Review Ennoven – Redemption (Re-Release)

Noch untergründiger als ENNOVEN geht’s wohl wirklich nicht: Mit „Redemption“ legte der Pole Mateusz Sworakowski 2014 im Alleingang das erste Album seines Atmospheric-/Post-Black-Metal-Soloprojekts vor, das 2016 in einer Auflage von gerade mal 50 Stück als Tape wieder veröffentlicht wurde. Da sich aber offenbar doch mehr Leute fanden, die sich dafür interessierten, gibt es zu dem von Sammlern begehrten Debüt nun ein weiteres Mal einen Re-Release in abermals größerer Stückzahl. Nun ist die Vereinigung von Black Metal, Post-Rock und Ambient im Grunde genommen nichts derart Neuartiges, dass es zwangsläufig Begeisterungsstürme nach sich ziehen muss. Was also macht „Redemption“ zu etwas Besonderem?

Eigentlich nichts, wenn man ehrlich ist. Die kaum hörbar abgemischten Screams, die melodischen, erhabenen Leadgitarren und das getragene, nicht selten als Double-Bass arrangierte Schlagzeugspiel sind allesamt gebräuchliche Stilmittel, die in dieser Form bei vielen anderen Bands schon lange zum Standardrepertoire gehören. Mit Eigenständigkeit kann ENNOVEN also schon mal nicht punkten. Dennoch hat Sworakowski ein Talent, das gewiss nicht allen seinen Brüdern im Geiste gegeben ist: die Fähigkeit, konsistente Songs zu schreiben.

Während andere Post-Black-Metal-Gruppen bisweilen scheinbar wahllos sphärische Clean-Passagen in ihre schwarzmetallische Grundformel einschleusen, geht ENNOVEN mit dieser Dualität um einiges überlegter um. Die Gesamtspielzeit der vier Tracks auf „Redemption“ beträgt gerade mal 35 Minuten, dennoch wird hier nichts überstürzt. Ohne Hast, aber durchaus zielstrebig bauen sich die stimmungsvollen Kompositionen auf und flachen wieder ab, ohne von unpassenden Breaks ausgebremst oder von zu ausufernden Melodiebögen ausgezehrt zu werden.

Soundtechnisch überrascht ENNOVEN mit einem sehr klaren, ausgewogenen Klang, der allenfalls ein bisschen zu leise ist und die Vocals zu sehr verschluckt. Trotz dieser kleinen Mängel steht die Produktion von „Redemption“ weit über dem, was man sonst aus dem Underground gewohnt ist. Das einzige, was ENNOVEN daran hindert, zu einem herausragenden Geheimtipp zu avancieren, ist somit das fehlen einer eigenen musikalischen Identität. Die Songs prägen sich dadurch kaum ein, sodass es letztlich keinen nennenswerten Anreiz gibt, der polnischen Ein-Mann-Band gegenüber innovativeren Vertretern des Genres den Vorzug zu geben.

Wer das Debütalbum von ENNOVEN ungehört an sich vorübergehen lässt, hat eigentlich nicht viel verpasst. Trotzdem lässt sich nicht bestreiten, dass „Redemption“ eine im Wesentlichen gelungene Platte ist. Von den mannigfaltigen Unzulänglichkeiten, die sich Metal-Bands mit vergleichbar mikroskopischem Bekanntheitsgrad oft zu Schulden kommen lassen, ist hier fast nichts festzustellen – die Songs sind nachvollziehbar aufgebaut und solide produziert. Es ist also keineswegs ein Fehler, die eigene Sammlung um ein Exemplar von „Redemption“ zu erweitern, vorausgesetzt, man erwartet dabei keinen überwältigenden Augenöffner.

Wertung: 6.5 / 10

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