Review Paganize – Evolution Hour

Was erwartet man von einer Band, die als Einflüsse Queensryche, Black Sabbath und Dio angibt? Sicher nicht einen derart modern klingenden, kernigen Power Metal, der genauso gut der Feder unseres texanischen Freundes John Schaffers entsprungen sein könnte. Für mich als großen Iced Earth-Fan der alten Schule (nein, ich will hier keine Diskussion über den Ripper beginnen) also genau das richtige, denk ich mir während die ersten paar Takte in brillianter Qualität aus den Boxen rumpeln. Es verstreicht fast eine ganze Minute, bevor sich meine Eingeweide krampfhaft verknoten, was ist das? Offensichtlich mangelt es im norwegischen Notodden nicht an hochklassigen Musikern, dafür aber an Sängern, denkt man sich, während der erste Track „The Hour“ alle positiven Erwartungen zunichte macht. Der Refrain ist ganz okay, dank dem Chor, aber die Stimme von Geir Helge Fredheim – übrigens auch Sänger bei Winterstrain – ist einfach deutlich zu hoch, bzw. in hohen Lagen einfach nicht schön. Das nächste Stück „Conscience“ verheißt die gleiche Enttäuschung zu werden, denn der instrumentale Anfang ist wieder genial – ein herrlicher Staccatoritt über die Gitarrenbünde. Doch halt, Herr Fredheim kann auch tief singen und plötzlich wird das Ganze eine runde Sache, die voll zu überzeugen weiß. Mit seinem leicht rauen Organ unterstreicht er den düsteren Touch der Musik und verleiht ihr gleichzeitig eine sehr eigenständige Note. Leider belässt er es nicht dabei, sondern muss mit zunehmender Dauer des Stückes immer wieder stimmlich nach oben ausbrechen und macht dabei keine bessere Figur als beim ersten Song.

Das Problem zieht sich so leider durch die ganze Platte. Besonders deutlich wird es auch beim ruhigeren, schleppenden „Hollow“ mit seinen leichten Manowar-Anleihen, das in der Strophe absolut begeistern kann und immense Schwächen bekommt, wenn Geir zum Steilflug ansetzt. „Turn Of The Tide“ gefällt mir als Bassisten fast am besten, zumindest der Anfang. Ein klasse Basslauf läutet nämlich das Stück ein, das so richtig Gas gibt. Insgesamt fällt auf, dass die Produktion wie oben erwähnt, wirklich mit zu den besten zählt, die ich in letzter Zeit gehört habe. Hier wird ein wirklich transparenter Sound geschaffen, in dem jede Note jedes Instruments zur Geltung kommt, ohne dabei irgendwas an Power und Druck einzubüßen.

Die einzige Passage in der die hohe Stimme passt, ist der Beginn von „The Wraith“ in dem nur von cleanen Gitarren untermalt, eine schaurig-strange Atmosphäre geschaffen wird. Der Rest der Lieder folgt im Großen und Ganzen den vorhergehenden ohne weitere stilistische Auswüchse. Wer sich – wie ich – beim ersten Durchlauf über einen knapp 20minütigen Epos namens „Unfolded“ freut, wird bitter enttäuscht: Nach 4 Minuten und 50 Sekunden ist Schluss und der komplette Rest ist Stille. Keine Ahnung, was das soll.

Um das Ganze noch mal auf den Punkt zu bringen, kann man sagen, dass PAGANIZE mit „Evolution Hour“ ein sehr starkes Album gelungen wäre, hätten sie es geschafft ihren Sänger in den tieferen Stimmlagen – in denen er wirklich super ist – festzuhalten und mit zwei oder drei innovativen Ideen ihren Songs die nötige Eigenständigkeit zu geben. So bleibt eine Band im Gedächtnis, die sehr viel Potential besitzt, sich letztlich aber auch leider einige Schwächen geleistet hat.

Wertung: 7 / 10

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