Review MyGrain – Orbit Dance

Nicht selten kommt es vor, dass eine Band aus einer zuvor aufgelösten Band entspringt. So auch 2004 in Helsinki. Aus den Trümmern der „New Science Band“ gründeten Matthew, Resistor und Tommy (was für Namen für Finnen) die Band MYGRAIN. Über das Internet fand man noch einen Schlagzeuger und nach ein paar geschriebenen Songs fühlte man sich bereit für das Studio. Noch im selben Jahr wurde die erste Demo eingespielt. Um das Line-Up zu komplettieren suchte man erneut über das Netz – und fand Eve und Jonas, fertig war die Band. Selbstbewusst bezeichnet man sich als Skandinavischen Death Metal der von den Amis beeinflusst wird. Mal sehen.

Atmosphärisch und druckvoll geht es los. Ein tiefer Growl begrüßt mich, „Herzlich Willkommen“ bei Track Nummer 1, „Plastic“. Der Gesang ist frisch, die Gitarren krächzen leider ein wenig und die Keyboards – nunja, so richtig vom Hocker haut es mich nocht nicht. Der Refrain ist flach und alles andere als eine neue Idee. Hoffentlich kommt da noch anspruchvolleres, denn niemand will, dass sich nun auch im Melodic Death Metal der Einheitsbrei ausbreitet, oder? „Cold Reflection“ wirkt dem zumindest entgegen, ganz anders als im Opener, viel besser abgestimmt das Alles. Ausgenommen die Gitarren, die sind nach wie vor nicht meins und erzeugen zu wenig Aggressivität. Der Gesang hingegen wechselt zwischen cleanem Gesang und Growls, das hat viel mehr Sex. Die Drums sind schnell und mit viel Double Bass durchzogen. Track 3, „W.I.F.“, macht in diesem Stile weiter, sollte das dabei bleiben kann ich wohl über den schwachen ersten Track hinweg sehen. Eve bringt im Refrain eine leicht orientale Stimmung in den Song – ist ja auch mal was Neues, hört sich auf jeden Fall interessant an.
Auch „Pitch-Black“ darf die Dame an den Tasten einleiten und hey, das macht sie doch ganz gut, schöne Synthies, die dann mit den Gitarren eine schöne Einheit bilden. Den Gesang finde ich ok, mehr aber auch nicht. Der Unterschied zwischen (dem Versuch) clean zu singen und dem verzerrten Gesang ist mir da einfach zu gering, wie schön könnte der Song sein mit ordentlichen Growls a la „Scar Symmetry“. Der fünfte Song „Darkbound“ geht mit dann wieder zu sehr im Nichts unter. Standard Drums, standard Keyboards, standard Gitarre. Da ist kein Pfeffer in der Suppe, das langweilt einfach nur. „Humanimal“ hingegen ist wieder ganz anders, richtig geil würde ich fast meinen. Schnell, dynamisch und gute Keyboards. Auch die Drums sind richtig gut eingebaut, nur die Gitarren vermissen ich ein wenig. Zeichen setzen die nicht undedingt. Aber der Track gefällt trotzdem – gut gemacht. „Misery Assembly Line“, der schon siebte Song, verfolgt so ziemlich das selbe Prinzip. Etwas weniger Synthies, ein bisschen mehr melodischer Gesang – gut, gehört haben wir das schon mal heute. Wobei der Refrain ein echter Ohrwurm ist, einmal gehört will man mehr davon, aber zum Schluss hin entwickelt sich der Song zu einer wahren Perle des Albums – wieso denn nicht gleich so, frage ich mich. Denn auch „Downfall“ verbreitet weiter Freude, so überfährt mich zunächst mal heftigst eine schwedische Dampfwalze und dann werde ich auch noch bitterböse angegrunzt. Hey, so mag ich das! Der kleine, „cleane“ Schnitzer der als erster Refrain gedacht sein soll (?) wird von mir ignoriert, der Rest ist top. Was überraschenderweise nun auch der nächste Track ist. „Orbit Dance“ schließt gut an, zwar nicht ganz so schnell und auch nicht so hart, aber ein wirklich guter Track wo mir das Melodische sehr gut gefällt.
Der Beginn von „Veil Of Sun“ erinnert zunächst an das neue Rammstein Album, es dauert aber nicht lange bis diese winzige Ähnlichkeit vom Tisch ist und das nun doch hohe Niveau gehalten werden kann. Und weil schon mal so in Lobesstimmung bin mach ich weiter. „Hollowgram“, der bereits letzte Track“ ist nochmal ein echtes Brett, so schnell und konsequent geht es voran. Und das Outro kommt noch mal richtig verspielt daher, da hat sich Eve nochmal richtig austoben dürfen.

Geht man in einen Musikladen und hört sich diese CD hier in verkehrter Reihenfolge durch, wird sie ohne langes Überlegen gekauft, macht man es allerdings umgekehrt, wird man von drei, vier eher mittelmäßigen Melodic Death Metal Stücken beschallt und hat kaum mehr Interesse weiter zu hören. So betrachtet ist ein Viertel der Scheibe Ausschuss und mehr B-Ware als Markenprodukt. Sieht man von diesem Schwachpunkt ab, bietet sich dem Hörer doch ein solides Werk das an einigen Stellen sogar richtig Freude verbreiten mag. Schwer, ein echtes Fazit zu finden, reinhören sollte man auf jeden Fall und dann kann man ja immer noch entscheiden. Blind kaufen aber auf keinen Fall!

Wertung: 6.5 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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