Review L.S. Dunes – Past Lives

  • Label: Concord
  • Veröffentlicht: 2022
  • Spielart: Rock

Für die Alternative-Szene dürfte 2022 zu den besten Jahren überhaupt gehören: My Chemical Romance können endlich ihre Comeback-Tour spielen, Blink-182 melden sich in Originalbesetzung zurück, in Las Vegas zelebriert das When-We-Were-Young-Festival den Sound einer ganzen Generation mit einem kaum zu glaubenden Line-up und nun formiert sich mit L.S. DUNES auch noch eine neue Alternative-Supergroup. Das Quintett besteht aus Anthony Green (Circa Survive) am Gesang, Frank Iero (My Chemical Romance) und Travis Stever (Coheed And Cambria) an den Gitarren, Tim Payne (Thursday) am Bass und Tucker Rule (Thursday, Yellowcard) am Schlagzeug. Ihren Ursprung nahm die Formation in einem spontanen Weihnachts-Livestream befreundeter Musiker 2020 und nun liegt mit „Past Lives“ bereits das Debüt vor. Musikalisch bekommen die Hörer darauf genau das geboten, was bei den beteiligten Musikern zu erwarten ist: handwerklich gut gemachten Alternative Rock.

„Past Lives“ wird dabei vor allem von getragenen Songs im Midtempo-Bereich und mit ordentlich emotionaler Wucht dominiert, wodurch hörbar die Post-Hardcore-/Emo-Wurzeln einiger Bandmitglieder zum Vorschein kommen. Circa-Survive-Fans wird es nicht verwundern, dass Anthony Green mit seinem hohen, teilweise schon fast schrillen Gesang Dreh- und Angelpunkt der elf Songs ist und damit sicher nicht alle Hörer glücklich machen dürfte. Greens Gesang mag gewöhnungsbedürftig sein, passt aber sehr gut zum Sound von L.S. DUNES, was bereits der Opener „2022“ eindrucksvoll belegt. Intensiver Post-Hardcore trifft auf den melodischen Gesang des Fronters und macht von der ersten Sekunde an Spaß. Extrem melodisch gestalten sich auch Tracks wie „Blender“, der mit viel Atmosphäre punkten kann, oder das abschließende „Sleep Cult“, das auch Ausflüge ins Balladeske wagt.

L.S. DUNES können aber auch anders. Die Vorab-Single „Permanent Rebellion“ etwa ist eine herrlich emotionale Punk-Eskalation. So manchem Emo-Punk-Fan dürfte hier das Herz aufgehen, wenn wütende Riffs auf die hohen Screams von Fronter Green treffen. Auch „Bombsquad“ und „Like Forever“ gehen in eine ähnliche Richtung und „Grifter“ legt sogar nochmal eine Schippe Punk obendrauf. Gerade bei letzterem Song erinnern Greens Vocals stellenweise an Ben Kowalewicz von Billy Talent. Der Rest von „Past Lives“ bietet zwar ebenfalls Alternative Rock auf hohem Niveau, allerdings mangelt es dem Material auf Dauer doch etwas an Alleinstellungsmerkmalen und Wow-Momenten. Stücke wie „Antibodies“ oder „Grey Veins“ funktionieren im Gesamtkontext des Albums gut, allerdings kennt man Songs wie diese einfach bereits aus dem Schaffen der einzelnen Musiker. Ein Problem, an dem so einige Supergroups zu knabbern haben.

Insgesamt macht das L.S.-DUNES-Debüt „Past Lives“ definitiv Spaß und zeigt ganz klar, dass es sich bei den fünf Bandmitgliedern um Größen ihres Fachs handelt. Allerdings hätte die Scheibe ruhig noch mehr eigenen Charakter und etwas mehr Power vertragen können. Fans der Hauptbetätigungsfelder der Musiker kommen dennoch voll auf ihre Kosten und auch der Rest dürfte den einen oder anderen Glücksmoment erleben. Für die Zukunft werden L.S. DUNES aber mehr Eigenständigkeit aufbauen müssen.

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Wertung: 7.5 / 10

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