Review Gorgons Eyes – Inglorious Birth

  • Label: Pure Steel
  • Veröffentlicht: 2007
  • Spielart: Heavy Metal

Unter allen Metalsparten ist der True Metal wohl der, der sich am meisten mit dem Problem der Stagnation auseinandersetzen muss. Seit Manowar das Genre Anfang der 80er definierten, ist viel Wasser den Rhein hinuntergeflossen, unzählige Bands haben sich daran versucht, guten True Metal zu fabrizieren, einige haben sich etabliert, viele sind glücklicherweise wieder in den Abgrund zurückgekehrt, aus dem sie gekrochen sind. Hier präsentiert nun also eine weitere Band aus deutschen Landen, um den wahren Stahl zu propagieren und zu feiern – GORGONS EYES präsentieren ihr mittlerweile drittes Album.

Machen wir’s kurz: GORGONS EYES können auch keinen frischen Wind in diese gleichsam festgefahrene Sparte bringen. Um ehrlich zu sein, die Musik der vier Herren gleicht eher einem Hauch der Verwesung, angestaubt, abgestanden. Hier ist wirklich gar nichts neu, hier werden tausendfach bekannte, tausendfach genutzte und mindestens genauso oft verwünschte Komponenten in beliebiger Weise wieder zusammengesetzt, und heraus kommt ein True Metal-Album, das so niemand braucht, weil es einfach alles das verkörpert, was dieses Genre so lähmt. Hier das Rezept für „Inglorious Birth“ á la non-surprise:

– 5 Pfund Klischeetexte voller Heroismus, Pathos, Schlachtengedöns und einer Spur Fantasy
– Einen Sack voller einfallsloser Riffs, gewöhnlicher Drumspuren und solider Bassläufe
– Eine Stange durchschnittlichen, teilweise undeutlichen Gesang
– 1qm „Furztrockene Produktion“-Backpapier (Löcher und Beulen inbegriffen)
– Zum Garnieren eine Prise beliebige Gitarrensoli

Das „F P“-Backpapier auf dem vorgewärmten Backblech ausbreiten. Riffs, Drumspuren und Bassläufe aus dem Sack nehmen und der Länge nach aufschneiden, gleichmäßig und ineinander verschachtelt auf dem Backpapier verteilen. Die Stange Gesang in passende Stücke schneiden und in die aufgetrennten Riffs einbetten. Soli dünn gestreut auf die Rohsongs verteilen. Das Blech für 20 Minuten bei 180° in den Produktionsofen schieben und Songs garen lassen. Abkühlen lassen und lauwarm servieren. Bon appetíte! Oder eben auch nicht…

Nein, im Ernst, Leute, das ist doch nichts. Hier wird wirklich alles falschgemacht, das fängt schon beim ziemlich unansehnlichen Cover an – 3D-Gestaltung schön und gut, dann aber bitte richtig. Der Gesang von Harald geht zwar in Ordnung, ist aber extrem gleichförmig und vor allem langweilig, es fehlen die Facetten. Okay, stellenweise musste ich lachen („We are ‚worriooooeeers’“, oder beim Opener „Heierwenn, heierwenn, heierwenn, heierwenn Igels“, klingt nach Ryus „Hayuken“ aus der Streetfighter-Reihe), aber das ist sicher nicht so beabsichtigt. Die Riffs hat man auch alle schon gehört, und die Produktion hat teilweise wirklich arge Macken; mal sind die „Chöre“ auf einmal so laut wie die Werbeunterbrechung im Spielfilm, mal ist irgendwas zu leise, mal zu laut, und alles ist wirklich furztrocken, daher aber wenigstens nicht kitschig (auch aufgrund des fehlenden Keyboards, das der Musik aber wenigstens noch eine weitere Facette hätte hinzufügen können). Zeitweise habe ich das Gefühl, eine Majesty-Coverband zu hören, aber Majesty sind eben drei Kategorien besser und vor allem unendlich viel einfallsreicher als GORGONS EYES, genauso wie viele andere Bands, und deshalb gibt es für mich auch keinen Grund, dieser Band hier eine gute Wertung zu geben – ein Restaurantkritiker gibt ja auch keine Sterne für wieder aufgewärmte Speisen.

Tut mir Leid, Männer, aber so geht’s nun auch nicht. Versucht euch doch einfach mal etwas Neues auszudenken, denn das Potenzial zu mehr sehe ich durchaus, instrumental ist das hier alles zumindest zufriedenstellend.

Wertung: 3 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert