Review Erimha – Thesis Ov Warfare

Hier wird recht schnell klar, was für ein Konzept verfolgt wird. ERIMHA ist das sumerische Wort für „Armee“, der Albumtitel spricht Bände und die Texte behandeln Themen wie Mythologie und Krieg. Die Drei-Mann-Kapelle hat sich im Jahr 2010 im kanadischen Montreal gegründet, „Thesis Ov Warfare“ ist immerhin schon das dritte komplette Album.

Stilistisch legt sich das Trio nicht allzu fest, die Schnittmenge melodischer Black / Death dürfte die Sache einigermaßen treffen, auch wenn die Truppe sich nicht scheut, auch mal die eine oder andere Grenze zu überschreiten. Meistenteils arbeitet man sich auf bekannten Wegen Richtung Ziel, die Songs spielen sich in der Regel im Midtempo-Bereich ab, Ausflüge gibt es eher nach oben als unten, dennoch kommen langsame Passagen, gerne auch im akustischen Gewand, nicht zu kurz. Wert legen ERIMHA auf eine düstere Atmosphäre und erschaffen diese neben möglichst epischen Melodien vor allem mit Hilfe von Tasten- und erfreulicherweise Streichinstrumenten. Der Gesang nimmt selten ein Blatt vor den Mund, neben gelegentlichen Ausflügen ins leporidaische Kopulationstempo ist dieser sicher das „metallischste“ Aushängeschild der Kanadier.
Die Erhabenheit versuchen ERIMHA nicht nur in den Tonabfolgen zu erreichen, auch viele Songs auf „Thesis Ov Warfare“ drücken dies anhand ihrer Spielzeit aus, sechs Minuten sind keine Seltenheit, „The Process Of Reversal“ kratzt gar an der Zehn-Minuten-Marke. Bei zehn Nummern auf der Platte ergibt sich so eine opulente Spielzeit von 63 Minuten, die neben Epik, Tragik und Dramatik leider auch viel Platz für gelegentliche Längen lässt. Anders ist es nicht zu erklären, dass die Scheibe bei den ersten Durchgängen Erwartungsfreude schürt, der sie im weiteren Verlauf aber nicht mehr gerecht werden kann. Mit anderen Worten: „Thesis Ov Warfare“ wächst nicht mit der Zeit, erhält die Qualität aber immerhin. Damit fährt die Band nicht schlecht, mit einem stringenteren Songwriting, das sich mehr auf die Essenz der Dinge konzentriert, wäre da aber ziemlich sicher mehr drin gewesen. Letztlich kommt es fast so vor, als verkaufen sich ERIMHA unnötigerweise unter Wert. Schließlich bekommt der Konsument viele schöne Melodien zu hören, der eine oder andere Spannungsbogen geht auch klar, Spieltechnik ist vorhanden, aber das Werk endet wie ein nächtlicher Spaziergang durchs Moor; viel(e) wird / werden losgeschickt, nur wenig(e) erreicht / erreichen das andere Ufer.

„Thesis Ov Warfare“ ist keine schlechte Veröffentlichung, das verhindert alleine schon die Qualität der Musiker und auch ein wenig der Mut, anderes auszuprobieren. Wenn sich ERIMHA beim nächsten Mal nicht zu sehr in langen, teilweise für die Spielart zu progressiven Strukturen verzetteln, sondern ihr Gespür für schicke Melodien die Lieder schreiben lassen, ist da ganz sicher auch mehr drin als guter Durchschnitt.

Wertung: 6.5 / 10

Publiziert am von Jan Müller

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