnies langjähriger Produzent, hat das ursprüngliche Material von 1971 remastered und technisch aufbereitet.

Die Musik der ELVES umfasste Blues Rock und Rock’n’Roll, sowie ein paar Anleihen beim Psychedelic Rock und auch ein wenig Pop. Eingefleischte Hardrock- oder gar Heavy-Metal-Fans werden mit „And Before Elf…There Were Elves“ nur wenig anfangen können. Die Stücke richten sich mehr an die Freunde klassischer Rock-Musik der ausgehenden 60er und beginnenden 70er.
Das Album hat eingängige, stimmungsvolle Rocksongs zu bieten, denen David „The Rock“ Feinstein und sein Gitarrenspiel schon damals teilweise eine gewisse Grundhärte verlieh. Ronnie James Dios charakteristische Stimme erkennt man auch sofort, obwohl sie zum Teil weniger melodisch eingesetzt wird, sondern manchen Songs ein wenig Rauheit und auch etwas Dirt verleihen will. Das gelingt auch gut. Die Stücke transportieren neben dem typischen Rock’n’Roll-Drive auch einiges an Dynamik. Wenn man genau hinhört, erkennt man sogar einige typische Passagen, die später in das Songwriting von Rainbow einfließen sollten.
„And Before Elf…There Were Elves“ bringt jetzt keine Superhits zum Vorschein, die sich unauslöschlich ins Gehirn brennen. Dennoch sind es gute Kompositionen, die auf ihre Art Anfang der 70er den Spirit der Zeit trafen und das Zielpublikum sicherlich ansprachen. Das Songwriting ist ausgefeilt und durchdacht und letztendlich auch abwechslungsreicher als man erst erwartet.
„Cold Ramona“ ist eine typische Rock’n’Roll-Nummer mit leichtem Honky-Tonk-Flair, „Stay With Me“ und „Four Day Creep“ liefern recht kantigen, gitarrenorientierten Rock, das melodischere „Wakeup Sunshine“ rangiert irgendwo zwischen psychdelisch und leichfüssigem Flower-Power-Touch, „Driftin'“ und „Smile For Me Lady“ erinnern entfernt an Stücke der Beatles, und mit „You Felt The Same Way“ gibt es auch eine reine Ballade zu hören. „Simple Man“ wirkt relativ melancholisch, ganz im Gegensatz zum stimmungsvoll und jazzig rockenden „Drown Me In The River“. Doch nach einigen Hördurchgängen wirken praktisch alle Songs trotz der völlig unterschiedlichen Charakteristik schon ziemlich vertraut, was auch wieder bezeichnend für ein solides Songwriting ist.

„And Before Elf…There Were Elves“ ist ein Album für Freunde des Frühsiebziger-Rock und natürlich eines für Dio-Allessammler. Es ist auch kein überflüssiges Release mit lieblos zusammengewürfeltem Material aus ganz frühen Dio-Zeiten, sondern es enthält durchaus anspruchsvolle und vielseitige Rockmusik einer Band namens THE ELVES, die sicherlich auch etwas mehr Aufmerksamkeit verdient hat.

Das Artwork sieht übrigens in Wirklichkeit nicht so gestaucht aus, wie auf dem Bild. Es sind zwei Coverbilder in sogenannter Lenticular-Optik, einem 3D-Hologramm-Cover. Je nachdem wie man das Album hält, sieht man das eine oder andere Artwork. Das linke Bild kennen viele sicherlich bereits von dem selbstbetitelten Album von Elf. Es soll einfach nochmal verdeutlichen: „And Before Elf…There Were Elves.“

Wertung: 7.5 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert