Review No-Man – Returning Jesus (Re-Release)

Im Februar 2001 veröffentlichten NO-MAN, bestehend aus Tim Bowness und Steven Wilson, ihr viertes Studioalbum „Returning Jesus“ über 3rd Stone. Die neun Originaltitel pendelten sich zwischen Ambient, Jazz, Soul und Klassik ein und erhielten damals weitgehend positives Feedback. Kscope haben nun eine Neuauflage des Albums veröffentlicht, die neben dem Remastering von Wilson selbst auf einer zweiten CD B-Seiten, alternative Versionen und Demoaufnahmen beinhaltet.

Bereits der Opener „Only Rain“ zeigt mit seinem wehmütigen Gesang und den wabernden Streichern wie intensiv NO-MAN Anfang der 2000er waren. Das Material erinnert natürlich auch an Porcupine Tree, aber mit deutlich mehr elektronischen Spielereien. Gerade die jazzige Seite, die hier geboten wird, macht die einzelnen Songs mit ihrem melancholischen Ambient-Grundgerüst durchaus spannend. Das ist deshalb bemerkenswert, weil die Titel durch ihr gedrosseltes Tempo, die entspannte Atmosphäre und langgezogene Aufbauten eigentlich wenig Abwechslung bieten. Weitere Highlights sind das gefühlvolle „Close Your Eyes“ mit hypnotischer Percussion und der Titeltrack mit seiner hintergründigen spieluhrähnlichen Melodie. Das Remastering von Steven Wilson ist entsprechend seiner Erfahrung qualitativ gelungen und bindet alle neun Songs in eine spannende Klangreise ein.

Die Bonus-CD startet mit den drei zusätzlichen Songs der EP „Carolina Skeletons“ aus dem Jahr 1998. „Something Falls“ könnte auch von Blackfield stammen, während die Version von „Close Your Eyes“ sich nur marginal von ihrem Ursprung entfernt. Dann folgen vier Titel der 2003 releasten EP „All That You Are“: „Until Tomorrow“ spielt in der Hi-Fi- und Lo-Fi-Version mit Country-Elementen, während „Chelsea Cap“ sehnsüchtig klingt und „Darkroom“ die düstere Seite der Band aufzeigt. Von den weiteren B-Seiten kristallisieren sich in der Folge das zehnminütige „Lighthouse (First Demo)“, das psychedelische „Like A Child“ und das mit Bläsern versehene „Slow It All Down (Long)“ als besonders erwähnenswert heraus.

„Returning Jesus“ markierte 2001 eine Art Wendepunkt für das Duo, denn die Bewertungen fielen weitgehend positiv aus und die Verkaufszahlen waren die besten seit „Flowermouth“ (1994). Wie Bowness verrät, liebten die Musiker das eingespielte Material selbst und das ist auch heute noch ein starker Pluspunkt des Longplayers, denn diese Hingabe ist deutlich zu spüren. Das Re-Release kann mit seinem spannenden Remastering, den beiden Bonus-EPs und auch den bisher unveröffentlichten Titeln punkten. Der Genuss reicht hier also vom gewohnten Art-Pop und Ambient mit progressiven Versatzstücken bis hin zu experimentellen Ansätzen und gibt so einen guten Überblick über das Schaffen des Duos.

Wertung: 8.5 / 10

Publiziert am von Christian Denner

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