Review Nevermore – The Obsidian Conspiracy

Spätestens seit „Enemies Of Reality“ gibt es eine beachtliche Fanschar, die NEVERMORE – eine Band, deren Stil sich aus so vielen verschiedenen Komponenten zusammensetzt – fanatisch verehrt. Das Album gab allen Grund dazu und „This Godless Endeavor“ setzte sowohl als Album als Gesamtes als auch mit brillianten Einzelsongs a là „Born“, „Final Product“ oder „The Psalm Of Lydia“ nochmal einen drauf. Nach der Scheibe tobten sich die Masterminds Jeff Loomis und Warrel Dane in Soloprojekten aus, um 2010 in alter Stärke mit „The Obsidian Conspiracy“ zurückzukehren.

Die Zutaten sind grundsätzlich die selben geblieben: Danes hoher, leidender Gesang auf der einen, seine kraftvollen Shouts auf der anderen Seite, die sich zu einem riesigen stimmlichen Spektrum zusammenfügen. Dazu das anbetungswürdige Gitarrenspiel von Jeff Loomis, der sich entweder in rhythmisch vertrackten Riffs austobt oder sich alle Nase lang halsbrecherische Soli aus dem Ärmel schüttelt. Van Williams und Jim Sheppard geben dem Ganzen eine technisch ebenfalls äußerst anspruchsvolle Basis und alles zusammen wird schließlich zu einer einzigartigen Mixtur aus Power Metal-Ohrwurm-Melodien, wuchtigen, straighten Thrash Metal-Gitarren und einer Vielschichtigkeit und einem Detailreichtum, wie sie eigentlich für Progressive Metal typisch ist, vereint. Atmosphärisch wird durch das Soundinferno der Instrumente und dem darüber thronenden Gesang Danes meist Endzeitstimmung erzeugt. Daran ändert sich prinzipiell nichts auf „The Obsidian Conspiracy“, ein anderer Sound böte sich bei diesen Protagonisten aber auch nicht an. Nur der Schwerpunkt zwischen Melodie und Härte wird anders gesetzt als noch bei „This Godless Endeavor“, das musikalisch ein verdammt schwerer Brocken war und erstmal verdaut werden wollte. Griffige Melodien gab es da zwar auch, aber irgendwo zielte alles hauptsächlich darauf ab, die Apokalypse zu verkünden. „The Obsidian Conspiracy“ treibt zwar auch gewaltig vorwärts und entfesselt regelmäßig musikalische Energiegewitter, die Riffs sind fürs Ohr jedoch deutlich gefälliger verpackt und wirken somit griffiger als auf dem Vorgänger. Dies wirkt sich natürlich auch positiv auf die Melodien aus, die wie kaum zuvor ins Ohr gehen, wie im Prinzip jeder einzelne Song der Platte belegt. Und doch kann man NEVERMORE nicht vorwerfen, an Anspruch verloren zu haben, denn das technische Niveau findet sich diesmal schlicht häufiger im Detail als im Vordergrund.

Zusammen mit der zum Teil regelrecht furchterregenden Gesamtstimmung der Platte ergibt sich ein atmosphärisch dichtes Werk, welches keine einzige Schwäche offenbart. Kann man bei quasi jeder Platte Mäkel durch Spitzfindigkeiten finden, ist im Falle von „The Obsidian Conspiracy“ diesbezüglich kein Land in Sicht. Das Album besitzt musikalischen und technischen Anspruch sondergleichen, fetzt gewaltig, bietet viel Abwechslung, hat eine sehr emotionale Seite und trumpft mit einer ganzen Reihe von Ohrwürmern auf. Jeder Song für sich ist großartig, als Ganzes ergibt sich ein noch besseres Gesamtwerk.
NEVERMORE liefern einen weiteren Geniestreich, der „This Godless Endeavor“ und „Enemies Of Reality“ noch übertrifft. Zwar hat es bei mir zu „This Godless Endeavor“-Zeiten noch etwas gedauert, bis die Musik wirklich gezündet hat, aber sobald man mal drinnen ist, sollte man anerkennen können, dass „The Obsidian Conspiracy“ zu den ganz großen Scheiben des Metal gehört.

Wertung: 10 / 10

Publiziert am von Marius Mutz

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