Review Operation:Mindcrime – The Key

Einfach macht es Geoff Tate den Rezensenten in den letzten Jahren nun nicht gerade. Dabei ist es noch nicht einmal allein die Tatsache, dass seit gut zwei Dekaden kein einziges Album mit Tate-Beteiligung über solides Mittelmaß hinaus kommt, die es scheinbar unmöglich macht, sich einem Werk des US-Amerikaners unvoreingenommen zu nähern. Vielmehr hat es auch damit zu tun, dass Tate es fertigbrachte, seinen Ruf besonders seit dem Rauswurf aus Queensrÿche derart zu ruinieren, dass er es sich heute gefallen lassen muss, mit traurigen Szene-Buhmännern wie Joey DeMaio oder Dave Mustaine in eine Reihe gestellt zu werden. Dass seine Queensrÿche-Version seit dem verlorenen Rechtsstreit mit den Ex-Bandkollegen nun unter dem Namen OPERATION:MINDCRIME firmiert, macht die Sache nicht gerade besser. Dem gleichnamigen Klassiker aus dem Jahr 1988 wird das auf „The Key“ Gebotene nämlich zu keiner Zeit gerecht.

Dabei beginnt das Konzeptalbum, dessen Story sich an den Tate-typischen Themen Politik, Weltwirtschaft und Korruption abarbeitet, gar nicht mal so schlecht. „Choices“ fehlt als Opener zwar noch ein wenig der nötige Drive, doch das wird mit den beiden vorab veröffentlichten Tracks „Burn“ und „Re-Inventing The Future“ nachgeholt. Beide gehen gut nach vorne und besonders letzterer Titel weiß mit wirklich guter Gitarrenarbeit aufzuwarten. Die gute Nachricht: Das geht in Richtung frühe Queensrÿche und kann zumindest den schlechteren Titeln der 1980er-Meisterwerke einigermaßen das Wasser reichen. Die schlechte Nachricht: Damit stehen die beiden Nummern auf „The Key“ ziemlich alleine da.

Von hier an schaltet die Scheibe nämlich auf Langweiler-Modus um. Dabei mäandert Tate mit seiner Gruppe von Profi-Musikern aus dem Umfeld von Queensrÿche, Disturbed und AC/DC durch verschiedenste musikalische Gefilde, ohne dabei großartig Akzente setzen zu können. Somit krankt „The Key“, wie auch die letzten Werke Tates mit den Original-Queensrÿche, an künstlerischer Unentschlossenheit, musikalischer Ideenarmut und konzeptioneller Überambition. Songs wie das vor sich hin dümpelnde „Ready To Fly“ oder das gewollt harte „Hearing Voices“ wären gerne proggy, sind aber letztendlich einfach nur belanglos. Auch die Balladen „On Queue“ und „Kicking In The Door“ sollten vermutlich stimmungsvoll und atmosphärisch werden, sind in letzter Konsequenz aber nichts als heiße Luft. Richtig peinlich wird’s dann bei „The Stranger“, das mit seinen Modern-Metal-Riffs aus dem Setzkasten und Tates Pseudo-Rap-Einlagen als ganz, ganz schlimme Nu-Metal-Anbiederung daherkommt. Trendy ist sowas schon seit Jahren nicht mehr, ganz davon abgesehen, dass man einer 56-Jährigen Prog-Metal-Koryphäe derartige musikalische Ausdrucksformen nicht wirklich abkauft. Selbst etwas bessere Titel wie „Life Or Death“, das von den ausdrucksstarken Vocals des Gastsängers Mark Daly enorm aufgewertet wird, oder der melancholische Closer „The Fall“ mit seinem coolen Saxofon-Solo bekommen unterm Strich höchstens das Prädikat „Kann man hören, muss man aber nicht“. An was es hier fehlt sind schlichtweg die eingängigen, ausladenden Melodien, die Queensrÿche auf begnadeten Werken wie „Operation:Mindcrime“ oder „Empire“ zu dem machten, was sie unbestritten einmal waren: Eine der größten und besten Melodic-Metal-Bands aller Zeiten.

Im Großen und Ganzen muss man Tate und seiner OPERATION:MINDCRIME-Formation dennoch zugutehalten, dass die Formkurve nach dem langweiligen Solo-Output „Kings & Thieves“ und dem unausgegorenen, unter dem Queensrÿche-Banner erschienenen „Frequency Unknown“ wieder ein wenig nach oben zeigt. Mit Ausnahme von „Burn“ und „Re-Inventing The Future“ bewegt sich „The Key“ dennoch ziemlich konsequent zwischen besserem und schlechterem Mittelmaß. Bleibt nur zu hoffen, dass die Todd-La-Torre- Queensrÿche mit ihrem Anfang Oktober erscheinenden Album „Condition Hüman“ Geoff Tate qualitativ erneut ein Schnippchen schlagen werden.

Wertung: 5 / 10

Publiziert am von Nico Schwappacher

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