Review Labirinto – Divino Afflante Spiritu

LABIRINTO kommen aus São Paulo, Brasilien, haben aber so gar nichts mit der Happy-Sunshine-Attitüde zu tun, die man mit dem eher sonnigen südamerikanischen Staat verbindet. Das Sextett hat sich dem Post-Metal verschrieben und mit seinem inzwischen dritten Longplayer „Divino Afflante Spiritu“ ein neues Zuhause bei den Berlinern von Pelagic Records gefunden – ein Label, welches durch qualitativ hochwertige Veröffentlichungen im Post-Metal-Bereich besticht. Können die Brasilianer diesem Anspruch gerecht werden?

„Divino Afflante Spiritu“ kommt phasenweise recht oldschool daher und verbindet, gerade die allgegenwärtige Leadgitarre betreffend, klassisches Metal-Solospiel mit den obligatorischen effektbeladenen und atmosphärischen Schrabbel-Riffs, die Post-Rock bzw. –Metal üblicherweise auszeichnen. In Kombination mit den doomigen Rhythmusgitarren erinnert das Ganze immer wieder an Kapellen wie die frühen Paradise Lost mit einem Teelöffel Red Sparowes. Bedauerlicherweise nutzt sich Konzept auf Albumlänge ab und wird ein wenig eintönig. Dies liegt aber auch an den verwendeten Gitarreneffekten, die wenig Abwechslung oder Neues bieten.

Vom Opener einmal abgesehen verzichten LABIRINTO auf „Divino Afflante Spiritu“ vollständig auf Gesang – die Vocals auf „Agnus Dei“ kommen vom brasilianischen Crust-Punk-Urgestein Elaine Campos und sind Post-Metal-typisch eher verhalten in den Hintergrund gemischt. Das ausschweifende Schlagzeugspiel macht durch die Bank Freude – zumal Drummer Muriel Curi regelmäßig von Lucas Melo und dessen Percussions unterstützt wird. Das gibt dem Groove die entsprechende Würze (Sepulturas „Roots“-Album lässt grüßen) und ist tatsächlich etwas, was man in dieser Musikrichtung noch nicht an jeder Ecke gehört hat. Dies kann man von den vereinzelt in die Arrangements eingeflochtenen synthetischen Drones zwar nicht sagen, trotzdem profitiert die Stimmung der Songs von den elektronischen Elementen.

Für die im Großen und Ganzen gelungene Produktion ist ein weiteres Mal Cult Of Lunas Magnus Lindberg verantwortlich. Allerdings war der umtriebige Schwede während den Aufnahmen im bandeigenen Dissenso Studio in São Paulo überhaupt nicht zugegen, sondern unterstützte die Musiker via Videochat bei allen Fragen die Produktion betreffend von Schweden aus – moderne Technik macht’s möglich. Lediglich Mix und Mastering von „Divino Afflante Spiritu“ erledigt Lindberg im Stockholmer Redmount Studio.

Letzten Endes kann man LABIRINTO attestieren, dass sie ihre eigene Nische in der Schnittmenge aus klassisch geprägtem Metal und stimmungsvollem Post-Metal gefunden haben. So ist „Demiurge“ ein schönes Beispiel für die eher metallische Ader der Band, während das Finale von „Eleh Ha Devarim“ die atmosphärische Seite der Brasilianer unterstreicht. Ein bisschen mehr Abwechslung würde der Nummer aber langfristig gut zu Gesicht stehen – da ist noch Luft nach oben.

Wertung: 6.5 / 10

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