Review Ephrat – No One’s Words

Israelische Wochen bei InsideOut Music: Nach Amaseffer sind EPHRAT die zweite Band, die das Progrock-Label frisch an Bord geholt hat. Wo sich Amaseffer aber eher den orientalischen Klängen hingaben und mit einer gehörigen Portion Filmmusik vermischten, gehören Omer Ephrat und seine Jungs eher in die New Artrock-Ecke und spielen modernen, anspruchsvollen Rock.

Die Combo ist mehr oder weniger ein Kind von Porcupine Tree-Sänger und Bandkopf Steven Wilson. Er hat das vorliegende Debüt produziert und drückt den sechs größtenteils überlangen Songs eindeutig seinen Stempel auf. Es dürfte auch auf ihn zurückgehen, dass ausgerechnet Blackfield-Drummer Tomer Z hinter dem Schlagzeug Platz nimmt.

Bandkopf Ephrat gibt als Haupteinflüsse Bands wie Yes, Rush, Pink Floyd, Deep Purple, King Crimson, Metallica, Megadeth, Porcupine Tree und Dream Theater an. Klar – Alles und Nichts!? Genesis hat er vor lauter Superlativen wohl vergessen. Seine Musik klingt dann aber doch eher wie ein gesunder Mix aus harten Progmetal-Gitarren, lyrischen Gesängen, symphonischen Instrumentalparts und ein wenig Folklore, die hier vorallem durch gelegentliche Flöten-Passagen erzielt wird. Das alles paart sich mit Melodiebögen, wie sie Bands wie Riverside, Paatos oder Porcupine Tree vorweisen – da gebe ich Ephrat ausnahmsweise einmal recht. Apropos Paatos: Deren Sängerin Petronella Nettermalm veredelt den Track „Haze“ mit ihrem typisch zarten, zerbrechlichen Gesang, was sehr gut passt. Und noch eine andere ganz große Nummer der aktuellen Szene gibt sich die Ehre: Pain Of Salvation-Röhre Daniel Gildenlöw übernimmt den Leadgesang im fast zehnminütigen „The Sum Of Damage Done (Silhouettes I-V)“ und singt damit Lior Seker, der die restlichen Vocals auf der Platte beisteuert, deutlich an die Wand. Sekers Gesänge werden allzu oft verfremdet, um über seine dünne Stimme hinwegzutäuschen.

Instrumental gelingt es der Kapelle, gut zu unterhalten und kompakt und schlüssig aufzutreten. Während das eröffnende „The Show“ zunächst noch etwas uninspiriert und langgezogen daherkommt, entfaltet die Instrumentalfraktion, bestehend aus Omer Ephrat an Gitarre, Keyboards und Flöte, sowie Gili Rosenberg (Bass) und besagtem Tomer Z, im späteren Verlauf der Platte ihre volle Kraft. Diese gipfelt in spannenden und unterhaltsamen Prog-Musterstücken wie „Blocked“. Stellenweise sehr treibend und modern, aber im Mittelteil auch höchst emotional, klingt „The Sum Of Damage Done (Silhouettes I-V)“. Das abschließende Magnum Opus „Real“ kommt auf 19 Minuten und durchläuft natürlich sämtliche Stimmungen, vom Akustikgitarren-Beginn, über Siebziger-Piano mit Bläsern beim ersten Gesangseinsatz, bis hin zu harten Riffgitarren, treibendem Schlagzeug, Elektro-Spielereien und dem epischen Ende. Definitiv der traditionellste, retrolastigste Track des Albums, der sich auch stiltisch vom Rest abgrenzt.

Insgesamt ist „No One’s Words“ ein gutes Werk geworden, insbesondere für einen Erstling. Allerdings fehlen mir persönlich die ganz großen Highlights; außerdem leiden die Songs gelegentlich durch etwas zu eintöniges Riffing und plattes, zu unverschnörkeltes Schlagzeugspiel. Aber bis EPHRAT diese kleinen Mängel ausmerzen und die Highlights (hoffentlich) auf ihrem Zweitling auffahren, bietet ihr Debüt zunächst einmal gute Unterhaltung!

Wertung: 8 / 10

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