Review Kari Rueslåtten – Other People`s Stories

Auch wenn mit Other People Stories nun wahrlich keine Metal-Veröffentlichung vorliegt, sollte jeder ernsthaft an der Szene Interessierte den Namen der guten Frau schon einmal gehört haben, die hier ihre Sangeskünste zum Besten gibt. KARI RUESLåTTEN lieh ihre Stimme bereits Storm, einem sehr norwegischen Projekt, an dem auch Sigurd Wongraven von Satyricon und Gylve Nagell von Darkthrone beteiligt waren, und natürlich der klassischen norwegischen Gothic-Kapelle schlechthin, The 3rd And The Mortal. Nun macht KARI auf Solo und wer die eine oder andere Veröffentlichung ihrer früheren Bands kennt, weiß, dass man eines gewiss erwarten darf: weiblichen Gesang vom allerfeinsten.

Viel mehr wusste ich allerdings nicht über Other People Stories, als ich die CD aufgrund ihrer sehr schönen Optik (vor allem die differenzierten Blautöne des Frontcovers, welches KARI an einem Strand auf Steinen unter einer hell strahlenden Sonne zeigt, wissen zu gefallen) im Laden entdeckte. In Norwegen ist KARI natürlich schon ein Star und zumindest einige Lieder zeigen, dass dies völlig zurecht so ist. Marketingtechnisch geschickt wurde der Titeltrack direkt an Position 1 platziert, hier geht es ausgesprochen eingängig zu, ein Lied, welches durchaus auch in den Singlecharts vorzufinden sein könnte. Ganz so geht es freilich nicht weiter, vielmehr streut KARI mit ihrem Programm ziemlich, was allerdings nicht auf die Qualität als solcher zutrifft. Schön für die Entwicklung der CD im Ohr des Hörers ist es aber, dass sowohl eingängige Songs anzutreffen sind, als auch solche, die einige Durchläufe benötigen. Beispielhaft für die erste Variante sind When Lilies Bloom On Winter Days… oder auch Carved In Stone, welches „instrumental“ nur durch programmierte Keyboards, nicht jedoch durch Gitarren oder Schlagzeug unterstützt wird, und wie kaum ein zweiter Songs von KARIs wunderbarer Stimme lebt.

In die entgegengesetzte Kerbe schlägt vor allem Sorrow To My Door, welches einerseits durchaus schwerer zugänglich ist, andererseits von allen Liedern von der Melodieführung und Stimmung noch am ehesten an Storm erinnert, die verzerrte Gitarre bleibt freilicherweise aus. Wie überhaupt die Atmosphäre sehr relaxt ist, der einzige „Gewaltausbruch“ entsteht beim Bonustrack, der gleichermaßen einen Remix des bereits angesprochenen When Lilies Bloom On Winter Days… darstellt. Aber warum auch unnötig draufhauen, wenn die Stimme doch genug Qualität bietet. Zudem passen das Artwork und die Lyrics sehr gut ins Gesamtkonzept, auch am Sound gibt es nichts zu meckern (meine Version der CD ist zwar dieses Jahr remastert worden, aber ich nehme an, dass das Original von 2004 dem in nicht viel nachsteht). Dennoch, unter dem Strich wäre eine etwas höhere „Hitdichte“ wünschenswert gewesen, denn der eine oder andere Füller ist schon dabei und man will ja nicht wirklich jedes Lied 20 Mal, bis es einigermaßen Gehörgang sitzt. Für Metalheads, die den einen oder anderen Song von Phil Collins mögen, es aber ungern zugeben oder auch gerne mal R.E.M. Hören würden, wenn ihnen das nicht so unglaublich peinlich wäre, ist KARI RUESLåTTEN aber wohl eine kleine Offenbarung, hier kann man seine Neigungen mal ausleben, ohne Schwierigkeiten mit den Moralwächtern zu bekommen. Antesten lohnt auf jeden Mal!

Wertung: 7.5 / 10

Publiziert am von Jan Müller

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