Schon 1975 gründete sich die österreichische Truppe GALLOW’S POLE, und ihr 82er-Debut „In Rock We Trust“ war wohl wegweisend für viele Hardrock-Bands unseres Nachbarlandes. Auch im Jahre 2010 sind die Herren im teilweise fortgeschrittenen Alter noch immer im Rock-Geschäft unterwegs. Über Karthago-Records erschien im Januar ihr neuestes Werk „Revolution“, das sie in den vergangenen zwei Jahren in ihrem eigenen Studio komponiert und eingespielt haben.
GALLOW’S POLE spielen abwechslungsreichen Hardrock, der allerdings großteils schnell auf den Punkt kommt und auf jegliche Komplexitäten verzichtet. Mit „You’re In My Way“, einem straighten Stimmungsmacher par excellence, ist der Einstieg schonmal sehr gelungen, wenngleich mich das la-la-lalalala-Intro (das später auch mehrmals noch als Bridge integriert wird) doch ziemlich stark an den Anfang von „Self-Esteem“ von The Offspring erinnert. Doch gehen Melodie und Rhythmus des Songs schnell in Ohr und Blut über und lassen die Glieder fast automatisch zucken.
„Hell Again“ ist dagegen ein kräftiger Stampfer, während sich „Dirty Love“ seine Inspiration sowohl vom Boogie-Hardrock einer weltbekannten australischen Truppe als auch vom Southern Rock eines wohl ebenso bekannten US-Trios mit zwei Langbärten holt. Aber GALLOW’S POLE haben natürlich auch ihre eigenen Ideen, wie sie bei dem emotional angehauchten Riffrocker „Falling Rain“ zeigen. Auch die Power-Ballade „For Lovers“ und das ebenso geradlinige wie melodische „Baby Come On“ sind gelungene Aushängeschilder des vielfältigen Sounds der Österreicher.
Das schleppende „Always“ und das zu schnulzig geratene „Early Days“ können in meiner Ansicht nicht ganz den hohen Standard anderer Songs halten, als schwache Tracks würde ich sie aber auch nicht bezeichnen. Ausfälle finden sich auf „Revolution“ nicht. GALLOW’S POLE agieren kompositorisch immer mindestens auf durchschnittlichem Niveau, zumeist aber darüber.
Auch technisch gibt es nichts zu meckern. Sehr positiv finde ich, dass das Keyboard nur dezent zur gelegentlichen melodischen Untermalung eingesetzt wird. Im Mittelpunkt stehen immer die Riffs, die wirklich nicht von schlechten Eltern sind. Die Stimme von Alois Binder passt mit ihrem warmen Timbre gut zu dem Sound, könnte aber hin und wieder noch einen Funken mehr Ausdruckskraft vertragen.
Ich hätte mir insgesamt einen emotionalen Song weniger und ein, zwei straighte Rocker mehr gewünscht, doch kann sich „Revolution“ durchaus sehen und hören lassen. GALLOW’S POLE beweisen, dass sie selbst 35 Jahre nach Gründung noch nicht zum alten Eisen gehören. Freunde eines abwechslungsreichen Hardrock der melodischeren Prägung sollten durchaus ein Ohr riskieren.
Wertung: 7 / 10