Review Oceano – Revelation

Gerade im Deathcore-Sektor ist es nicht zwingend einfach, sich aus dem gebotenen Einheitsbrei abzuheben. Dies liegt zum einen daran, dass die Hochzeit des Genres bereits rund zehn Jahre zurückliegt. Andererseits haben sich Vorreiter wie Bring Me The Horizon oder Suicide Silence unlängst von dem typischen Klangbild abgewendet. OCEANO hingegen bleiben ihrem Stil auch im elften Karrierejahr treu und servieren so ihr fünftes Studioalbum „Revelation“.

Das macht schon mit dem Einstiegstitel „Dark Prophecy“ klar, wohin die Reise gehen soll: Gurgelndes Growling legt sich über massive Gitarrenklänge und wuchtige Drums. Das Grundkonzept ist klar, geht auch meistens auf, wenn man von einigen holprigen Stellen wie in „Lucid Reality“ absieht. Wirklich interessant wird die Musik von OCEANO aber erst durch den Einsatz von Elementen fernab des Metalcore und Death Metal. So verlangsamen die Musiker des Öfteren das Tempo, um intensive Doom-Metal-Riffs auf den Hörer abzufeuern. Außerdem setzen sie auf Synthesizer-Untermalung, die den Songs nicht nur einen leicht psychedelischen, sondern auch düsteren Touch verabreicht. Der Band aus Chicago hat das sowieso schon brachiale und finstere Klangbild wohl nicht ausgereicht. Adam Warrens Organ lässt dabei wenige Wünsche offen, denn er versteht es, sein Handwerk zwischen tiefen Growls und Screams ohne große Durchhänger abzuarbeiten.

Noch mehr Respekt verdient aber Schlagzeuger Andrew Holzbaur, der teilweise versteckt im aufgeblasenen Sound vertrackte Rhythmen und große Momente spielt, die einem nur beim genauen Hinhören wirklich auffallen, beispielsweise in „The Great Tribulation“. Die Musik von OCEANO ist aber nicht nur aufgepumpt, sondern auch technisch versiert. Die angegebenen Haupteinflüsse Behemoth und The Acacia Strain sind also durchaus treffend gewählt. Ein weiterer erfrischender Punkt ist, dass die US-Amerikaner nicht immer dem gängigen Strophe-Bridge-Refrain-Schema folgen und damit erreichen, dass man als Hörer nicht gelangweilt abschweift. Von Kritik bleibt „Revelation“ aber dennoch nicht verschont, denn auffälllig ist, dass sich vor allem in die Songs um drei Minuten Spieldauer teilweise Längen einschleichen, die gerade bei dieser Kürze mehr als nur unnötig erscheinen und vor allem durch die Gleichförmigkeit der Titel zu begründen sind.

„Revelation“ erfreut sicherlich die Fans von OCEANO, da sie gewohnte Kost geliefert bekommen. Die-Hard-Fans des Deathcore werden sowieso frohlocken, dass sie noch (fast) lupenreine Bands des Genres zu hören bekommen. Dennoch hat dieser fünfte Longplayer kleinere Schwächen, die sich vor allem in gleichbleibenden Strukturen äußern. Mit dem Einsatz von Synthesizer und dezenten Doom-Anleihen können die Musiker aber auch ein bisschen davon wieder gut machen. Kein schlechtes Album also, aber auch keine leichte Kost. Die klarere Trennung von elektronischen Elementen und der brutalen Core-Seite hätte dieses Release nochmal deutlich aufgewertet.

Wertung: 7 / 10

Publiziert am von Christian Denner

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