Mesarthim

Review Mesarthim – CLG J02182–05102

  • Label: Avantgarde
  • Veröffentlicht: 2021
  • Spielart: Black Metal, Synthwave

MESARTHIM schocken die Metal-Gemeinde in zweierlei Hinsicht: einerseits mit ihrem einjährigen Turnus an Veröffentlichungen, andererseits mit ihrem eigenwilligen Space-/ Atmospheric-/ Synthwave-Black-Metal. Für den potenziellen Hörer lediglich durch die Genre-Zuordnung attraktiv, ist über die Band wenig bekannt, nur, dass sich dahinter zwei Australier verbergen, die ihre Identität nicht preisgeben möchten. Synth-Black-Metal von sich vor der Öffentlichkeit verbergenden Musikern? Abstract Void lässt grüßen.

Mit dem sperrig betitelten Album „CLG J02182–05102“ legen MESARTHIM ihr sechstes Album binnen sechs Jahren nach ihrer Gründung vor, betitelt nach einem für die astronomische Fachwelt außergewöhnlichen Galaxiehaufens. Die dritte sechs findet sich in der Anzahl der Songs von „CLG J02182–05102“ wieder, und obwohl wir nun den überdeutlichen Beweis dafür hätten, dass MESARTHIM ein teuflisches Album veröffentlichen haben müssen, bleibt der Inhalt der Platte hinter diesen Erwartungen zurück.

Stattdessen zeigen die Australier bereits in den ersten Minuten des Openers „A Generation Of Star Birth Part 1“, dass sie so weit vom herkömmlichen Black Metal entfernt sind wie der titelgebende Galaxiehaufen von der Erde. MESARTHIM bedienen sich zwar den typischen Black-Metal-Trademarks, was Gesang, Schlagzeug und Riffing betrifft, überlagern diese aber mit einem Bombast an Keys und Synths. Dadurch bieten die Black-Metal-Anleihen auch die weniger fesselnden Momente, da zu generisch, hingegen die Electronica-Elemente fast überbordend in die Gehörgänge geprügelt werden. Eine klare Richtung, ob diese Elemente eher einen Retrowave- oder Ambient-Charme haben sollen, ist nicht erkennbar, stattdessen setzen MESARTHIM ebenso auf Trance-Sounds („Infinite Density“) wie auf Synthpop („Nucleation Seed“) und auf mit EBM-unterlegte, sakrale Klänge („A Generation Of Star Birth Part 2“). Dieser krude Stil-Mix elektronischer Tanzmusik trifft dazu noch auf die typischen Sci-Fi-Sounds, die in Filmen den Flug durch den Weltraum musikalisch untermalen. Und all das eingebettet in eine kaum stillstehende Doublebass, einigen Gitarren-Soli und einer kräftig krächzenden Männerstimme. Ein musikalischer Super-GAU, der „A Manipulation Of Numbers Part 2 (Vacuum Decay)“ einem der schlimmsten Songstarts verleiht, den man nur hören kann.

Dabei machen MESARTHIM grundlegend nicht viel verkehrt: Der Sound von „CLG J02182–05102“ ist sehr druckvoll und klar, die Gitarre sauber abgenommen und der Gesang kraftvoll und der Instrumentierung ebenbürtig an die Seite gestellt. Trotz all der sich überlagernden Synth-Sounds ist jede Spur heraus zu hören, weder Schlagzeug, Gitarre noch Electronica verweben sich an einem Punkt zu einem undurchdringlichen Soundbrei. Vielmehr ist es die Fülle an Melodien und Details, die das Album zwar melodisch und dadurch auch zugänglich werden lassen, es im gleichen Atemzug aber auch unangenehm überfrachten. Zusätzlich macht das Weltraumthema des Artworks optisch einen guten Eindruck, ist musikalisch aber nur bedingt wiederzufinden. MESARTHIM wollen schlichtweg zuviel; ein homogeneres Album dürfte ihnen nur dann gelingen, wenn sie ihr Soundarsenal abspecken, ein authentischer Auftritt dann, wenn die Assoziationen dank des Artworks sich auch in der Musik finden lassen.

Wertung: 6 / 10

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