Review Enchanter – Secrets Vol. 1 – Symbols In Stone

  • Label: Pure Steel
  • Veröffentlicht: 2008
  • Spielart: Heavy Metal

Im Metal, speziell auch im Bereich des traditionellen Heavy Metal, scheiden sich die Geister oftmals. Spätestens bei einer Band, die in Cirith Ungol, Manilla Road, Brocas Helm, Omen oder Warlord ihre großen Vorbilder sieht, ist Gefallen oder Missfallen letztendlich reine Geschmackssache. ENCHANTER kümmerte es im Laufe ihres mittlerweile 17-jährigen Bestehens nie viel, was die Fachpresse von ihnen hielt. Die Leidenschaft zum obskuren Metal, den unverfälschten, alten Sounds und einer Geräuschkulisse, die alles andere als massentauglich ist, macht die Jungs aus New England aus. Und doch haben sie im Laufe fast zweier Jahrzehnte nur ein Album im Jahr 2001 herausgebracht: „Symbols In Stome“.

Nun, sieben Jahre später, halte ich ihren zweiten Langspieler „Secrets Vol. 1“ zusammen mit dem remasterten „Symbols In Stone“ in meinen zittrigen Händen. Auf dem Cover der Zwei-Alben-CD ist der grimmig bis böse dreinblickende Zauberer zu sehen, der in vielen Texten umsungen wird. Zweidrittel des Gesichts werden dabei von einem Zauberbuch verdeckt, dessen Titel etwas mit den genannten Geheimnissen zu tun haben scheint. Die Spielzeit von 61:48 Minuten lässt sich durch die Zusammenlegung beider Werke erklären, denn die einzelnen Tracks fallen nicht allzu lang aus.

Nachdem der Zauberer mit dem Opener „The Wizard Enterning“ ins Geschehen eingeführt wurde, folgt eine unmissverständliche Aufforderung mit dem zweiten Song „The Limit“. Eingängig wird immer wieder „take me to the limit“ gesungen. Fast so, als wüsste die Band ganz genau, dass das Limit bei vielen Hörern schnell erreicht sein könnte. Zwar rundet der Hintergrundgesang ein wenig ab, schafft es aber dennoch nicht, die vielen Auffälligkeiten zu überdecken. John Chouinard, der sich für die Gitarrenarbeit verantwortlich zeigt, fährt in Sachen Klangvielfalt die großen Geschütze auf: während die Gitarre mal heruntergestimmt vor sich her schrammelt, ein Riff nach dem anderen spielt, erreicht sie anderen Orts wieder unwahrscheinliche Höhen und kreischt geradezu. Genau diese Klangvielfalt spiegelt auch Sänger Maurice Fauteux wider. Seine raue Stimme passt perfekt zur rauen Produktion der Scheibe, ja, könnte diese vielleicht sogar rechtfertigen.

Von einem Muster der nachfolgenden Titel kann trotzdem nicht gesprochen werden. Nicht auf dem neuen Album und auch nicht auf dem alten. Schnelle Nummern sucht man vergebens, Midtempo-Stücke werden von langsameren Balladen ergänzt, bis wieder – zumindest lyrisch – auf den Putz gehauen wird. Rumgehauen wird auch von Drummer Ray Perron, der spielerisch perfekt zu „Brocas Helm“ oder „Warlord“ passen würde. Dafür ergänzen sich beide Veröffentlichungen praktisch lückenlos, denn „Secrets Vol. 1“ setzt den in „Symbols In Stone“ eingeschlagenen Stil fort. Weder eine klinische Produktion, noch geradlinige oder schnörkellose Rumspielerei. Stattdessen wird in bester Old-School-Heavy Metal gelebt, gespielt, zelebriert. Und doch wird diese Freiheit, die sie sich nehmen und das Verständnis des Hörers bei Songs wie „Good Boy“ stark auf die Probe gestellt. Während sich die Gitarre hier wahrscheinlich mit Hilfe des Vibratohebels von „tief“ nach „schmerzend-hoch“ jagen lässt und sich die Melodie schon längst aus dem Staub gemacht hat, bleibt die Stimme von Mr. Fauteux einfach wie immer. Letztendlich bleibt auch das Geschmackssache. Aber wer hier „Nein, danke!“ sagt, darf auf Verständnis hoffen.

Am Ende gibt es nicht viel mehr daran auszusetzen. Im Vornherein zeigt die Band nämlich ehrlicherweise alle Kritikpunkte selbst auf und nimmt sie dem vernichtungsfreudigen Redakteur einfach vorweg. Sie wollen gar nicht mit dieser neumodischen Megaproduktion aufwarten, die bei vergleichbaren, jüngeren Bands anzutreffen ist. Von Massenkompatibilität kann weder die Rede sein, noch sollte ein Gedanke daran verschwendet werden. Diese beiden Alben bedienen vor allem Fans des klassischen, unverfälschten Heavy Metals und Fans der schon genannten Bands. Denen wird es ein Leichtes sein, den Wert und das Herzblut hinter diesen Scheiben zu erkennen. Ich jedenfalls freue mich trotz – oder gerade wegen – allem auf eine durchaus gelungene Veröffentlichung und eine mögliche Fortsetzung „Secrets Vol. 2“.

Keine Wertung

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

Ein Kommentar zu “Enchanter – Secrets Vol. 1 – Symbols In Stone

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