Review Helllight – Funeral Doom

  • Label: Ancient Dreams
  • Veröffentlicht: 2008
  • Spielart: Doom Metal

Jeder will doch mal in irgend einer Art und Weise ein Unikum sein, der Beste oder der Einzige in irgend etwas. Jahr für Jahr werden neue Weltmeisterschaften entwickelt, Handy-Weitwurf zum Beispiel oder das allseits beliebte Frauen-Tragen. Und im Guiness-Buch steht auch verdammt viel Zeug drin, bei dem sich der Otto-Normal-Mensch eigentlich nur noch verwundert die gefurchte Stirn kratzen kann. HELLLIGHT können auch eine Art Rekord für sich verbuchen: Laut den Metal Archives sind sie die einzige Band der Welt, die in ihrem vollen Bandnamen drei aufeinanderfolgende „L“s hat. Glückwunsch.

Die Idee diesen Rekord aufzustellen hatten die Brasilianer wohl nicht, als sie sich zusammenrauften, um fortan gemeinsam Doom Metal zu zelebrieren, das kam wohl so nebenbei. Wann die Gründung nun stattfand… Das ist eine verdammt gute Frage. Die Bandhomepage suggeriert 2001, genau wie die liebe Encyclopedia Metallum, aber das beißt sich irgendwie damit, dass das erste Lebenszeichen der Jungs 1998 auf den Markt kam. Breiten wir darüber einfach mal den Mantel des Schweigens. Auf jeden Fall war dieses Lebenszeichen eine 3-Track-Demo namens „Fear No Evil“, der im Jahre 2005 die erste Langrille „In Memory Of The Old Spirits“ in Eigenproduktion folgte. Nun haben HELLLIGHT beim deutschen Label Ancient Dreams unterschrieben und bringen unter diesem Banner ihren dritten Streich auf den Markt. Der Titel des Albums: „Funeral Doom“. Na ob hier der Name programm ist?

Die Frage kann man wohl mit einem ganz klaren „Jain“ beantworten. Denn schon beim ersten Track, „Deep Siderial Silence“, fällt es verdammt schwer, die passende Schublade für die Band zu finden. Der Song fängt mit einem ausführlichen Klavier-Intro an, in das sich hin und wieder ein sanfter Beckenschlag mischt, ehe dann Fabio de Paulas röchelnder Gesang und die Rhythmusfraktion einsetzen. So weit so Funeral Doom Metal, auch wenn es sage und schreibe vier Minuten und achtunddreißig Sekunden dauert, bis die Gitarre den ersten Akkord von sich gibt. Aber ab dem Augenblick wird es irgendwie zu… locker für Funeral Doom. HELLLIGHT werden zwar nie irgend einen Geschwindigkeitsrekord brechen, aber trotzdem klingt das mehr nach Midtempo-Doomdeath der Marke My Dying Bride oder Saturnus, nur etwas härter.

18 Minuten dauert der erste Track und viel Variation bieteter nicht gerade, die Riffs und Melodien werden zwar nicht zu Tode gespielt, aber im Wachkoma sind sie mindestens schon. Trotzdem, obwohl sie wirklich zum Erbrechen wiederholt werden und nicht mal sonderlich anspruchsvoll sind, langweilen sie nicht. Auch beim zehnten Durchlauf oder darüber hinaus nicht. Natürlich ist „Deep Siderial Silence“ dadurch kein Song, den man sich bewußt anhört, dazu ist er einfach zu monoton, aber für eine nette, schwermütige Hintergrundbeschallung oder für’s Dahindämmern im Halbschlaf ist er wunderbar geeignet. Und so merkwürdig das klingt: Das habe ich positiv gemeint.

Weiter geht’s mit dem kürzeren Titeltrack, der es immerhin auf nur 15 Minuten bringt. Da offenbart sich eine weitere Facette von HELLLIGHTS Musik. Das tiefe Gegrowle aus Fabios Kehle weicht hier und da Klargesang und der ist richtig richtig gut. Sehr melodramatisch und gefühlvoll, stark auf jeden Fall. Der Song hat auch einige nette Tempowechsel zu bieten, die noch mehr das Anti-Funeral-Doom-Argument unterstützen, hier überschreitet man mit einem Fuß von Zeit zu Zeit sogar schon die Grenze zum Gothic Metal. Ansonsten bewegen sich die Brasilianer aber weiterhin in den Gefilden sehr monotoner Musik, auch hier gibt’s über die 15 Minuten hinweg keine großen Überraschungen in den Riffs, aber was soll ich sagen, es stört einfach immer noch nicht.

Dass sie sich auch kurz fassen können beweisen HELLLIGHT dann mit dem vierten Track, „The Diary“, einem vierminütigen Instrumental, das mit ein paar wirklich wundervollen Gitarrensoli punkten kann. Auf einmal ist die Monotonie wie weggeblasen (genau wie die letzten Überbleibsel vom Funeral Doom Metal) und wir kriegen etwas sehr beeindruckendes geboten, nämlich ergreifend und vor allem absolut authentische Musik. Hier stehen die Melodien im Vordergrund und die sind einfach nur schön.

An diese kurze Instrumental-Eskapade schließt sich dann der Dreierpack „Life In Darkness“/“Aferlife“/“In Memory Of The Old Spirits“ an, drei Neuaufnahmen von Tracks des ersten Albums. Wer hier einen qualitativen Bruch des Materials wittert liegt allerdings falsch, das ist alles völlig homogen und passt wunderbar zusammen. Möglicherweise bedeutet das, dass HELLLIGHT von ihrer vorigen Platte zu der hier absolut keine Fortschritte gemacht haben, das räume ich an dieser Stelle freimütig ein, aber ehrlich gesagt haben die Jungs das auch gar nicht nötig. Das Material weiß den geneigten Doom-Fan auf ganzer Linie zu überzeugen und bietet, wie schon zuvor erwähnt, in seiner Gesamtheit eine wundervolle Hintergrundbeschallung und eine schöne Musikuntermalung für die einsamen oder zweisamen Stunden.

Nach 79 Minuten und 43 Sekunden ist der Spuk vorbei. Ich sitze hier und rekapituliere noch mal… Was spielen HELLLIGHT jetzt eigentlich für Musik? In Genres ausgedrückt würde ich es als eine Mischung aus Funeral Doom, Epic Doom, Doomdeath und Gothic Metal beschreiben, frei aus dem Bauch hinaus nenne ich es aber einfach sehr einfühlsame, schöne Musik, punktum. Die Jungs aus Brasilien haben genau die richtige Mischung aus Härte, Melodik, Fragilität und Herzschmerz gefunden, um bei mir Geschmacklich quasi ziemlich dicht ans Schwarze dran zu treffen. Die Monotonie schrappt hin und wieder haarscharf an der Grenze zur Langeweile entlang, aber normalerweise reißen HELLLIGHT es immer noch im letzten Moment herum und liefern daher mit „Funeral Doom“ ein sehr starkes Stück Musik zum immer wieder hören ab, vorausgesetzt man kann sich mit Geschwindigkeiten unterhalb der 60 BPM anfreunden.

Die CD ist übrigens auf 666 Stück limitiert und für 9,90€ bei Ancient Dreams zu haben. Kaufen, bevor’s ein anderer tut.

Wertung: 9 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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