Das Cover von "The Great Brotherwar" von Evertale

Review Evertale – The Great Brotherwar

Als Blackened machen die Baden-Württemberger Power Metaller seit 1997 Musik, ein knappes Jahrzehnt später folgte die Namensänderung – wenn man es richtig dreht, sind EVERTALE auch schon 20. Dafür sind zwei Alben eigentlich recht wenig, allerdings hob die Band ja auch erst 2013 mit ihrem Debüt „Of Dragons And Elves“ – auf dem u.a. Primal-Fear-Fronter Ralf Scheepers gastierte – so richtig ab. Mit „The Great Brotherwar“ legen EVERTALE in diesem Jahr nun endlich ihr zweites volles Album vor – und konnten für das Artwork mit Andreas Marschall den Haus- und Hof-Künstler des deutschen Power Metal gewinnen.

Auf „The Great Brotherwar“ orientieren sich EVERTALE unüberhörbar an Blind Guardian zu Zeiten von „Imaginations From The Other Side“ und „Nightfall In Middle-Earth“ und anders als ihre Kollegen Orden Ogan kommen diese Burschen aus Kehl wirklich verflucht nahe an ihre Vorbilder ran: Auf „The Great Brotherwar“ spielen EVERTALE komplexen Power Metal, dessen Chor-Arrangements, Melodieführung und generelles Songwriting direkt aus der Blind-Guardian-Schule kommen und Frontmann Matthias Graf klingt auch noch so ähnlich wie Hansi Kürsch.

Gut, textlich geht es bei dieser Band sicherlich etwas platter zu als bei ihren Idolen, aber dennoch: Songs wie „Empire Rising“, „For The King And The Crown“ oder auch „Chapter 666 (We Are The Hammer)“ sind hervorragende Ersatzdrogen für alle, denen Blind Guardian inzwischen viel zu weit von ihrem stilbildenden Sound abgekommen sind und denen auch die letzte Persuader-Platte schon wieder zu lange her ist. „The Great Brotherwar“ ist dabei obendrein auch noch eine Art Konzeptalbum über den Beinahe-Fall und Aufstieg der Menschheit in ferner Zukunft, wobei die Texte hier nahelegen, dass EVERTALE auch gerne Warhammer 40k spielen.

Eingeleitet wird das ganze vom aufwändig vertonten Story-Intro „Battle For Mankind“, das wie die Audiospur des neuesten PC-Spiels von Games Workshop klingt – normalerweise sollte sowas mindestens peinlich wirken, tut es hier aber nicht. Stattdessen sorgt die dichte Atmosphäre des Intros für genau die richtige Stimmung, um sich für die restliche Spielzeit von „The Great Brotherwar“ das passende Kopfkino vor Augen zu führen und erinnert auf angenehme Weise an den Einstieg zu Blind Guardian Tolkien-Hommage „Nightfall In Middle-Earth“. Es lässt sich also festhalten, dass EVERTALE mit ihrem Plan, den Krefelder Power Metallern nachzueifern, absolut erfolgreich sind – das geht natürlich zu Lasten der Innovation und so ist „The Great Brotherwar“ eben „nur“ eine gut gemachte Blind-Guardian-Hommage, die fällt allerdings auch absolut authentisch aus und wird hier mit ebenso viel Spielfreude wie musikalischem und schreiberischem Talent dargeboten.

Blind Guardian haben sich mit ihrem Sound einst eine ganz eigene Nische geschaffen. Die haben sie inzwischen aus freien Stücken wieder verlassen und da ist es nur fair, wenn andere Bands in diese Lücke drängen. Die Mannen von EVERTALE scheinen dafür genau die richtigen zu sein, denn auf „The Great Brotherwar“ beweisen die Herren, dass sie die Essenz des Krefelder Sounds voll und ganz verinnerlicht haben. Das mag nicht unbedingt innovativ sein, dafür ist es aber effektiv, denn EVERTALE reißen ihre Hörer dank souveränem Songwriting, viel Spielfreude und toller Produktion von Anfang bis Ende mit.

Wertung: 7.5 / 10

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