Review My Own Grave – Necrology

  • Label: Pulverised
  • Veröffentlicht: 2009
  • Spielart: Death Metal

Wenn es zur Frage kommt, ob Death Metal meine Baustelle ist oder nicht, so war ich mir bislang schon immer eher unsicher, was ich denn drauf antworten sollte. Wirklich ungern mag ich den Death Metal im allgemeinen nicht, aber so wirklich übergesprungen ist der Funke nie. Highspeed-Geballer ohne Rücksicht auf Verluste, das gefiel mir aus der Black-Ecke schon immer mehr, die groovende, tieftönende Variante ist irgendwie auch nicht so meins und – das mag ein Vorurteil sein, ich geb’s zu – wirklich viele Innovationen hab ich in dem Genre auch nie entdeckt, so dass mir zu viel gleich klang, da schienen die Black Metal Kapellen, die sich meist auch in einem eher engen Rahmen bewegen, es doch einfacher zu haben, selbst durch kleine „Gimmicks“ im Soundbild eigenständiger zu klingen. Melodischen Death Metal, ja, der bleibt noch übrig und den mag ich auch, aber sonst tu ich mich doch recht schwer mit dem ganzen Genre.

Deswegen erwartete ich auch nicht sonderlich viel, als ich mich für die Promo von „Necrology“, dem zweiten Album der schwedischen Band MY OWN GRAVE meldete, die sie jetzt, im neunten Jahr ihres Bestehens, über Pulverized Records in die Regale stellen. Hier und da ein wenig Riffgehämmer, grummelnde Gesangseinlagen, mit ein bißchen Glück geht die gute halbe Stunde halt einfach nur gut runter, so dass ich die CD Leuten empfehlen kann, die halt mal wieder Highspeed Death Metal zum Ohren durchpusten brauchen.
Und mit all diesen Erwartungen lag ich so dermaßen falsch. Schon der Opener „Awaiting Death“ (eigentlich nur ein Intro) ließ mich überrascht aufhorchen. Marschartige Rhythmen, dazu ein geradezu erhabenes Gitarrenriff und ein wenig Ambience, das klingt doch alles absolut nicht schlecht. Knapp eine Minute dauert der Track, aber dann legen MY OWN GRAVE erst so richtig los. Mit dem ersten Highspeed-Angriff auf das Trommelfell, der wie durch das Abfeuern einer Artilleriekanone auf den Hörer losgelassen wird. Tieftönende, sägende Gitarren treffen auf Maschinengewehr-Drumming und einen heftigen Bass. Dazu gesellen sich ein paar ansprechende, gar nicht so wenig technische Lead-Parts, so dass das doch alles gar nicht so schlecht klingt. Wirkliche Durchschlagskraft kriegt das Material aber erst durch die Produktion (aus dem Hause Dan Swanö übrigens, das sollte ja für Qualität bürgen), die einerseits klar und transparent ist, andererseits aus irgend einem Grund, den ich selbst nicht so recht benennen kann, einfach nur wie Sau drückt. Das anfängliche Losbrechen des Soundsturms ließ mich beim ersten Anhören doch gar nicht so wenig schlucken.

Etwas sauer stieß mir hingegen die Gesangsleistung von Frontmann Mikael Aronsson auf, dem ein klein wenig der Druck hinter der Stimme fehlt, beziehungsweise er gegen den Druck, den die Instrumentfraktion mitbringt, einfach nicht ansingen kann. Auch ist das erste Einsetzen seiner Growls mir nach wie vor ein kleiner Dorn im Auge, ich weiß nicht wieso, aber irgendwie hätte ich mir einen anderen Gesangsstil zu der Musik gewünscht. Aber das ist ein Kritikpunkt, der innerhalb der 34 Minuten, die „Necrology“ dauert, schnell vergessen wird.
Denn MY OWN GRAVE schaffen auf ihrem zweiten Album etwas, was mir persönlich so noch nie untergekommen ist. Auf der einen Seite stehen da die Highspeed-Parts, die einfach nur ohne Ende ballern und dadurch viel Spaß machen, dabei aber nie die Melodieführung aus den Augen verlieren, so dass man keine Angst vor monotonem Gekloppe haben muss. Und wenn’s mal etwas langsamer zur Sache geht, dann stimmt auch der Groove. Auf der anderen Seite schaffen die Jungs aus Sundsvall es aber auf eine sehr bemerkenswerte Art und Weise, eine relativ morbide Atmosphäre in ihre Musik zu bringen. MY OWN GRAVE klingen ganz einfach musikalisch nach Mord und Totschlag, nach Nekrophilie, Kannibalismus und anderen Perversionen, die ich aus den Texten und Artworks von Kollegen wie Cannibal Corpse, Macabre, Obituary und so weiter schon immer herausgelesen hatte, in ihrer Musik aber einfach nicht finden konnte. Besonders der vorletzte Track „Carnal Revelations“ kann dank dem Sprachsample am Ende (ich schätze mal, dass es sich auf John Wayne Gacy bezieht, bin aber nicht ganz sicher) ordentlich punkten. Makaber, morbide, böse, das macht schon echt Stimmung.

Und so ist „Necrology“ irgendwie eine CD geworden, die mir viel mehr Spaß macht, als ich es je von einem Death Metal Release gedacht hätte. Zugegeben, es ist ein recht kurzes Vergnügen und die wirklich ohrwurmigen Melodien fehlen noch, wobei ein paar heftig gute Leads schon dabei sind, der Gesang… hm… etwas mehr Abwechslung wäre da nett gewesen, geht aber auch. Alles andere ist prima, wer sich also ein atmosphärisches Death Metal Album mit Eiern in der Hose und einem Quentchen Melodie wünscht, der muss eigentlich bei MY OWN GRAVE zugreifen.

Wertung: 8.5 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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