Review Ideogram – Life Mimics Theatre

Ein Ideogramm ist ein Zeichen, welches für Wörter oder Begriffe steht. Das €-Zeichen ist so eines, aber auch Zahlen und bestimmte Alphabete wie beispielsweise das chinesische. Eine Band, die sich den Namen IDEOGRAM gibt, teilt also auf diesem mehr oder weniger direkten Weg mit, dass sie Ideen hat, die über die bloße Musik hinausgehen. „Life Mimics Theatre“ heißt das Debütalbum der Mailänder Avantgardisten und enthält zwölf Songs, bei denen weitergedacht wurde.

Laut Infoschreiben liegen die Interessen bei Kino, Psychologie, Theater und Musik. Daraus ein Album zu kreieren, ist keine leichte Aufgabe, eines, welches schnell ins Ohr geht, vermutlich ein Ding der Unmöglichkeit. Und so sollte man sich schon vorher bewusst sein: IDEOGRAM werden Zeit fordern. Die Songs auf „Life Mimics Theatre“, die von einem In- und Outro umschlossen werden, enthüllen nur langsam ihre Pracht, also sollte man sich die 54 Minuten ruhig öfter zu Gemüte führen.
Musikalisch bestimmte Eckpfeiler auszumachen, ist bei einer avantgardistischen Band nicht einfach. Alleine drei Sänger sorgen für viel Abwechslung, aber eben auch für mäßig hohe Eingängigkeit. Dabei machen allerdings alle drei einen guten Job, die Screams sind furchteinflößend bösartig, die Growls voll aggressiver Kraft und die weibliche Stimme bildet einen gelungenen Kontrapunkt. Zwar entleiht sich Opera, ganz dem Namen entsprechend, einige Elemente tatsächlich dem Operngesang, aber die Tonlage übersteigt nur selten die angenehmen Höhen des Alt.
Ebenso breit ist das Spektrum der Instrumente. Der Grundtenor auf „Life Mimics Theatre“ ist absolut metallisch, kantige Riffs und ordentlich Druck vom Schlagzeug, welches die Songs immer wieder antreibt. Trotzdem bleibt viel Raum für orchestrale Grundlagen, die die Atmosphäre düsterer Hinterhofkinos aus der Frühzeit cineastischer Aktivitäten wunderbar einfangen.
Und wer hätte es gedacht, auch in Sachen Dynamik machen IDEOGRAM keinen Einheitsbrei: Immer wieder nehmen sie Tempo raus, um es bald darauf wieder hochzufahren. Zwischen akustischen Zwischenspielen und Blast-Beats ist alles dabei. Die Abwechslung ist wohl dosiert, eigentlich kann man kein Tempo ausmachen, welches den Vorzug bekommt.

„Life Mimics Theatre“ ist ohne Frage ein Konzeptalbum, wofür nicht nur In- und Outro sprechen, die einen thematischen Zusammenhang schon auf dem Papier deutlich machen. Auch die Tatsache, dass sich die halbwegs eingängigen Songs in der Mitte und am Ende befinden, ist ein Argument. Anspieltipps sind „Geisha For My Demons“, „Reflections“ und das überraschend aggressive „I Am Candle“. IDEOGRAM haben in ihrer noch jungen Karriere ein recht ambitioniertes Werk vorgelegt, welches sich Freunde der Spielart durchaus mal vornehmen sollten. Eigenes Weiterdenken vorausgesetzt.

Wertung: 7.5 / 10

Publiziert am von Jan Müller

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