Review Mount Shasta Collective – Beast

(Post Metal/Stoner Metal/Alternative Metal) Schwefeldämpfe hängen in der Luft. Der Himmel schimmert in einem ungesunden Gelb und aus den Wolken fällt saurer Regen auf ein aschfahles Trümmerfeld. Nicht mehr viel ist übriggeblieben von der menschlichen Zivilisation, von ihren Häusern, Straßen und Plätzen. Die Felder haben ihre Frucht schon längst versagt. Große Teile der Menschheit sind bereits zum Erdboden zurückgekehrt. Nur noch wenige kämpfen ums Überleben, während die Sonne, der feiste alte Feuerball, gehässig auf eine Erde herab grinst, die im Vergehen begriffen ist. Am quecksilbrig glänzenden Horizont sieht man ein „Beast“ aufsteigen. Sechs junge Männer aus Nürnberg, MOUNT SHASTA COLLECTIVE genannt, haben es heraufbeschworen.

Derartige Endzeitszenarien sind es, mit denen sich die Zuhörerschar der Franken per Kopfkino konfrontiert sieht. Dabei überzeugt die dargebotene Mischung aus Post-, Stoner- und Alternative-Metal sowie dezenten Einflüssen aus Doom und Sludge beinahe auf ganzer Linie. MOUNT SHASTA COLLECTIVEs Kompositionsprinzip lässt sich wohl am besten mit den Worten „Zuckerbrot und Peitsche“ beschreiben: Da wären auf der einen Seite die über weite Strecken recht kratzbürstigen, heiseren Vocals von Frontmann Markus Künzel, die zuweilen an das räudige Bellen von Matt Pike (High On Fire) erinnern, nur ohne dessen Prolligkeit zu besitzen, und die eine gewisse Bedrohlichkeit ausstrahlenden massiven Wände aus verzerrten Stromgitarren-Sounds. Auf der anderen Seite besitzt die Formation aber auch ein Talent für melancholische, elegisch singende, ja fast anheimelnde Melodieverläufe, welche die „Beast“ ohne Zweifel innewohnende Brachialität mal konterkarieren, mal kontrastieren und mal ablösen. Auch der eigens für die Scheibe reparierte analoge Synthesizer weiß angenehme Akzente zu setzen, drängt sich aber niemals in den Vordergrund.

Dass die Platte sehr homogen ausfällt, kann der Band allerdings je nach Sichtweise als Stärke oder Schwäche ausgelegt werden. Dass die Gruppe ihre an sich kontrastreiche Rezeptur im Verlauf des Albums kaum variiert, erleichtert dem Hörer einerseits sich einfach in die Musik hineinfallen und sich treiben zu lassen ohne von irgendwelchen als störend empfundenen Elementen aus dem Flow gerissen zu werden. Andererseits birgt diese Herangehensweise aber auch die Gefahr, dass manch einer irgendwann das Interesse an der Scheibe verliert. Als Anspieltipps dürfen das düstere Eröffnungsdoppel bestehend aus „The Cold“ und „The Red Below“ sowie die beiden eher traurig bis verzweifelt daherkommenden Nummern „Hunt Them Down“ und „Apathy“ herhalten. Gerade letzterer Track kristallisiert sich meiner Einschätzung nach spätestens nach zwei, drei Hördurchgängen als stärkster Song des Albums heraus.

Alles in allem ist MOUNT SHASTA COLLECTIVE mit „Beast“ also ein starker, mehr als hörenswerter Zweitling gelungen, der zwar stilistisch zwischen allen Stühlen sitzt, sich aber potenziell für jeden, der auch nur mit einer der genannten Ingredienzen der Stil-Mixtur etwas anzufangen weiß, als lohnenswerte Anschaffung entpuppen könnte.

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Wertung: 8 / 10

Publiziert am von Nico Schwappacher

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