EPYSODE sind das Projekt des ehemaligen „Virus IV“-Gitarristen Samuel Arkan und haben sich einer eher düsteren Spielart des Symphonic Metal verschrieben, die keine Scheu vor kurzzeitigen progressiven Anflügen hat. Mit „Fantasmagoria“ erscheint nun das zweite Album. Nachdem der Vorgänger „Obsessions“ relativ gute Kritiken bekommen hatte, sind die Erwartungen an den Nachfolger nicht gerade gering. Können EPYSODE liefern, was man sich verspricht?
Die Antwort lautet: ja und nein. Vom grundsätzlichen Stil hat sich wenig geändert. Es gibt weiterhin eine Konzeptgeschichte hinter der Musik, die man über die einzelnen Titel mitverfolgen kann. Es gibt zahlreiche verschiedene Sänger, und die Musik liegt irgendwo zwischen Symphony X und Kamelot, ohne aber jemals die Stärke in den Kompositionen von Symphony X oder den schlüssigen Gesamteindruck von Kamelot zu erreichen. Denn obwohl „Fantasmagoria“ an vielen Stellen überzeugend klingt, hat es auch seine Schwächen. Zuerst einmal ist aber der homogene Gesamteindruck von EPYSODE zu loben. Das ist keine Selbstverständlichkeit bei Projekten dieser Größe, bei denen die Musiker aus vielen Bands kommen. Offenbar hat es sich ausgezahlt, dass Samuel Arkan darauf bestand, dass jeder Künstler, der zu „Fantasmagoria“ beitragen wollte, wirklich persönlich im Studio aufgeschlagen ist und mit ihm zusammen seine Parts eingespielt oder eingesungen hat. Produzent Jacob Hansen hat die vielen Tonspuren zudem in ein wirklich opulentes und schlüssiges Gesamtbild gefügt, das allerdings betont modern klingt.
Problematischer sind da schon der Songaufbau und die Abwechslung innerhalb der Lieder auf „Fantasmagoria“. Man erkennt sofort, dass EPYSODE versucht haben, die Songs abwechslungsreich zu gestalten, wozu die vielen Sänger natürlich ihren Beitrag leisten. Dennoch haben sie alle einen gemeinsamen Grundton. Klingt wie ein Lob? Ist es hier nur mitnichten. Man muss sich schon sehr auf die Musik konzentrieren, um die verschiedenen Tracks auch immer als solche wahrzunehmen. Ich hatte in letzter Zeit kaum ein Album, das so leicht an mir vorübergerauscht ist wie dieses. Vermutlich liegt dies auch daran, dass innerhalb der einzelnen Songs zu wenig Abwechslung herrscht – trotz der gelegentlichen progressiven Anleihen, etwa in der Rhythmusfraktion. Ein Musterbeispiel unter vielen ist „The Black Parade“, ein Titel, der gefühlt auf einer einzigen Tonhöhe vorüberrauscht.
In anderen Fällen lohnt sich das sorgfältige Hinhören aber auch: „Morning Rose“ ist ein gutes Beispiel, dass das Rezept beizeiten aufgeht. Interessant wird es auch in den späteren Tracks, in denen einzelnen Klaviermelodien plötzlich mehr Platz eingeräumt werden und richtig Atmosphäre entsteht („Living Fortress“, „Fantasmagoria“), bis dahin, dass der sonst so überfrachtete Sound plötzlich minimalistisch wird und an ruhigere Phasen von Opeth erinnert („Forgotten Symphony“). In vielen Fällen aber bleibt man beim Zuhören erstaunlich unberührt. Vielleicht ist das Album mit 14 Tracks und über einer Stunde Spielzeit auch einfach zu lang geworden.
Fans des Symphonic Metals wird all das nicht stören – unterscheidet sich EPYSODE darin ja nicht von vielen anderen Bands des Genres, und nichts an „Fantasmagoria“ ist regelrecht schlecht geraten. Außerhalb der eng gesteckten Szenegrenzen aber wird die Band kaum jemanden erreichen können.
Wertung: 6.5 / 10